Fährverbindung Mauken-Pretzsch Fährverbindung Mauken-Pretzsch: Defekte Fähre wird "trocken gelegt"

Pretzsch/Mauken - „Momentan sieht es lustig aus“, meint Fährmann Wolfgang Methe, allerdings nicht ohne eine Spur Galgenhumor. Denn seine Fähre liegt seit Donnerstag halb auf dem Pretzscher Fährberg, halb im Wasser. Sie hat ein Leck, berichtete Fährpächterin Silke Methe am Donnerstag. Deshalb musste das Gefährt am Vortag außer Betrieb gesetzt werden.
Fährmann Wolfgang Methe bedauert die Unannehmlichkeiten für die Kundschaft der schwimmenden Uferverbindung. Die muss, solange sie stillliegt, den Umweg über die Elbebrücke Torgau oder die Fähre Elster in Kauf nehmen. Seitdem sich die Fähre Prettin in der Roßlauer Werft zur Revision befindet, ist das Fahrzeug in Elster das einzige, das zwischen Wittenberg und Torgau den „kurzen Weg“ über den Strom bietet. Mindestens acht Wochen wird die Prettiner Fähre laut Prognose nicht verkehren.
„Das ist zwar bloß ein recht kleines Loch. Aber immerhin so, dass jeden Morgen etwa drei Zentimeter Wasser aus dem Rumpf abgepumpt werden mussten.“ Das sei nicht mehr zu verantworten, „und auch die Betriebsgenehmigung erlischt sofort, sobald Wasser eindringt“, stellt sie die gesetzlichen Rahmenanforderungen klar. Gierseilfähren, wie sie in hiesiger Gegend verkehren, sind eigentlich Pontons, also geschlossene Schwimmkörper, versehen mit Auffahrtrampen und Führerständen.
Traktoren ziehen Fähre hoch
Um an das Leck zu kommen, wird das Wasserfahrzeug auf den Fährberg gezogen. Zwei große Traktoren werden dazu vorgespannt. Auf Rundhölzern „rollt“ der Stahlkörper dann Zentimeter für Zentimeter nach oben. Was sich anfangs auch nicht ganz problemlos machen lässt. Erst müssen Hydraulikheber besorgt werden, die es anheben können, damit die Hölzer überhaupt darunter geschoben werden können. Vorher wurde die Fähre vom Gierseil gelöst und gedreht, weil der Schiffskörper auf Maukener Seite die Problemstelle aufweist.
Eine Erklärung dafür hat Silke Methe parat: „Der Fährberg auf Pretzscher Seite ist auch im unteren Bereich betoniert. Auf Maukener Seite ist er recht desolat.“ Der wechselnde Wasserstand und die Strömung spülen die Fugen zwischen den Steinen frei. Die 40-Tonner-Lkw, die teilweise die Fähre nutzen, lockern sie zusätzlich und fahren sie auch heraus. Auf diese Art ergeben sich ständig Druckpunkte, die auf den stählernen Schiffskörper einwirken, wenn er sich auf das Ufer schiebt. Denn eine andere Bremsmöglichkeit hat eine solche Fähre nicht. An einem dieser Punkte mag der stählerne Rumpf leck geschlagen sein.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie das Leck-Problem gelöst werden soll.
Am Freitagabend erwartet Wolfgang Methe einen Gutachter von der Schiffsuntersuchungskommission aus Magdeburg. Der wird entscheiden, ob das Leck vor Ort geschweißt werden dürfe. Die Entscheidung hängt Methe zufolge vor allem davon ab, wie ramponiert möglicherweise dieser Schiffsteil insgesamt ist. Wenn es sich tatsächlich nur um das kleine Loch handelt, dann kann gleich zu Wochenbeginn das in Pretzsch ansässige Unternehmen Anlagen und Formstückbau aktiv werden. Fährman Methe ist sich allerdings ziemlich sicher, dass der Sachverständige dies so entscheiden wird. „Es ist schön, dass wir solch einen Spezialbetrieb, der das kann, vor Ort haben“, hofft auch Pächterin Silke Methe auf genau diesen Ausgang der Untersuchung. Dann könnte die schwimmende Uferverbindung schon bald wieder verkehren. Wenn der Sachverständige allerdings entscheidet, dass der Aufwand größer ist, als das kleine Loch zu schließen, dann muss sie in eine Werft. „Aber in der Werft, in der wir Kunde sind, liegt gerade die Prettiner Fähre“, verweist Wolfgang Methe auf die nicht unbegrenzten Kapazitäten solcher Spezialbetriebe.
Landrevision steht auch an
Das würde allerdings bedeuten, dass die schwimmende Uferverbindung für längere Zeit ausfallen würde. Zudem würde Bad Schmiedebergs Bürgermeister Stefan Dammhayn (CDU) „sofort nach Magdeburg fahren“, wie er sagt. Denn dann wäre zu prüfen, ob die Landrevision, die ohnehin Ende kommenden Jahres ansteht, nicht vorgezogen werden könnte. Im Januar 2016 erlischt nämlich die aktuelle Betriebsgenehmigung. Die Revision könne jedoch nur erfolgen, wenn das Land entsprechend früher die nötigen Fördermittel locker macht, stellt Dammhayn klar. Bei geschätzten Kosten im sechsstelligen Bereich könne die Stadt mit 50 Prozent Förderung rechnen. „Hundert Prozent wären mir natürlich lieber“, so Bad Schmiedebergs Bürgermeister.
Wird die Möglichkeit, die Revision vorzuziehen, verworfen, selbst dann fiele die Fähre längerfristig aus. Dann wäre erst einmal eine Werft zu finden, die die Reparatur ausführen kann. Der stählerne Koloss müsste dorthin gebracht und anschließend wieder geholt werden. Dazu braucht es entsprechende Schiffe, vornehmlich der Wasser- und Schifffahrtsdirektion, die diese Fahrt dann einplanen müssen. Und dann stünde letztlich trotzdem noch die obligatorische Revision Ende 2015 an. „Unsere Fähre hat jetzt knapp 25 Jahre auf dem Buckel“, stellt der Bürgermeister klar. Je älter so ein Gefährt wird, mit umso höherem Reparaturaufwand wird man rechnen müssen.
Für Bürgermeister und Pächterin ist das Land in der Pflicht. „Wir sind eine ,landesbedeutsame Fähre‘“, erinnert Silke Methe. (mz)

