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„Alle Vögel sind noch da“ Naumann-Museum soll überall in der Köthener Innenstadt zu einer Stadtraumausstellung werden

Mit einer Stadtraumausstellung will die Köthen Kultur und Marketing GmbH die Verbundenheit zum aktuell geschlossenen Naumann-Museum darstellen.

Von Sylke Hermann 26.09.2021, 12:00
Ein Anfang ist gemacht. Und zwar in der Schlossstraße, Ecke Marktstraße. In einem leerstehenden Ladenlokal der städtischen Wohnungsgesellschaft können Passanten bereits eine Mini-Vogelwelt-Ausstellung bestaunen.
Ein Anfang ist gemacht. Und zwar in der Schlossstraße, Ecke Marktstraße. In einem leerstehenden Ladenlokal der städtischen Wohnungsgesellschaft können Passanten bereits eine Mini-Vogelwelt-Ausstellung bestaunen. (Foto: Ute Nicklisch)

Köthen/MZ - Juliane Naumann hat sich zwei echte Prachtexemplare aus der ornithologischen Sammlung ausgesucht: einen Waldkauz und einen Star. Die Vögel sollen in den nächsten Tagen das Schaufenster ihres Optikergeschäftes in der Köthener Fußgängerzone zieren - getreu dem Motto: „Alle Vögel sind noch da“. Und das, obwohl das Naumann-Museum geschlossen hat.

Mit ihrer neuen Stadtraumausstellung will die Köthen Kultur und Marketing GmbH (KKM) zeigen, dass man die Vogelwelt nicht aus den Augen verliert. Vielmehr, so Pressesprecherin Ilka Hillger, habe man frühzeitig überlegt, was man tun kann, damit das Museum nicht gänzlich aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwindet. Entstanden ist die Idee einer gemeinsamen Aktion mit der Werbegemeinschaft für die Bachstadt Köthen.

Die KKM stellt sich vor, dass die Gewerbetreibenden kleine Patenschaften für die Exponate übernehmen

In möglichst vielen Ladenlokalen in der Innenstadt sollen in den kommenden Wochen und Monaten Bezüge zur Vogelwelt entstehen. „Wir wollen das Museum in die Stadt bringen“, formuliert KKM-Geschäftsführerin Christine Friedrich während eines Pressegespräches am Dienstag. Man sei sich dessen bewusst, dass den Einzelhändlern damit Werbefläche für ihre Produkte verloren gehe, hoffe dennoch auf breite Unterstützung der Idee. Wenn es 20 bis 30 Schaufenster werden, in denen an die berühmte Ausstellung Johann Friedrich Naumanns erinnert wird, wäre man sehr dankbar.

Die KKM stellt sich vor, dass die Gewerbetreibenden kleine Patenschaften für die Exponate übernehmen - insbesondere durch eine Kostenbeteiligung. Die KKM sei nicht in der Lage, das aus eigener Tasche zu stemmen. Deshalb die Überlegung einer Kooperation: Die KKM steht bei Gestaltungsfragen mit Rat und Tat zur Seite, passt Druckdateien auf ein bestimmtes Format an, während der jeweilige Händler wiederum die Produktion eines Banners oder anderer Präsentationsflächen finanziert. Vor allem will man Zeichnungen des Ornithologen in den Schaufenstern präsentieren. Doch bekanntermaßen sei die Auswahl an Exponaten groß, betont Christine Friedrich, die freilich auch daran erinnert, dass sich nicht jedes beliebige Stück - schon gar nicht die wertvollsten - für eine Stadtraumausstellung eignen würden.

In einem leerstehenden Ladenlokal der städtischen Wohnungsgesellschaft können Passanten bereits eine Mini-Vogelwelt-Ausstellung bestaunen

Gemeinsam mit der Werbegemeinschaft für die Bachstadt Köthen könnte die Stadtraumausstellung auch mit einem Quiz gekoppelt werden. Details dazu gibt es dazu im Moment allerdings noch nicht. Erst einmal müssen die Händler sich für ein ornithologisch akzentuiertes Schaufenster begeistern können - und ein solches gestalten.

Ein Anfang ist gemacht. Und zwar in der Schlossstraße, Ecke Marktstraße. In einem leerstehenden Ladenlokal der städtischen Wohnungsgesellschaft können Passanten bereits eine Mini-Vogelwelt-Ausstellung bestaunen. Ilka Hillger weist bewusst daraufhin, dass sich alle Flächen eignen würden. Auch die leerstehenden Lokale. Möglicherweise könnten sich Schulen vorstellen, dort aktiv zu werden und eine Patenschaft zu übernehmen. Auch Institutionen und Vereine wären durchaus vorstellbar.

Das Naumann-Museum mit seiner weltberühmten ornithologischen Ausstellung ist wegen Sanierungsarbeiten im Ferdinandsbau des Schlosses seit etwa einem Jahr geschlossen. Die Exponate befinden sich im Depot.
Das Naumann-Museum mit seiner weltberühmten ornithologischen Ausstellung ist wegen Sanierungsarbeiten im Ferdinandsbau des Schlosses seit etwa einem Jahr geschlossen. Die Exponate befinden sich im Depot.
(Foto: KKM/Christian Ratzel)

Grenzen scheint es keine zu geben, um die neue Stadtraumausstellung wachsen zu lassen und lebendig zu gestalten. Im nächsten Jahr könnte man auf dem Holzmarkt eine kleine Vogelhochzeit feiern oder ein wie auch immer aussehendes Fest - Hauptsache, so der Plan, Johann Friedrich Naumann bleibt in den Köpfen.

Das Naumann-Museum ist wegen Sanierungsarbeiten seit etwa einem Jahr geschlossen

Das Naumann-Museum mit seiner weltberühmten ornithologischen Ausstellung ist wegen Sanierungsarbeiten im Ferdinandsbau des Schlosses seit etwa einem Jahr geschlossen. Das Dach wird saniert. Anschließend widmet man sich den Räumlichkeiten. Unter Umständen gelinge es der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt als Eigentümerin des Schlosses auch, weitere Mittel zu generieren, um weitere Bereiche des Hauses instandsetzen zu können.

Doch all das, so sagt es KKM-Geschäftsführerin Christine Friedrich, wäre lediglich „Kaffeesatzleserei“. Keiner könne derzeit prophezeien, wie lange die Sanierung des Naumann-Museums dauert. Bis Ende kommenden Jahres zumindest müssten die dafür bereits bewilligten Fördermittel abgerechnet werden.

Bernhard Just, der Leiter des Naumann-Museums, muss sich wohl oder übel noch geraume Zeit mit dem Depot zufriedengeben. Für Christine Friedrich jedenfalls wäre jede vorschnelle Rückkehr in die angestammten Räumlichkeiten und ein möglicher erneuter Auszug ungünstig - für alle Beteiligten wie für die Exponate. Der Mietvertrag im Depot könne problemlos verlängert werden oder auch entfristet. „Die Vögel“, sagt sie, „können dort so lange bleiben wie es dauert.“

Gewerbetreibende, die Interesse daran haben, ihr Schaufenster in die Stadtraumausstellung einzubinden, können sich jederzeit sowohl an Heike Wedel von der KKM als auch an die Werbegemeinschaft für die Bachstadt Köthen wenden.