Steuerverschwendung in Sachsen-Anhalt Millionengrab: Fertigstellung der B6n zwischen Köthen und A9 verzögert sich um Jahre
Ein Bundesstraßen-Projekt gerät völlig aus dem Ruder: Verzögerungen, explodierende Kosten und hunderte Kröten-Tunnel bremsen den Ausbau der B6n. Das Schwarzbuch der Steuerzahler deckt auf, was hinter dem Baustellen-Chaos steckt.

Köthen/Hinsdorf/DUR. – Seit Jahren schon warten Autofahrer auf die B6n zwischen Köthen und der A9 bei Hinsdorf. Der Grund für die bisherige Verzögerung: seltene Krötenarten, die 2015 und 2016 entdeckt wurden und umfangreiche Artenschutzmaßnahmen erforderlich machten.
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Insgesamt sind inzwischen 229 Kleintierdurchlässe und Amphibien-Leiteinrichtungen entlang der Strecke vorgesehen – zu Kosten von etwa 15.000 Euro pro Tunnel, wie der Bund der Steuerzahler in seinem Schwarzbuch erklärt.
Was ursprünglich als 51-Millionen-Euro-Projekt begann, sei heute bei rund 89,3 Millionen Euro Kosten angelangt – und das Ende der Kostenspirale nicht in Sicht.
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Wie die Arbeiten an der Bundesstraße vorangehen und wann mit Freigabe der Strecke zu rechnen ist
Von der mehr als zehn Kilometer langen Strecke sind seit 2020 etwa 5,7 Kilometer fertiggestellt worden. Weitere 2,4 Kilometer befinden sich im Bau. Doch befahren darf bislang niemand einen Meter davon, da die Freigabe erst erfolgen kann, wenn der letzte Abschnitt von 4,5 Kilometern, der noch nicht einmal ausgeschrieben ist, fertiggestellt wurde.
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Für die Anwohner bedeutet das laut Schwarzbuch: lange Umwege, zusätzliche Kosten und Frust. Die Landesstraßenbaubehörde verweist auf "allgemeine Baupreissteigerungen" und "notwendige naturschutzrechtliche Maßnahmen". Die Folge ist laut Steuerzahlerbund ein Verkehrsprojekt, das neun Jahre zu spät komme und fast doppelt so teuer werde wie geplant.
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Dauer-Baustelle wegen Artenschutz: Was ist die größte Kritik?
Der Bund der Steuerzahler stellt klar: Artenschutz ist wichtig, dürfe aber nicht zur Dauer-Baustelle für den gesunden Menschenverstand werden.
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Wenn eine Bundesstraße zum Millionengrab für Krötenunterführungen werde, laufe etwas gehörig schief in der Abwägung von Aufwand und Nutzen.
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Schwarzbuch der Steuerzahler sammelt viele Fälle von Steuerverschwendung
Das Schwarzbuch der Steuerzahler hat ein klares Ziel: Es will aufzeigen, wo öffentliche Gelder fehlgeleitet, verschwendet oder ineffizient eingesetzt werden. Jahr für Jahr sammelt der Verband bundesweit Beispiele, in denen Kommunen, Länder oder der Bund Steuermittel aus seiner Sicht unnötig oder unsinnig verwendet haben.
Das Schwarzbuch versteht sich dabei nicht nur als Kritik, sondern auch als Mahnung zu mehr Transparenz, Wirtschaftlichkeit und Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Steuergeld. Es soll Politik und Verwaltung zum Umdenken bewegen – und den Bürgerinnen und Bürgern vor Augen führen, wo ihr Geld tatsächlich landet – so auch im Fall des B6n-Ausbaus.