40 Jahre im Karneval Claus-Dieter Reile feiert in diesem Jahr seine 40-jährige Mitgliedschaft im Narraria Club Aken
Auf den goldenen Orden muss er aber noch warten.

Aken/MZ - „Keine Session, kein Orden“, stellt Karnevalist Claus-Dieter Reile gleich zu Beginn klar. Einen goldenen Orden hätte er in diesem Jahr erhalten, weil er seit nunmehr 40 Jahren im Narraria Club Aken tätig ist. Feierlich sollte dieser bei einer der vielen Veranstaltungen zu Karneval überreicht werden, doch Corona machte auch hier einen Strich durch die Rechnung.
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, weiß auch der 68-Jährige. Einen silbernen Orden zur 30-jährigen Mitgliedschaft hat er zumindest schon - sichtbar an seinem Karnevals-Jackett. Gold kommt da also bald auch noch hinzu.
Schon immer hatte er, wie er selbst sagt, ein großes Faible für Witze
Nun mehr sind es 40 Jahre, in denen er schon dem Verein angehört. Schon immer hatte er, wie er selbst sagt, ein großes Faible für Witze. „Ich erzähle gerne, ich lache gerne mit Gleichgesinnten. Das ist mir viel wert“, erzählt er. Sein Schwiegervater, damals Schriftführer im Karnevalsverein, war es, der ihn vor rund 40 Jahren erstmals mit dem Karneval in Kontakt brachte. Zunächst als Gast bei einer Veranstaltung im Schützenhaus. „Ich habe das Programm gesehen und gedacht, da muss ich auch hin“, erinnert Reile sich. Zurück vom Armeedienst, Hausbau war abgeschlossen - Zeit für ein Hobby war also da. Und so kam es, dass er im Alter von 29 Jahren im Närrischen Männerchor zu eine Art Casting ging.

Er überzeugte offenbar und wurde der neue Büttenredner des Vereins. An seinen ersten Auftritt kann er sich auch heute noch gut erinnern. „Die erste Rede hieß ’ein Nervenbündel’, und das war ich auch. Vor 500 Zuschauern reden, das war schon beeindruckend“, blickt er zurück. Knapp 13 Veranstaltungen habe es damals pro Session gegeben. „Wir haben alle sehr viel erlebt“, sagt Reile.
„Eine solche Krise wie Corona habe ich in all den Jahren im Verein noch nicht erlebt“
Gab es da einen besonders lustigen Moment? Einen kann er Ad-hoc nicht nennen, es waren zu viele. „Die Tage kurz vor Rosenmontag, wenn wir den Festwagen bauen, sind meist immer die lustigsten“, weiß er genau. Mittlerweile ist es dagegen etwas Ruhiger geworden. „In den letzten Jahren waren es nur noch um die fünf Veranstaltungen pro Jahr“, berichtet er. Und nun ist seit zwei Jahren fast kompletter Stillstand. Die sonst so lustigen Narren und Närrinnen sind traurig gestimmt.
„Eine solche Krise wie Corona habe ich in all den Jahren im Verein noch nicht erlebt“, erklärt der heutige Vorsitzende des Vereins. Das Hochwasser 2013 in Aken sei zwar auch schlimm gewesen für den Verein - der damalige Vereinsraum im Keller des Schützenhauses stand komplett unter Wasser. Die Kostüme dahin. „Ein Großteil wurde uns aber glücklicherweise ersetzt“, sagt Reile.
Doch die gemeinsame Zeit, die durch Corona genommen wurde, kann eben niemand ersetzen. Mit reichlich Optimismus war der Verein zunächst am 13. November 2021 in die neue Session gestartet. Alle hofften auf einen Wiederbeginn. „Doch kurz darauf zogen dunkle Corona-Wolken auf. Da mussten wir die Notbremse ziehen“, bedauert Reile. Ein drittes Jahr ohne große Karnevalssitzungen steht an.
Karneval war immer seine größte Leidenschaft, sein Hobby
Zeiten, wo er ans Aufhören dachte, gab es - nicht wegen Corona - in all den Jahren auch. „Aber das waren dann persönliche Auseinandersetzungen. Das hat sich auf einen Abend beschränkt und dann war es wieder vorbei“, berichtet er.
Karneval war immer seine größte Leidenschaft, sein Hobby. Seit 1961 ist er auch noch im Angelverein. „Aber dafür reicht die Zeit nicht mehr aus“, sagt Reile heute. Hauptberuflich war der gelernte Maschinenbauer lange Jahre als Wirtschaftsförderer tätig, später für den Bereich Tourismus, Kultur, Sport und Schule bei der Stadt Aken zuständig. 2017 verabschiedete er sich in den wohlverdienten Ruhestand.

Ruhig geblieben ist er aber dennoch nicht. Dem Karneval bleibt er weiterhin treu. Mittlerweile ist er einer der ältesten Mitglieder im Verein, aber das stört den Vorsitzenden des Vereins keineswegs. Für ihn ist es wichtig, mit dem Verein präsent zu sein, Veranstaltungen für die Öffentlichkeit anzubieten. In der Gegend gibt es ohnehin schon wenig Veranstaltungen. „Karneval hat hier einen hohen Stellenwert. Es ist ein kultureller Leuchtturm“, weiß er.
130 Mitglieder zählt der Verein derzeit - in Spitzenzeiten seien es sogar mal 145 gewesen
Und dieser Leuchtturm soll nach Möglichkeit auch noch viele Jahre leuchten. „Ich wünsche mir, dass es den Verein in fünf Jahren noch gibt“, sagt Reile in Hinblick auf die prekäre Corona-Lage. Karneval lebt vom Kontakt mit anderen Personen, von einer Öffentlichkeit - und das fehlt momentan. Etwaige Überlegungen, Karneval auf den Sommer zu verschieben, weil da das Infektionsgeschehen erwartbar gering sein wird, ist indes keine Option für ihn. „Karneval ist ein Brauchtum. Das wird in der kalten Jahreszeit gefeiert. Das kann man nicht einfach so verschieben“, sagt der 68-Jährige.
130 Mitglieder zählt der Verein derzeit. In Spitzenzeiten seien es sogar mal 145 gewesen. Was er sich von denen auch in der Zukunft wünscht, sei mehr Pflichtbewusstsein. „Viele sehen nur die Bühne, aber beim Herbstputz steht man dann alleine da“, weiß er aus eigener Erfahrung.
Und noch einen Wunsch hegt der Vorsitzende: Nachwuchs für den Verein. Diesen gebe es häufig nur bei den Tanzgruppen. Bei allen anderem sieht es eher mager aus. „Es gab Jahre, da war ich der einzige Büttenredner“, berichtet er. Natürlich spielt Corona bei der Nachwuchsgewinnung nicht gerade in die Karten, aber er hofft dennoch, dass sich in Zukunft wieder mehr Leute für den Karneval begeistern.