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BAP BAP: Konzert an der Kulturbastion in Torgau am Freitag

Von Detlef Mayer 14.09.2016, 11:52
Wolfgang Niedeckens ist mit BAP ist am 16. September in Torgau zu hören.
Wolfgang Niedeckens ist mit BAP ist am 16. September in Torgau zu hören. Tina Niedecken

Jessen/Torgau - Im Rahmen ihrer Jubiläumstour „Lebenslänglich“ zum 40-jährigen Band-Bestehen (1976 bis 2016) gastiert Wolfgang Niedeckens BAP am Freitag, 16. September, in Torgau. Das Open-Air-Konzert an der Kulturbastion, für das es noch Karten gibt, beginnt um 20 Uhr. Im Vorfeld dieses Rock-Ereignisses erklärte sich Mastermind und BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken bereit, der Mitteldeutschen Zeitung ein Interview zu geben. Mit ihm sprach Redakteur Detlef Mayer.

Torgau als Konzert-Ort liegt sozusagen im Dreiländereck von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Hat BAP hinsichtlich der Tour irgendwelche konkreten Beziehungen zu Ostdeutschland?

Niedecken: Natürlich gibt es bei der Jubiläumstour anteilig weniger Auftritte im Osten als im Westen Deutschlands. Aber wir sind neben anderem in Dresden, Leipzig, Rostock und zum Beispiel auch Torgau zu hören. Sogar im Westen ist unser Bekanntheitsgrad recht unterschiedlich. Das hängt immer davon ab, wie die regionalen Sender BAP spielen. So ist Baden-Württemberg eine Hochburg für uns, dort sind wir zum Teil öfter im Radio zu hören als beim WDR. Zwei sehr konkrete Ostbezüge von BAP sind vor allem unsere Multiinstrumentalistin, die aus Dresden stammt und unser Keyboarder aus Borna.

Was darf das Publikum in Torgau erwarten? Wird die legendäre Spielfreude von Wolfgang Niedecken und BAP wieder ausreichen für ein Konzert mit Extralänge?

Niedecken: Wir feiern jetzt das Bergfest der 40-Jahre-Tour. Insgesamt sind da rund 70 Konzerte zusammengekommen. Wir spielen diesmal wirklich die beliebtesten Lieder. Sonst sind unsere Programme ja gedrittelt: ein Teil Kracher, ein Teil halbwegs bekannte Titel und ein Drittel Risiko-Songs. Ich bin übrigens sehr glücklich mit dem Programm dieser Tournee.

Wir bringen viele Stücke, die wir ewig nicht gespielt haben. Und über die neuen Titel, die dabei sind, haben wir online abstimmen lassen. Wir haben noch kein Konzert gegeben, das unter drei Stunden und 15 Minuten zu Ende war. Ich wundere mich immer wieder, wie schnell diese Zeit vergeht. Es bleibt für die Zuhörer nach unserem Auftritt also höchstens noch Zeit für einen kleinen Absacker, was anderes sollte man sich an dem Abend wohl nicht mehr vornehmen.

1984 ist eine ausverkaufte DDR-Tour mit 14 Konzerten von BAP in letzter Minute abgesagt worden. War der Grund damals wirklich das Aufführungsverbot des Titels „Deshalv spill mer he“ oder brachte der nur das Fass zum Überlaufen?

Niedecken: Im Dezember 1983 war in der Sendung Rund des DDR-Fernsehens ein Beitrag über BAP geplant, mit drei Playback-Titeln und einem kurzen Interview. Ich sollte darin unterscheiden zwischen den bösen amerikanischen Pershings als Aggressionsraketen und den guten russischen SS-20 als Verteidigungs- und Friedensraketen. Das habe ich abgelehnt. Als eigenes Statement zu der Sache entstand dann für die Tournee das Lied „Deshalv spill mer he“. Das durften wir aber nicht bringen und haben uns daraufhin am Vorabend des ersten Konzertes dazu entschlossen, die ganze DDR-Tour abzublasen.

Werden beim Konzert in Torgau zwischen den Titeln aus den einzelnen BAP-Perioden auch kleine dazugehörige Anekdoten zu hören sein?

Niedecken: Also eine Vorlesung wird es nicht. Ich werde aber schon ein bisschen was zu den Songs erzählen. Ich moderiere das Konzert ja. Was ich da sage, schwankt natürlich von Auftritt zu Auftritt. Ich sehe mich als Frontmann in erster Linie als Gastgeber. Die Leute sollen sich an dem Abend mit uns wohlfühlen.

Hatte BAP als Band irgendwann mal Probleme mit der gestalterischen und medialen Omnipräsenz von Wolfgang Niedecken?

Niedecken: Ich glaube nicht. Den größten Exodus an BAP-Musikern hatten wir Ende der 90er, als auch „Major“ Heuser ausschied. Einige wollten in die Richtung internationale Pop-Musik, um Weltkarriere zu machen, und zwar auf Englisch. Mit mir geht das nicht. Ich singe, wie mir der Schnabel gewachsen ist - Kölsch. Wobei das auch im Wandel begriffen ist, Dialekte verlieren an Bedeutung. Die Leute leben sie nicht mehr. Früher wurde in der Eckkneipe Kölsch geredet und ich wurde auch auf Kölsch bedient. Das ist vorbei. Aber Kölsch ist nach wie vor die Sprache meiner Seele.

Wolfgang Niedecken steht ja auch für politisches Engagement und klare Statements. Wie ist Ihre Meinung zu Pegida, AfD, der Flüchtlingsfrage und dem Wiedererstarken nationalistischer Kräfte in etlichen Ländern Europas?

Niedecken: Es ist schon eine absurde Situation. Wir leben im Medienzeitalter, man kommt an alle Informationen ran, wenn man will. Aber manche Leute wollen sich wohl nicht objektiv informieren, sie rennen lieber den Populisten oder einem Führer hinterher. Damit sind wir allerdings schon mal schlecht gefahren in der deutschen Geschichte. Eine konkrete Lösung habe ich nicht parat, ich kann aber nur warnen vor diesem Weg und appellieren, sich unabhängig zu informieren. Eventuell hat auch die permanente Reizüberflutung mit dieser Reaktion eines Teils der Menschen zu tun - die stumpft nämlich ab.

Auch mit Blick auf Ihren glücklich überstandenen Schlaganfall von 2011, wie lange wird Wolfgang Niedecken noch auf der Bühne stehen? Existiert da vielleicht eine selbst auferlegte Obergrenze?

Niedecken: Ich gebe dazu keine Prognosen. Solange es Spaß macht, werde ich weiter rocken. Und ich bin absolut kein Freund von Abschiedstouren. Wer weiß, vielleicht ist die aktuelle Tournee ja schon die letzte. Sicher ist, dass sie am 21. Dezember zu Ende geht und darüber werde ich bestimmt traurig sein. Aber bis dahin gibt es noch 36 Konzerte. Und die genieße ich. Auf Tour zu sein, ist überhaupt das Sahnehäubchen des Ganzen. Man kann sich schöne Songs ausdenken und im Studio einspielen, aber auf Tour zu sein, ist der Höhepunkt. (mz)

BAP spielen außerdem am 19. November im Haus Auensee in Leipzig.