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Rechte Demonstration Rechte Demonstration in Köthen: Polizei mit Böllern attackiert

Von Stefanie Greiner 18.09.2016, 21:52
Ein Großaufgebot der Polizei sicherte in Köthen eine Demonstration ab. Über der Stadt kreiste ein Hubschrauber.
Ein Großaufgebot der Polizei sicherte in Köthen eine Demonstration ab. Über der Stadt kreiste ein Hubschrauber. Heiko Rebsch

Köthen - Ein Großaufgebot der Polizei hat am Samstagabend in Köthen rund 50 Demonstranten gegenübergestanden. Die Polizei sprach von Personen, die „augenscheinlich überwiegend dem rechten Spektrum“ zuzuordnen sind. Hintergrund der Demonstration war eine Auseinandersetzung zwischen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und Deutschen am Vorabend im Friedenspark.

Aufruf über Facebook

„Darum gehen wir heute in Köthen auf die Straße“, lautete der Aufruf, der am Samstag von verschiedenen Personen über Facebook verbreitet wurde. Es wurde dazu aufgefordert, keine Fahnen und Transparente mitzubringen. Eine Demonstration sollte das Ganze nämlich eigentlich nicht werden. Die hätte vorher angemeldet werden müssen. Über Facebook verbreitete sich die Nachricht im Eiltempo. Treffpunkt war 18 Uhr der Bahnhof. Von dort aus sollte es zu einem Versammlungsraum gehen. „Wir lassen uns nicht aufhalten“, stand in dem Aufruf.

Am Bahnhof wartete aber bereits die Polizei. Wie viele Einsatzkräfte es genau waren, darüber wollte Maik Strömer, Sprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost in Dessau, keine Auskunft geben. Neben der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost waren auch die Landesbereitschaftspolizei und die Bundespolizei im Einsatz. Über der Stadt kreiste ein Hubschrauber.

Mehrere Polizeifahrzeuge beschädigt

Anfangs hatte sich die Wut einiger Demonstranten gegen die Polizei gerichtet. Sie griffen die Einsatzkräfte an. Mehrere Polizeifahrzeuge wurden beschädigt. Von einem wurde zum Beispiel der Spiegel kaputt getreten. Die Demonstranten warfen außerdem Böller in Richtung der Polizisten.

Die Teilnehmer des „Treffens“ hatten sich später spontan dazu entschlossen, doch eine Demonstration anzumelden. Darum kümmerte sich Aloys Tappel vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der Sammlungsbehörde. Er hatte am Wochenende Bereitschaft und war vor Ort. Eine Demonstration anzumelden, sei auch kurzfristig möglich, machte er deutlich. Die angemeldete Strecke führte von der Bahnhofstraße über den Bärplatz, die Weintraubenstraße und die Friedrich-Ebert-Straße bis zum Bahnhof. Gegen 22 Uhr war die Demonstration dort zu Ende.

Die eigentliche Demonstration verlief nach Angaben von Kriminalrat Peter Ziehm ruhig. Der Leiter des Revierkommissariats Bitterfeld-Wolfen war der Einsatzleiter.

Einsatzkräfte sicherten auch „neuralgische Punkte“

Die Einsatzkräfte sicherten am Samstagabend nicht nur die Demonstration ab, sondern auch „neuralgische Punkte“ in Köthen. Dazu gehörte eine Flüchtlingsunterkunft in der Innenstadt. Oberbürgermeister Bernd Hauschild hatte zuvor bereits eine Runde durch Köthen gedreht und die Bewohner der Flüchtlingsunterkünfte gebeten, sich ruhig zu verhalten. Ulrich Heller, der sich um die minderjährigen Flüchtlinge in Klepzig kümmert, hatte für seine Jungs vorsichtshalber ein Abendprogramm außerhalb von Köthen organisiert.

Nach der Demonstration wurden mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen des Verdachts des Landfriedensbruches und wegen Verstoßes gegen das Versammlungs- und Sprengstoffgesetz. Die Polizei ermittelt außerdem wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung.

„Es ist keine Lösung, schwarz angezogen durch die Stadt zu ziehen“, sagte Martin Olejnicki, Sprecher der Initiative „Willkommen in Köthen“. Der Vorfall im Friedenspark mache auch ihm Sorgen. Die Demonstration habe die Angst in der Bevölkerung vor Flüchtlingen aber nicht genommen, sondern zusätzlich Angst geschürt. (mz)

Zu Beginn gab es einige Auseinandersetzungen.
Zu Beginn gab es einige Auseinandersetzungen.
Heiko Rebsch