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Bahnstrecke Halle-Hettstedt Bahnstrecke Halle-Hettstedt: Abschied der "Blumenkübel"

Von Anke Losack 18.11.2013, 22:05
Bodo Hanke (links) und Dietmar Lohmann bei den Arbeiten an den alten Holzschwellen.
Bodo Hanke (links) und Dietmar Lohmann bei den Arbeiten an den alten Holzschwellen. Klaus Winterfeld Lizenz

Gerbstedt/MZ - Bodo Hanke (28) tritt gegen eine der alten Holzbahnschwellen. Splitter brechen ab. „Die Schwellen sind morsch, von innen und außen verfault“, sagt der Gleisbauer. Weil schon Pflanzen an den maroden Schwellen wachsen, nennt Hanke sie nur „Blumenkübel“. Bei den „Freunden der Halle-Hettstedter Eisenbahn“ sind die Kübel nicht gern gesehen. Also raus damit. So hat der Verein unweit des Gerbstedter Bahnhofes 30 alte Holzbahnschwellen entfernt und durch neue ersetzt.

Die rund 25 Meter umfassenden Arbeiten sind ein weiterer Schritt für die Reaktivierung der Strecke zwischen Halle und Hettstedt. Jedes Jahr einen Kilometer Schiene, Schwelle und Gleisbett instand zu setzen, hat sich der Verein vorgenommen. Das erste langfristige Ziel ist, den Abschnitt von Gerbstedt nach Hettstedt wiederzubeleben.

30 neue Schwellen hat der Verein kostenlos von einer Gleisbaufirma erhalten. Sie mussten nur abgeholt werden. Die Arbeiten an den alten Weichholzschwellen aus Reichsbahnzeiten sind besonders arbeitsintensiv, sagt Hanke. Fünf Wochen Urlaub hat der Gleisbauer in diesem Jahr insgesamt geopfert, um an der Infrastruktur der Halle-Hettstedter mitzuwerkeln. „Das, was ich auf der Arbeit mache, mache ich auch im Urlaub“, sagt er und lacht. Klingt verrückt. Seine Begründung: „Ich mache das hier aus Überzeugung und Leidenschaft.“

Gleisbauer aus Dessau

Die alten Schwellen wurden ausgebaut und etwa 15 Zentimeter tief gegraben, damit die neuen Schwellen auf Schotter liegen können und nicht wie bisher auf Erde. Das Regenwasser habe die alten Schwellen durchnässt und darum seien sie verfault, sagt Hanke.

„Durch den Schotter kann das Wasser nun einige Zentimeter tief weichen“, meint der Fachmann, während Vereinskollege Dietmar Lohmann (66) mit einer schaufelförmigen Gabel groben Schotter ins Gleisbett einbringt. Zudem müssen an den Gleisen defekte Federringe ersetzt werden. „1.000 Stück davon bekommen wir demnächst von einer Firma, umsonst“, sagt Hanke. Kontakte zu Firmen, die er und andere Vereinsmitglieder durch ihre Berufe unter anderem bei der Bahn haben, seien essenziell, fügt er hinzu.

Der Gleisbauer wohnt in Dessau, ist beim Verein „Freunde der Halle-Hettstedter Eisenbahn“ im Vorstand, Bereich Infrastruktur. Auch Lohmann ist kein Gerbstedter, er wohnt in Mansfeld. 75 Mitglieder hat der Verein derzeit. „Und die sind an der ganzen Strecke verteilt, von Halle bis Hettstedt“, sagt Hanke. Etwa ein Drittel sei aktiv und helfe bei der Reaktivierung der Strecke. „Wir könnten noch Hilfe gebrauchen“, sagt Lohmann. Der Grünschnitt an und auf der Strecke müsste zum Beispiel entfernt werden.

Die Erneuerung von Holzschwellen ist aber auf dem weiteren Streckenverlauf bis Hettstedt - etwa neun Kilometer - fast nicht mehr notwendig. „Rund acht Kilometer sind Betonschwellen“, sagt Hanke erleichtert. Da gibt es weniger zu tun. Und dann geht es schneller, so dass das Ziel, einen Kilometer pro Jahr zu schaffen, wahr werden könnte. Und wann ist der Verein bis nach Hettstedt vorangekommen? „Bis zum Ende dieses Jahrzehnts“, formuliert der Gleisbauer vorsichtig.

Die Schienenbefestigungen an der Strecke werden auch überprüft.
Die Schienenbefestigungen an der Strecke werden auch überprüft.
Klaus Winterfeld Lizenz