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Schrauben fürs Klima Freie Schule Anhalt in Köthen hat zweiten Platz bei bundesweitem Energiesparwettbewerb gewonnen

Daher gab es nun hohen Besuch aus Magdeburg. Mit welcher Idee die Schüler überzeugen konnten.

Von Jakob Milzner 05.07.2022, 16:31
Eine Urkunde gab’s auch noch: Bildungsministerin Eva Feußner bei ihrem Besuch der Freien Schule Anhalt in Köthen.
Eine Urkunde gab’s auch noch: Bildungsministerin Eva Feußner bei ihrem Besuch der Freien Schule Anhalt in Köthen. (Foto: Jakob Milzner)

Köthen/MZ - Die Bildungsministerin bekommt einen Salat serviert und von allen Seiten klicken die Kameraauslöser. „Tomaten, bitte“, sagt Eva Feußner und lächelt geduldig, während eine Schülerin ihr den hingehaltenen Teller füllt. Doch nicht allein zum Mittagessen ist die Ministerin an diesem Montagmittag nach Köthen gekommen. Ebenso wenig wie die regionale Polit-Prominenz um Landrat Andy Grabner, den Köthener Oberbürgermeister Bernd Hauschild und den Landtagsabgeordneten Olaf Feuerborn.

Sie alle stünden an diesem Tag wohl kaum auf dem Hof der Freien Schule Anhalt, hätten deren Schülerinnen und Schüler nicht den vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Landeswettbewerb „Energiesparmeister 2022“ gewonnen.

Zweiter Platz beim Bundeswettbewerb – bei 395 teilnehmenden Schulen

Aber damit nicht genug: Mit ihrem Engagement für den Klimaschutz konnten die Jugendlichen das Preisgericht sogar so weit überzeugen, dass auch noch der zweite Platz beim Bundeswettbewerb heraussprang – bei 395 teilnehmenden Schulen. Und damit, wie Marko Mühlstein, Geschäftsführer der Landesenergieagentur betonte, die beste Platzierung, die eine Schule aus Sachsen-Anhalt überhaupt jemals bei dem Wettbewerb erreichen konnte.

Kein Wunder, zeugen doch die Ideen der Köthener Schülerinnen und Schüler nicht nur von deren überzeugtem Einsatz für den Schutz von Klima und Umwelt, sondern darüber hinaus auch von frischem Unternehmergeist und einer innovativen Denkweise, die jedem Start-up in der Hauptstadt zur Ehre gereichen würde.

Den Energiesparpreis haben die Lernenden an der Freien Schule Anhalt primär für ein Projekt bekommen

So gründeten die Jugendlichen nicht nur eine Schülerfirma mit den Namen „FoodBar4you“, die im schuleigenen Kiosk bereits seit mehreren Jahren Essen verkauft, das zugleich gesund sein und Ressourcen schonen soll. Auch darüber hinaus organisierten sich die Schülerinnen und Schüler, richteten etwa Klimadienste in allen Klassen ein, die Impulse für nachhaltiges Verhalten im Schulalltag liefern sollten.

Den Energiesparpreis haben die Lernenden an der Freien Schule Anhalt nun aber primär für ein Projekt bekommen, das die in vielen Apps und auch im Marketing derzeit allgegenwärtige Technik der Gamification anwendet. Unter diesem Begriff versteht man die Integration von Spielelementen in eigentlich spielfremde Zusammenhänge: Beispiel sind das Sammeln von Punkten im Supermarkt oder auch Highscores in der Fitness-App. Ranglisten und viele andere Formen des Feedbacks sollen die Motivation steigern und ernste oder langweilige Tätigkeiten in ein spielerisches Erlebnis verwandeln.

„Ansporn genug, auch im Bund Erster zu werden“

Ähnlich funktionieren die „Gute-Taten-Gläser“, die sich seit einer Weile in allen Klassen befinden und die der Freien Schule Anhalt ihre Platzierungen im Landes- und Bundeswettbewerb eingebracht haben. Diese Einmachgläser nämlich sollen jene kleinen Entscheidungen sichtbar machen, die dem Klima im Alltag zu Gute kommen: „Mit dem Fahrrad zur Schule fahren statt mit dem Auto“, sagt eine Schülerin aus der sechsten Klasse. „Nicht das Licht anlassen“, ergänzt eine Mitschülerin, „oder auch nicht so viel Plastik verbrauchen.“

Für jede dieser kleinen Entscheidungen können die Jugendlichen an der Freien Schule Anhalt eine kleine Schraube in das „Gute-Taten-Glas“ ihrer Klasse werfen. Einmal wöchentlich werden alle Gläser gewogen und so ermittelt, welche Klasse in diesem Zeitraum am aktivsten war.

Sie habe sich das Projekt angesehen, sagte Bildungsministerin Eva Feußner bei der Preisübergabe, und sei begeistert. Der Sieg im Landeswettbewerb, finde sie, sei nun „Ansporn genug, auch im Bund Erster zu werden“.