Bildung Wie Annaburger Schüler auf das Ende der Maskenpflicht reagieren
Schüler und Lehrkräfte müssen keine Masken mehr im Unterricht tragen. Was sie dazu sagen, wo die Regelung nicht greift und wer feierlich verabschiedet wird.
Annaburg - „Endlich“, sagen Laura Kuhse und Elias Belding wie auf Kommando. Aufgrund der sinkenden Inzidenzzahlen in ganz Sachsen-Anhalt brauchen Sekundarschüler seit Donnerstag keine Schutzmasken mehr im Unterricht tragen. Bisher hat diese Regelung (auch an Gymnasien) nur für die Klassenstufen fünf und sechs gegolten. Der in der Themenwoche als Frau verkleidete Schülersprecher aus der 10 b erzählt von beschlagenen Brillengläsern, der Notwendigkeit, stets lauter sprechen zu müssen und Kopfschmerzen bei Unterrichtsschluss. Zum Glück, ergänzt seine Stellvertreterin aus der 10 a, sei es keine Pflicht gewesen, FFP2-Masken zu tragen. „Darunter hält man es überhaupt nicht lange aus.“
Intensives Jahr
Das Duo hat es nie verstanden, warum es für die fünften und sechsten Klassen eine Ausnahmeregelung seitens der Politik gegeben hat. „Wir gehen alle in eine Schule, begegnen uns auf den Fluren und dem Pausenhof.“ Laura Kuhse und Elias Belding, die nach ihrer Schulzeit in Annaburg das Oberstufenzentrum in Falkenberg besuchen, sprechen rückblickend von einem sehr intensiven Jahr. Corona, sagen sie, wird in die Geschichte eingehen. Und: Sie werden ihren Enkelkindern erzählen, wie sie mit Masken im Unterricht gesessen und über Monate hinweg Homeschooling gemacht haben.
Von ihrer beruflichen Zukunft haben Kuhse und Belding klare Vorstellungen. „Ich möchte später Lehrer werden“, meint der Schülersprecher, das Mädchen aus Linda zieht es in die Genforschung. In der erwähnten Themenwoche steht für die Jungs „Geschlechtertausch“ und für die Mädchen „Kindheits- und Superhelden“ auf dem Programm. Deshalb erscheint die Zehntklässlerin mit einem Biene-Maja-Kostüm. „Sie war als Kind meine Heldin.“
Direktor Matthias Weiß bezeichnet den Wegfall der Maskenpflicht im Unterricht als große Erleichterung - für Schüler und Lehrer. Vor allem bei den jetzt herrschenden sommerlichen Temperaturen sei es schwierig, ordentlich zu kommunizieren, da mit dem Wärmestau vor dem Mund allen Beteiligten das Sprechen schwer fällt. Eine Maskenpflicht, so Weiß, gelte zwar weiter im gesamten Gebäude, „doch auf dem Pausenhof habe ich Kraft meiner Wassersuppe diese Regelung abgeschafft“. Der Hof hinter der Schule sei groß genug, um die Abstandsregeln einzuhalten. Zudem sollen die Schüler ihre Pausen zum Essen und Trinken nutzen.
Da für den heutigen Freitag Temperaturen von über 30 Grad angesagt sind, ist laut Weiß nach der sechsten Stunde Schluss. Die Busse sind organisiert, meint der Direktor, es mache keinen Sinn, bei der Hitze noch eine Stunde dranzuhängen. Der Termin für die feierliche Zeugnisübergabe in der Aula steht. Am 16. Juli erhalten die Schüler der Abschlussklassen ab 17 Uhr beziehungsweise ab 18.30 Uhr ihre „Giftblätter“.
Hygienekonzept in Arbeit
Erleichterung herrscht auch an den anderen Sekundarschulen. „Es ist ein Stück Befreiung“, sagt Heike Bräse. Von den älteren Schülern in Elster hat keiner verstanden, warum die Kinder der fünften und sechsten Klassen seit einiger Zeit keine Masken mehr tragen müssen. Diese Frage wurde ihr des Öfteren gestellt.
Trotz steigender Temperaturen seien eine Verkürzung der Stundenzahl oder gar Hitzefrei nicht geplant. „Wir sind jetzt zwei Wochen in der Vollpräsenz. Die Eltern haben während des Lockdowns Großartiges geleistet. Wie soll ich denen plausibel erklären, dass wir ihre Kinder nach Hause schicken“, so die Chefin, die von „völlig zumutbaren Raumtemperaturen“ spricht. Heike Bräse arbeitet derzeit an einem Hygienekonzept, damit einer feierlichen Zeugnisübergabe am 9. Juli im „Schiffchen“ nichts im Weg steht. „Die Schüler der zehnten Klassen sollen nach einem harten Jahr wenigstens ein schönen Abschluss haben.“
Steffi Rost, Leiterin der Jessener Nordschule, findet es prima, dass mit dem Beschluss auch die Kinder ab Klassenstufe sieben von der Maskenpflicht befreit sind. „Das macht das Unterrichten leichter.“ Im Gebäude ist das Tragen des Mundschutzes weiter Pflicht. Auf den engen Fluren sei es nicht immer einfach, Abstand zu halten. Hitzefrei ist in Jessen ebenfalls nicht geplant. Die Stützkurse (Lernrückstände durch Corona-Pandemie) sind gut gebucht, außerdem fahren die Busse erst nach Stunde sieben. Die feierliche Zeugnisausgabe ist für den 17. Juli in der Mehrzweckhalle geplant. (mz)