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"Weiße Zoonacht" im Bergzoo Hallle  "Weiße Zoonacht" im Bergzoo Hallle : Lieblinge mit Frack und Weste

Von Peter Godazgar 20.06.2015, 07:15
Sie kennt jeden Pinguin mit Namen Und wenn Cornelia Spretke ins Gehege tritt, dann kommen sie gleich angewatschelt. Zur „Weißen Zoonacht“ erzählt die Tierpflegerin um 20 Uhr Interessantes und Kurioses aus der Welt der schwarzbefrackten Vögel.
Sie kennt jeden Pinguin mit Namen Und wenn Cornelia Spretke ins Gehege tritt, dann kommen sie gleich angewatschelt. Zur „Weißen Zoonacht“ erzählt die Tierpflegerin um 20 Uhr Interessantes und Kurioses aus der Welt der schwarzbefrackten Vögel. Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Tiere streicheln! Immer muss sie Tiere streicheln, wenn ein Fotograf anrückt. Klar, Cornelia Spretke erfüllt den Wunsch gern, aber sie stellt doch auch gleich klar: Zootierpflegerin - das bedeutet keineswegs nur Tiere streicheln. „Es ist vor allem ein anstrengender Beruf.“ Die Tiere müssen täglich gefüttert, die Anlagen gereinigt und regelmäßig neu dekoriert, der Sand muss oft ausgetauscht werden. Aber, sagt die 54-Jährige, es ist eben auch „der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann“.

Beginn der Ausbildung im halleschen Bergzoo

Letzteres muss stimmen, denn Cornelia Spretke ist seit nun bald 40 Jahren Zootierpflegerin in Halles Bergzoo. „Ich würde den Beruf immer wieder wählen“, sagt sie. Schon als Kleinkind sei sie „fast aus dem Kinderwagen gehuppt“ wenn sie einen Hund sah. Im Tierpark Dessau machte sie dann ein Praktikum. Und schrieb in ihrer Begeisterung alle - wirklich alle - Zoos der damaligen DDR an. Weil man sich aber nicht einfach irgendwo bewerben konnte, wurde sie schließlich nach Halle delegiert und begann als 16-Jährige im Bergzoo mit der Ausbildung.

Fast 40 Jahre ist sie also Tierpflegerin, 20 davon Chefin des Vogelreviers: 600 Tiere gehören dazu, aus rund 100 Arten, verteilt über den gesamten Zoo - vom Flamingo-Gehege unten am Eingang bis zur Großvoliere oben auf dem Berg.

Zu Spretkes Lieblingen gehören die Humboldtpinguine. 31 befinden sich derzeit auf der Anlage - und Cornelia Spretke kennt sie alle mit Namen. Natürlich.

Pinguine erfreuen sich größter Beliebtheit

Die Pinguine erfreuen sich auch bei den Besuchern größter Beliebtheit. Cornelia Spretke versteht gut, warum: Der aufrechte Gang, der schwarze Frack, die weiße Weste - und wenn sie den Besuchern bei den täglichen kommentierten Fütterungen dann noch erzählt, dass in den Pinguinen-Kolonien das Fremdgehen ebenso an der Tagesordnung ist wie das Mitbringen von Geschenken, dann drängen sich die Parallelen zum Menschen ja doch förmlich auf.

Bei der „Weißen Zoonacht“ am Sonnabend ist Cornelia Spretke natürlich auch mit dabei - um 18.15 Uhr erzählt sie bei einer Fütterung Wissenswertes über die Nachbarn der Pinguine, die Erdmännchen. Und um 20 Uhr gibt es dann „Pinguingeschichten“.

Tierhäuser bis Mitternacht geöffnet

Zur Zoonacht sind übrigens nicht nur alle Tierhäuser bis Mitternacht geöffnet. Im Raubtierhaus gibt es Kinderschminken und ein Tierfilmkino, und auf den Berg-Terrassen bietet das hallesche Musikprojekt „Bellacoustica“ Pop- und Rockballaden.

Cornelia Spretke indes könnte nach fast 40 Jahren ein ganzes Buch schreiben über die schönsten und kuriosesten Erlebnisse. Den Ehrenplatz bekäme freilich die Geschichte von „Roc“, dem französischen Geier: Es war der 25. April 2000, und die Zoo-Mitarbeiter saßen zusammen und feierten den 50. Geburtstag ihres jüngst in den Ruhestand verabschiedeten Chefs Andreas Jacob, als ein Anruf kam: Da sitze ein Geier auf einem Hochhaus in Neustadt. Ein Geier? Alle lachten - und Cornelia und ihr Mann Timm Spretke machten sich auf den Weg.

Cornelia Spretke muss immer noch lachen. „Wir dachten, da sitzt ein Bussard oder so.“ Aber als sie in Neustadt ankamen, saß da tatsächlich ein Gänsegeier auf einem Hochhaus in der Albert-Einstein-Straße. Mit vereinten Kräften und ohne Rücksicht auf ihre Höhenangst fingen Spretkes das Tier ein. Da der Vogel beringt war und einen Sender hatte, konnte das Rätsel geklärt werden: Der Geier war in der Provence ausgewildert worden, hatte sich dann aber gehörig verflogen. Cornelia Spretke päppelte das Tier im Bergzoo wieder auf - und brachte ihn dann per Auto zurück nach Hause.

Weiße Zoonacht, Samstag von 18 bis 24 Uhr, Gesamtprogramm unter www.zoo-halle.de. (mz)