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Porzellaneum in Annaburg Ein schwieriger Weg

Der Förderverein aus Annaburg hat trotz einiger Probleme inzwischen viel erreicht. Was bei einer Baustellenbesichtigung zu erfahren gewesen ist.

Von Evelyn Jochade 17.06.2021, 10:33
Siegfried Kramer führte in Annaburg die Interessenten in Gruppen durch die entstehenden Räumlichkeiten.
Siegfried Kramer führte in Annaburg die Interessenten in Gruppen durch die entstehenden Räumlichkeiten. (Foto: Evelyn Jochade)

Annaburg - Zunächst waren es nur an die 25 Leute, die der Einladung des Porzellaneums zur Baustellenbesichtigung gefolgt waren. Das hatten sich die Mitglieder des Fördervereins, allen voran Siegfried Kramer, anders vorgestellt. Aber schon nach dem Rundgang mit der ersten Besuchergruppe fand der Bauleiter keine Verschnaufpause. Immer wieder kamen Interessenten, um den Fortschritt bei der Umgestaltung der ehemaligen Produktionsstätte zu sehen. Nicht wenige hatten viele Jahre ihres Arbeitslebens hier verbracht und waren glücklich, dass der Betrieb nach der Schließung 2015 nicht total dem Verfall preisgegeben wurde.

Engagierter Förderverein

Auch Fritz Ahne hatte es hierher gezogen. Der langjährige Betriebsdirektor des Werkes Annaburg, welches in DDR-Zeiten zu den VEB Vereinigte Porzellanwerke Colditz gehörte, konnte sich noch genau erinnern, wie es vordem im Haus aussah. „Ich bin sehr angetan von dem, was ich gesehen habe und vor allem von dem Engagement des Fördervereins.“ Fast 150 Jahre Industriegeschichte sollten nicht so sang- und klanglos verschwinden. Diesem Gedanken fühlen sich die Mitglieder des 2016 gegründeten Fördervereins verpflichtet, als sie begannen, ihre Idee, die Nutzungskonzeption des Hauses zu verändern, umzusetzen. Ja, umzukrempeln. Mut gehörte dazu, aber auch Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Doch sie ahnten nicht, welche Hürden übersprungen werden mussten, um ans Ziel zu gelangen. „Es gab auf dem Weg viele Pannen und oft hatte es den Anschein, als stünde unser Vorhaben unter keinem guten Stern“, berichtete Kramer den Besuchern, „und manchmal wunderten wir uns darüber, wie kompliziert manches war. Wir beantragten Fördergelder über das EFRE-Programm, also EU-Geld, was aber via Kultusministerium, letztendlich von der KfW-Bank ausgezahlt wurde“. Wie viele Vorschriften sie beachten mussten, wie viele Widerstände zu überwinden waren, gezählt hat sie keiner. Darüber hinaus taten sich Probleme auf, womit wirklich niemand rechnete. So beispielsweise bei der farblichen Gestaltung der metallenen Träger und Säulen nicht nur im Verkaufsraum. Auch sie mussten mit brandschutzgerechter Farbe schildgrün gestrichen werden. Und dann kam auch noch die Pandemie. „Aber wir haben durchgehalten“, so das Fazit des Bauleiters Kramer, aus dem doch berechtigter Stolz klingt. Inzwischen strahlen viele Räume hell und weiß, der neue Fahrstuhl ist eingebaut, hinzu kommen die Notbeleuchtung und das Behinderten-WC. Ein neues Eingangsfoyer mit Tresen wird die Gäste empfangen. Noch brauchte man beim Rundgang etwas Fantasie, um sich all die geplanten Nutzungen vorzustellen. Andrea Rehwald, die von 1982 bis 1991 hier im Büro ihren Arbeitsplatz hatte, glaubte zunächst, wie viele, nicht an das Projekt. Doch nach der Führung meinte sie: „Ich bin überrascht, was draus geworden ist und noch wird.“

Zu 80 Prozent sei das Ganze jetzt fertig. Gebaut wird noch bis zum August. „Dann wird es noch ein weiteres Jahr dauern, bis man“, so der Bauleiter, „voll handlungsfähig ist“. Was allerdings ebenfalls klar wurde: Die Fördergelder von einer halben Million sind knapp bemessen. Spenden sind daher willkommen.

Neugier geweckt

Tatsächlich ist die Umgestaltung der alten Porzellanfabrik in ein kulturell-technisches Zentrum ein großes Plus sowohl für die Stadt als auch die gesamte Region. Siegfried Kramer gelang es jedenfalls, dass die Interessenten nach dem Rundgang über die Baustelle erahnen konnten, was hier entsteht. Wie ganze Schulklassen etwas über die Porzellanherstellung erfahren und staunen, dass es für dessen Bemalung keiner Schablonen bedurfte und, wer möchte, die Malschule durchlaufen kann.

Auch in der oberen Etage hat sich etwas getan. Das renovierte Porzellancafé empfängt Gäste zu Veranstaltungen sowie zum Feiern. Und das Museum wird erweitert. Genau hierum machen sich die Vereinsmitglieder Gedanken: Wir suchen, so Kramer, noch Museumsführer. (mz)

So ein Sparschwein aus Annaburg, das einst hier produziert wurde, macht schon was her. Und es ist  ein Hinweis darauf, dass finanzielle Unterstützung für das anspruchsvolle Projekt gern angenommen wird.
So ein Sparschwein aus Annaburg, das einst hier produziert wurde, macht schon was her. Und es ist ein Hinweis darauf, dass finanzielle Unterstützung für das anspruchsvolle Projekt gern angenommen wird.
Foto: Evelyn Jochade