Pilgerweg Pilgerweg: Verein sucht Jakobsjünger, die regionale Strecke kontrollieren

Hettstedt/Eisleben - „Wir sind eine kleine Pilgergesellschaft“, sagt Sebastian Bartsch. „Aber wir haben uns einen guten Ruf erarbeitet.“ Der Hettstedter Pfarrer ist Präsident der 2005 gegründeten St. Jakobus-Gesellschaft Sachsen-Anhalt. „Wir stellen pro Jahr 700 bis 730 Pilgerausweise aus“, so Bartsch. „Das heißt, dass wir an jedem Tag des Jahres zwei Pilger auf den Weg schicken.“ Wie viele Menschen durch Sachsen-Anhalt pilgern, lässt sich zwar nicht genau sagen, weil die Pilger ja nicht registriert oder gezählt werden. „Aus Umfragen bei den Herbergen wissen wir aber, dass es jedes Jahr um die 3.500 bis 4.000 sind.“
Auch Schulklassen absolvieren vermehrt mehrere Etappen des Jakobsweges
In diesem Jahr seien viele Pilger aus Skandinavien und Polen unterwegs, sagt Bartsch. Diese seien meistens religiös motiviert. Viele Deutsche sind dagegen aus touristischem oder kulturellem Interesse unterwegs. „Die Leute waren schon überall auf der Welt - jetzt wollen sie die Heimat entdecken.“ Bartsch beobachtet außerdem seit einiger Zeit, dass Schulklassen mehrere Etappen des Jakobsweges absolvieren - als „gemeinsame Selbsterfahrung“. Auch das Ende eines Lebensabschnitts - Schule, Lehre oder Studium - begehen viele junge Leute mit einer Tour auf dem Jakobsweg. Als Pilger muss man übrigens nicht unbedingt wandern, man kann auch Fahrradfahren oder auf einem Pferd oder Esel reiten. Neuerdings sei sogar das Pilgern „unter einem Segel“, also zur See, möglich, so Bartsch.
Die Jakobus-Gesellschaft Sachsen-Anhalt betreut den 370 Kilometer langen Pilgerweg im Land. Rund 55 Kilometer davon führen durch den Landkreis Mansfeld-Südharz: von Ulzigerode (Stadt Arnstein) bis Osterhausen (Lutherstadt Eisleben). Ausgewiesene Stationen unterwegs sind Walbeck (St. Andreaskirche), Hettstedt (St. Jakobikirche), Klostermansfeld (Kirche St. Marien), Eisleben (St. Annen- und St. Andreaskirche) und Kloster Helfta. Der Verein hat im vergangenen Jahr einen Wanderführer im Taschenformat herausgebracht, der neben der Darstellung der Wegstrecke Hinweise auf Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten enthält.
Eine schöne Strecke sei zum Beispiel der Weg von Helfta in Richtung Querfurt, sagt Bartsch. Aber auch den Weg zwischen Walbeck, Wiederstedt und Hettstedt kann er nur empfehlen. In Zusammenarbeit mit der Helios-Klinik Hettstedt hat der Pfarrer in diesem Jahr eine neue Aktion initiiert: Er läuft mit Patienten auf „Heilwegen“, wie er sagt. „Da gibt es den Weg des Erzählens, den Weg des Schweigens oder den Weg des Lachens“, so Bartsch, der diese Touren regelmäßig anbieten will.
„Samstagspilgern“: Von Februar bis November wird einmal monatlich ein Abschnitt des Jakobsweges gewandert
An Einheimische, die den Jakobsweg kennenlernen möchten, wendet sich das „Samstagspilgern“. In jedem Jahr von Februar bis November wird einmal im Monat ein Abschnitt des Pilgerwegs gewandert. Nächste Termine sind der 16. September (Walbeck-Klostermansfeld) und der 21. Oktober (Klostermansfeld-Eisleben). Dabei geht es auch darum, den Zustand des Weges und der Ausschilderung zu kontrollieren. Anfangs seien oft die Schilder mit der Jakobsmuschel verschwunden. „Das hat sich mittlerweile verbessert“, so Bartsch. Trotzdem seien freiwillige „Jakobsjünger“, die regelmäßig den Weg in der Region ablaufen, immer willkommen. Ebenso gebe es immer Bedarf an Pilgerherbergen, die eine Übernachtung für möglichst nicht mehr als 15 Euro inklusive Frühstück anbieten. „Wir wollen ja auch die Wirtschaft ein bisschen fördern.“
In Hettstedt empfängt zum Beispiel Waltraud Hornickel in ihrer Pension Pilger. „Ich finde das immer sehr schön“, sagt Hornickel. „Man kommt mit interessanten Leuten ins Gespräch. Ich liebe das.“ Oft seien die Pilger allein unterwegs, „ich habe aber auch schon Familien mit Kindern gehabt“, so Hornickel. Auf Wunsch empfehle sie den Gästen natürlich Sehenswürdigkeiten.
Größere Gruppen können in der Evangelischen Heimvolkshochschule in Alterode unterkommen. „Wir können einen Matratzenschlafraum anbieten“, so Mitarbeiterin Anja Tiggesmeier. Im Kloster Helfta können Pilger im Gästehaus übernachten. (mz)