Hochschule Anhalt Hochschule Anhalt: Appetit auf Schlamm
Aken/köthen/MZ. - Rund 2 000 Tonnen Klärschlamm fallen pro Jahr im Akener Klärwerk an. "Das ist für Klärwerke mittlerweile ein Problem", weiß Professor Reinhard Pätz vom Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik der Hochschule Anhalt in Köthen.
Zwar gilt Klärschlamm in Deutschland heute als einer der am besten kontrollierten Dünger überhaupt, das Problem sei aber der massenhafte Anfall dieses Abproduktes, so der Professor. Bekäme man das Wasser aus dem Klärschlamm heraus, würde sich die Masse erheblich reduzieren. "Genau das ist unser Ziel", erklärt der Wissenschaftler. "Wir sind in Deutschland die ersten, die dieses Thema angehen."
Das kleine Forschungsteam unter Leitung des Edderitzers Dominik Sauer, der seinen Bachelor und Master im Bereich Biotechnologie gemacht hat und nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule arbeitet, hat das Akener Klärwerk für diese Untersuchungen ausgewählt.
Der Grund: hier werden nur häusliche und gewerbliche Abwässer geklärt. "Das hat Einfluss auf die Zusammensetzung des Klärschlamms", begründet Professor Pätz die Wahl. Auch die Köthener Klärwerker seien durchaus interessiert gewesen.
Auf die Spur kommen wollen die Wissenschaftler bei ihren Untersuchungen jenen Mikroorganismen, die genau den Bestandteil des Klärschlammes auf ihrem Speisezettel haben, der die Entwässerung des Schlammes verhindert. Dabei greifen die Mitarbeiter der Hochschule zusätzlich auf den Schlamm einer zweiten Kläranlage aus der Nähe von Delitzsch, (AZV Oberer Lober) zurück.
Aus der Literatur wissen Pätz und Sauer, welche Mikropilze für die Laboruntersuchungen im Reaktor infrage kommen. "Die haben wir natürlich nicht alle in unserer Sammlung", erklärt der Professor. Pätz selbst verfügt nach eigenen Angaben über eine Sammlung mit rund 120 Stämmen verschiedener Mikropilze und Hefen, die in einer Art Kühltruhe bei minus 85 Grad Celsius aufbewahrt werden.
Dank der Zusammenarbeit mit der Firma CPD Umweltschutz Espenhain kann das Forschungsteam bei dem Klärschlammprojekt auf eine Vielzahl weiterer Mikroorganismen-Stämme zurückgreifen. Mit im Boot sind noch zwei weitere Firmen. Eine vermarktet unter anderem Flockungsmittel, die andere produziert spezielle Mess- und Regelungsanlagen.
Im Laborversuch geht es zunächst darum, die Mikropilze mit dem Klärschlamm im Reaktor zusammenzubringen. Das geschieht unter Zufuhr von Luft, die dem Sauerstoffeintrag und der Durchmischung dient. Es verspricht also spannend zu werden auf der Suche nach dem am besten geeigneten Organismus, der die Klärschlammmenge am effektivsten reduziert. Dazu wollen die Wissenschaftler mit ihren Partnern ein Verfahren entwickeln, das es ihnen ermöglicht, mit dem geeigneten Pilz den Klärschlamm zu entwässern.
"Unsere Masterstudenten sind sehr interessiert an solchen Projekten", freut sich Professor Pätz. Der Masterstudiengang Biotechnologie sei in Köthen auch deshalb so gefragt, weil er zugleich eine gute Ausbildung in der Verfahrenstechnik garantiert.
"Unsere Masterstudenten kommen in der Industrie sehr gut unter", nennt der Professor ein erfreuliches Resultat dieser soliden Ausbildung.