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Angriff in Köthen Köthen: Was ist im Friedenspark passiert?

Von Stefanie Greiner 18.09.2016, 14:06
Der Friedenspark in Köthen
Der Friedenspark in Köthen Archiv/Rebsch

Köthen - Auslöser der Demonstration in Köthen war eine Auseinandersetzung am Freitagabend. Flüchtlinge hätten am Friedenspark zwei Mädchen sexuell bedrängt. Dieses Gerücht kursierte bei Facebook - und wurde auf Nachfrage der MZ von der Polizei bestätigt.

Die beiden 15-Jährigen aus Afghanistan hätten die Mädchen belästigt. Sie hätten aber nicht versucht, die Gleichaltrigen auszuziehen. Das stellt die Polizei klar und widerspricht damit weiteren Gerüchten, die in dem sozialen Netzwerk aufgekommen waren.

Schlag ins Gesicht

Von einem verbalen „Angriff auf unterstem Niveau“ spricht Wolfram Hädicke. Der Pfarrer der Kirchengemeinde St. Jakob in Köthen, deren Pfarramt sich am Friedenspark befindet, hat einen Teil der Auseinandersetzung mitbekommen und mit einem der beiden Mädchen gesprochen. Mit den Worten „Frauenfeindlichkeit und Sexismus“ bewertet er die Äußerungen der Flüchtlinge, die das Mädchen wiedergegeben hätte.

Die Mädchen, teilt die Polizei weiter mit, wollten mit den Flüchtlingen nichts zu tun haben. Eines der beiden Mädchen hätte zum Pfefferspray gegriffen. Daraufhin habe ihr einer der beiden Flüchtlinge ins Gesicht geschlagen, heißt es weiter.

Kritik an Polizei

Das hätten mehrere Deutsche mitbekommen. Ein 20-Jähriger sei dazwischen gegangen und von einem Flüchtling mit einer zerbrochenen Flasche am Arm verletzt worden. Die Polizei spricht in diesem Fall von gefährlicher Körperverletzung, im Fall des geschlagenen Mädchens von Körperverletzung.

Die Darstellung der Polizei will Pierre Vatthauer nicht so stehen lassen. Er leitet die Einrichtung für unbegleitete minderjährige Ausländer der St. Johannis GmbH in Bobbe, wo unter anderem die beiden 15-Jährigen aus Afghanistan leben. „Die Schilderung der Situation wurde einseitig in die Öffentlichkeit getragen“, kritisiert er.

Was im Friedenspark passiert sei, hätten ihm die beiden Jugendlichen anders beschrieben. Sie seien, gibt er deren Worte wieder, von einem Mädchen und einem jungen Mann beleidigt und dazu aufgefordert worden, den Friedenspark zu verlassen. Die 15-Jährigen hätten kontern wollen, sich plötzlich aber 20 Personen gegenüber gesehen. „Unsere Jungs haben versucht, sich zu verteidigen“, sagt Pierre Vatthauer. Die Situation sei eskaliert.

Fehlender Dolmetscher

Den Bereichsleiter ärgert, dass die Flüchtlinge nicht die Möglichkeit gehabt hätten, ihre Sicht zu erläutern. „Die Jungs fühlten sich nicht verstanden“, sagt er. Was nicht zuletzt daran gelegen habe, dass kein Dolmetscher dagewesen sei.

Der Polizei würden in solchen Fällen vereidigte Dolmetscher fehlen, räumt Maik Strömer ein. Der Sprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost in Dessau merkt an, dass die Beteiligten noch einmal ausführlich befragt werden müssten, um zu klären, was genau am Freitagabend am Friedenspark passiert sei. Am Ende müsse ein Staatsanwalt entscheiden. (mz)