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„Internationaler Tag der Pflegenden“ Wie sich ein angehender Pfleger für bessere Berufsbedingungen einsetzt

Hans-Peter Metzner engagiert sich für „menschenwürdige Bedingungen“ in seinem zukünftigen Arbeitsfeld.

Von Phillip Kampert Aktualisiert: 21.09.2021, 12:40

Halle (Saale) - Lange Tage, undankbare Schichtpläne, wenig Zeit für Pausen - all diese Widrigkeiten des Pflegeberufs nimmt Pflegefachmann-Azubi Hans-Peter Metzner sehenden Auges in Kauf, „weil ich mir einfach keinen anderen Beruf vorstellen kann“, erzählt er.

Pflegekraft frustriert über die schlechten Rahmenbedingungen im Beruf

Der 21-jährige lernt sein Handwerk sowohl an der Berufsschule in Kröllwitz als auch im Einsatz im Uniklinikum. Das kollegiale Zusammenarbeiten auf der Station liebe er an seinem Beruf ebenso wie die Beziehungen, die sich zu den Patientinnen und Patienten entwickeln.

Wenn Metzner von seinem Arbeitsfeld spricht, merkt man seine Begeisterung. Gleichzeitig ist er frustriert von den schlechten Rahmenbedingungen in der Pflege und zieht hart mit der Gesundheitspolitik ins Gericht: „Die Politik macht im Moment nichts für uns.“ Grund genug für den politisch Interessierten, selber aktiv zu werden. Er wurde Mitglied des „Pflegestammtischs“ in Halle, in dem vor allem Azubis in Pflegeberufen, Medizinstudierende und junge Ärztinnen und Ärzte organisiert sind.

„Internationaler Tag der Pflegenden“ am 12. Mai - Stammtisch organisiert Kundgebung

Die Bewegung der „Pflegestammtische“ begann vor fünf Jahren in Berlin, ist aber mittlerweile in vielen deutschen Städten mit Ortsgruppen vertreten. Zentrale Forderungen sind beispielsweise eine bessere Ausbildung für Pflegerinnen und Pfleger, die Personalbemessung anhand des tatsächlichen Pflegebedarfes und eine Abkehr von Profitorientierung in der medizinischen Versorgung. Die Ortsgruppe in der Saalestadt ist noch jung, am heutigen Mittwoch findet um 15.30 Uhr auf der Ziegelwiese ihre erste Aktion statt.

Anlässlich des „Internationalen Tags der Pflegenden“ am 12. Mai veranstaltet der „Pflegestammtisch“ einen „Walk of Care“, also eine Demonstration, bei der Menschen in Gesundheitsberufen auf ihre Situation hinweisen und politische Veränderungen einfordern. Wegen Corona ist dieser „Walk“ zwar eine stationäre Kundgebung, Metzner ist dennoch stolz auf die Veranstaltung. „Weil unsere Gründung als Verein noch nicht abgeschlossen ist, war die Finanzsituation schwierig. Es war ein Riesenaufwand, die Technik und die Organisation quasi ohne Budget an den Start zu bringen“, sagt er.

„Man wird nicht Pflegekraft, um anzugeben, sondern aus Überzeugung“

Metzner spricht über den „Walk of Care“, als könne er es nicht erwarten, dass es endlich losgeht. Er habe Lust, „politisch mitzumischen“. Nicht nur wie bisher in der Jugend- und Auszubildendenvertretung, wo er sich beispielsweise gegen harte Disziplinarstrafen für Mit-Azubis einsetzt, sondern auf der großen Bühne. Das Vorbild für seinen Eifer hat Metzner in seinem großen Bruder, der sich schon lange gewerkschaftlich für die Rechte von Beschäftigten engagiert. Es dürfte Metzner also besonders freuen, dass bei der Kundgebung auch eine Delegation der Gewerkschaft Verdi dabei sein wird.

Die Vernetzung mit verschiedenen Organisationen, die für Veränderungen in der Gesundheitspolitik eintreten - seien es Gewerkschaften, Verbände oder zivilgesellschaftliche Initiativen -, sei schließlich auch eine Aufgabe des „Pflegestammtischs“, sagt Metzner. In Anbetracht der verstärkten Aufmerksamkeit während der Pandemie hofft Metzner mit Aktionen wie dem „Walk of Care“ etwas bewegen zu können und die harte Arbeit der Pflegenden zu würdigen. „Man wird nicht Pflegekraft, um anzugeben, sondern aus Überzeugung“, sagt er. (mz)