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Stadt diskutiert über Miet-Angebot Köthen: Neue Regeln für Karin Ritter und andere Obdachlose geplant

Von Matthias Bartl 21.09.2019, 09:28
Karin Ritter könnte bald einen Mietvertrag angeboten bekommen.
Karin Ritter könnte bald einen Mietvertrag angeboten bekommen. Bartl

Köthen - Auf den 1. Oktober kann man in Köthen besonders gespannt sein. Das nämlich ist der Termin, an dem feststeht, ob die derzeit einzige Bewohnerin des Obdachlosenobjekts in der Augustenstraße entweder in dem Haus bleibt - dann aber als Mieterin einer Wohnung - oder ob es gelingt, ihr anderweitig Wohnraum jenseits der Obdachlosenunterbringung zu verschaffen. Wodurch dann die Augustenstraße 63 leer stünde - jedenfalls so lange, bis „richtige“ Obdachlose dort Zuflucht finden.

Auf alle Fälle greift dann das Wohnhilfekonzept der Stadt Köthen, das jetzt im Stadtrat mit klarer Mehrheit angenommen wurde. Und das zum bisherigen Prozedere der Unterbringung von Obdachlosen einige signifikante Änderungen beinhaltet.

Grundsätzlich werden in ihm, so hatte es die zuständige Dezernentin Stephanie Behrendt im Hauptausschuss vorgetragen, die Bewohner des Objektes in drei Kategorien eingeteilt. In diejenigen, die die Notunterkunft nur für kurze Zeit nutzen - und schnell weiterziehen. In diejenigen, deren Obdachlosigkeit mittelfristig länger dauern wird.

Obdachlosenunterbringung in Köthen: Sonderregel für Karin Ritter?

Und in der dritten Kategorie geht es um Wohnraum für Menschen in andauernden sozialen Schwierigkeiten - in Stadtratskreisen hat dieser Abschnitt des Konzepts schon den Namen „Lex Karin“ erhalten.

Aus gutem Grund, denn hier wird der bekanntesten Köthener Obdachlosen, die eigentlich nie wirklich obdachlos war, eine Extralösung angeboten. Eine Extrawurst, die darin besteht, in dem Haus zwei Zimmer (ein Raum, eine Küche) sowie eine Dusche und ein WC zur Einzelnutzung zur Anmietung zur Verfügung zu stellen.

Wobei der Mietvertrag gleichzeitig die Haus- und Duschordnung außer Kraft setzt. Wie gesagt: Ob das Ganze so zum Tragen kommt, ist spätestens am 1. Oktober entschieden.

Nach MZ-Informationen soll es zumindest ein anderes, privates Wohnangebot für Karin Ritter geben. Mit deren Wegzug aus der Augustenstraße man sich dann für die Ritterburg einen anderen Namen ausdenken müsste.

Im Stadtrat ging es am Donnerstag weniger um die generelle Sinnhaftigkeit des Wohnhilfekonzepts, sondern um Einzelheiten.

Zum Beispiel um die Arbeit des Sicherheitsdienstes, der derzeit noch 24 Stunden am Tag das Objekt bzw. die Bewohner(in) betreut und ab 17. Oktober (vorerst bis 31. Dezember) nur noch nachts von 19 bis 7 Uhr vor Ort sein soll.

Die Kosten dafür hatten schon in den zurückliegenden Monaten für Debatten unter den Stadträten gesorgt, und auch diesmal wieder wurde der „Riesenposten“ durch Christina Buchheim (Linke) in Frage gestellt. „Man kann es der Bevölkerung nicht mehr vermitteln, was wir dort für Geld ausgeben“, sagte sie, zumal sich in der Augustenstraße eben nur mehr eine Person aufhalte.

Stefan Krischok von der AfD und Georg Heeg (CDU) sahen dagegen sehr wohl eine Notwendigkeit, den Sicherheitsdienst im derzeitigen Umfang aufrechtzuerhalten.

Nicht zuletzt Gespräche mit Objektschützern hatten sie dazu bewogen. „Wir können den Bürgern nicht erklären, dass wir dort 300.000 Euro investiert haben - und jetzt ist es Kleinholz“, machte sich Krischok Sorgen um den Bestand im Obdachlosenobjekt - unabhängig davon, wie viele und welche Leute dort gerade untergebracht seien.

Wärmestube entsteht für Obdachlose in Köthen

Diskutiert wurde auch das Thema Fremdbetrieb, wobei die Stadtverwaltung deutlich machte, dass zwar abhängig vom Bedarf eine Fremdbetreibung ausgeschrieben werde, man aber schon vorab Kontakt mit potentiellen Betreibern aufnehmen werde, um eben auch kurzfristig reagieren zu können.

Die derzeitige Leere in der Augustenstraße 63 kann sich tatsächlich schnell ändern - je nach Wind und Wetter. Für diesen Fall soll im Objekt auch eine Wärmestube eingerichtet werden, für deren Installation die Stadt 10.000 Euro einplant.

Gibt es diese Stube erst einmal, verbunden mit sozialhilferechtlichen Strukturen und der Gewährleistung von Sicherheit, dann geht die Stadt von steigenden Belegungszahlen aus. Das kann schnell gehen - Mitarbeiter des Ordnungsamtes haben in unbewohnten Gebäuden der Stadt schon Hinweise auf Übernachtungen gefunden. (mz)

Die Stadt Köthen hat in die Obdachlosenunterkunft Augustenstraße 63 viel Geld investiert - und die so geschaffenen Werte sollen dauerhaft erhalten werden.
Die Stadt Köthen hat in die Obdachlosenunterkunft Augustenstraße 63 viel Geld investiert - und die so geschaffenen Werte sollen dauerhaft erhalten werden.
Redaktion MZ