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Einer von 45 Im Notfall ist er da: Henning Zinner für sein Engagement bei Köthener Feuerwehr ausgezeichnet

Helfen, wo es brennt: Henning Zinner ist einer von 45 Freiwilligen Feuerwehrleuten in Köthen. Für sein Engagement wurde er nun ausgezeichnet.

Von Jakob Milzner 09.10.2021, 14:00
Der Freiwillige Löschmeister Henning Zinner beantwortet beim Köthener Vereineball die Fragen von Moderatorin Katrin Huß.
Der Freiwillige Löschmeister Henning Zinner beantwortet beim Köthener Vereineball die Fragen von Moderatorin Katrin Huß. (Foto: Ute Nicklisch)

Köthen/MZ - Seinen Melder hat Henning Zinner immer bei sich. Ein unscheinbares, nicht einmal faustgroßes Gerät ist das, mit einem kleinen Bildschirm ausgestattet, auf dem nur wenige Stichworte zum Ort und zum Anlass eines Einsatzes angezeigt werden. Doch wenn es hart auf hart kommt, können diese Informationen Leben retten.

„Wir haben etwa 200 bis 250 Einsätze im Jahr“, sagt der 50-Jährige mit den wachen Augen und der ruhigen Stimme. Schon mit sechs Jahren habe er sich als junger Brandschutzhelfer, wie es zu DDR-Zeiten hieß, engagiert, erinnert er sich. Mittlerweile ist der studierte Verfahrens- und Umwelttechniker Löschmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Köthen. Damit ist er einer von insgesamt 45 aktiven Kameraden, die ausrücken, wenn es brenzlig wird. Oder nass. Oder, oder...

Für seine Tätigkeit wurde der Löschmeister im Rahmen des Köthener Vereineballs nun geehrt

„Das ganze Programm“, fasst Henning Zinner die Bandbreite der Einsätze zusammen, zu denen er und und die anderen Freiwilligen der Köthener Stadtwehr gerufen werden. Von der sprichwörtlichen Katze im Baum, „die Statistikkatze“, wie der Löschmeister sie scherzhaft bezeichnet, über die Unterstützung von Rettungskräften bei Unfällen bis hin zum Großbrand, die Ehrenamtlichen sind zur Stelle. Wären sie es nicht, wäre es sonst wohl niemand; außer zwei hauptamtlichen Kräften, die sich unter anderem um die Wartung der Geräte kümmern, seien alle Feuerwehrleute in Köthen unentgeltlich im Einsatz, berichtet Zinner.

Für seine Tätigkeit wurde der Löschmeister im Rahmen des Köthener Vereineballs nun geehrt, „weil das ein ganz zurückhaltender, engagierter Kamerad ist“, sagt Yves Kluge, stellvertretender Stadtwehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Köthen. Zinner mache „keinen großen Wirbel um seine Person“, erläutert Kluge, kümmere sich aber um vieles; so betreut der nun Ausgezeichnete unter anderem auch die Webseite der hiesigen Wache.

Seine Motivation sei „dieses unbedingte Helfenwollen“, erzählt Henning Zinner

Für die Stadtwehr würde sich der Ehrenamtler noch mehr Unterstützung durch weitere Freiwillige wünschen. „Wir suchen Leute, die die gleiche Macke wie wir haben“, sagt der 50-Jährige lachend, „dieses unheilbare Helfersyndrom.“ Für das Köthener Stadtgebiet, sagt er, „könnten gern doppelt so viele mitmachen“.

Seine Motivation sei „dieses unbedingte Helfenwollen“, erzählt Henning Zinner. Dafür nimmt er es in Kauf, zum Teil auch mitten in der Nacht vom Piepsen des Melders aus dem Schlaf gerissen zu werden. „Das funktioniert nur, wenn die Familie mitspielt“, sagt er. Denn das Engagement sei äußerst zeitintensiv. „Feuerwehr ist nicht nur Einsatz, das ist auch ganz viel Ausbildung“, betont der Löschmeister. Je nach Dienstgrad brauche es zusätzlich zur Grundausbildung, verschiedene Spezialausbildungen. „Man muss am Ball bleiben“, sagt der Ehrenamtler. So verbrächten er und seine Kameraden jede Woche rund eineinhalb Stunden mit Schulungen.

Trotz ihres Einsatzes würden sich nur wenige Menschen bei den Freiwilligen bedanken, berichtet Zinner. „Es kommt vor, dass sich Leute bedanken, aber es sind viel zu wenige“, sagt er. Zwar seien er und seine Kameraden „nicht auf Dankesworte angewiesen“, aber „es könnte schon öfter vorkommen“, sagt der Löschmeister.

Dass es in Köthen keine berufliche Feuerwehr gibt, bedeutet für Zinner und die anderen Freiwilligen ständige Einsatzbereitschaft

Dass es in Köthen keine berufliche Feuerwehr gibt, bedeutet für Zinner und die anderen Freiwilligen ständige Einsatzbereitschaft. Doch nicht immer können sie die gewährleisten. „Die meisten stehen in Lohn und Brot“, sagt der 50-Jährige, der selbst an der Hochschule Anhalt arbeitet und nebenher noch im Kleinkunstverein „Rondo la Kulturo Coethen“ und als Tontechniker der Band „Big Böörnd and his Soundshreckers“ tätig ist - zusätzlich sitzt Zinner als sachkundiger Einwohner im Köthener Sozial- und Kulturausschuss. „Zu Bürozeiten ist es schwierig“, fährt er fort. Das sei bislang zwar noch nie zu einem Problem geworden; „aber es kann jederzeit passieren“.