Graffiti-Projekt Graffiti-Projekt : Bunter Jugendclub in Prettin
Prettin - Wenn so mancher, vornehmlich in größeren Städten, das Wort „Graffiti“ hört, bekommt er womöglich Schnappatmung. Das ist angesichts sinnloser Schmierereien an frisch sanierten Hauswänden verständlich. Doch Graffiti sind nicht nur das. Es gibt auch seriöse Sprayer, die ihre Kunst, und das ist tatsächlich eine, für gewollte Projekte einsetzen.
Nun ein legaler Sprayer
So wie Ralf Hecht. Nach einer „Karriere“ als illegaler Sprayer verschönt er nun ganz offiziell Fassaden. Und da das, was er hier und dort an die Wände von Jugendeinrichtungen bringt, durchaus als künstlerisch wertvoll bezeichnet werden darf, sind er und seine Partnerin Susann Seifert viel unterwegs. In Calau, in Sonnewalde, in Frauendorf und jüngst war ihr Ziel eben Prettin.
Hier warteten neben den Jugendclub-Betreuern Sabine und Michael Messerle bereits über 40 Mädchen und Jungen auf die beiden. Unter ihnen syrische und afghanische Migrantenkinder aus Holzdorf und eine syrische Familie mit ihren Sprösslingen, die in Prettin lebt. Los ging es mit Gaffiti-Projekt bereits früh am Morgen mit Übungen auf großen Papptafeln. Jeder konnte sich dabei sein Motiv selbst aussuchen.
Die teils fantasievollen Kunstwerke wurden im Anschluss aufgehängt und zwar an einen 35 Meter langen Bauzaun, der das Gelände von einem großen Einkaufszentrum trennte. Den hatte Firma Rabe aus Dautzschen für diesen Zweck zur Verfügung gestellt. Auch für das Baugerüst, welches an der Stirnseite des Gebäudes das Sprayen eines großen Lutherporträts ermöglichte, fanden sich bei der Firma Pege aus Beilrode, Ortsteil Last, Menschen, die unbürokratisch helfen wollten. Genau wie Bäckermeister Schröder aus Großtreben, der sich mit Kuchen und Quarkbällchen um das leibliche Wohl der Kinder sorgte.
Um alle anderen Kosten abzudecken und die tägliche Kinder- und Jugendarbeit zu unterstützen, kam die 400-Euro-Spende der Sparkasse gerade recht.
Zur eigentlichen Sprühaktion waren auch Annaburgs Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos) und seine Stellvertreterin Anja Liebig nach Prettin gekommen. Genau wie sie staunten alle Anwesenden, wie schnell der „Meister“ die ersten Linien an die Wand zauberte. Ohne irgendeine Schablone.
Schriftzug entsteht
Es dauerte ein wenig, bis auch der Letzte sah, das Ralf Hecht den Schriftzug „Jugendclub“ zeichnete. Zumindest die Umrisse der Buchstaben. Die mussten dann noch von den Kindern mit Farbe ausgefüllt werden, woran sich einige sofort machten. „Aber halt! Ohne Schutzmaske geht hier gar nichts.“ Darauf bestanden die Messerles.
In Windeseile entstand ein kunterbunter Schriftzug, genau so bunt, wie die unzähligen Fahnen und Wimpelketten mit denen der Hof vor dem Gebäude geschmückt worden war. Währenddessen hatte sich der Künstler bereits der nächsten Wand gewidmet, wo verschiedenste gängige Freizeitangebote des Jugendclubs großflächig erscheinen sollten. (mz)