„Alles muss raus“ Warum das Puschkino in Halle seine Kinosessel verkauft
Der Saal im Puschkino erhält eine Auffrischungskur mit neuem Fußboden und Sitzen. Betreiber Torsten Raab hat deshalb das alte Mobiliar an Interessierte verkauft.
Halle (Saale)/MZ - Es war nur eine kleine Notiz in der Tagespresse und in den sozialen Netzwerken, doch die Resonanz war gewaltig: Binnen weniger Stunden hatte Puschkino-Betreiber Torsten Raab alles an den Mann und auch an einige Frauen gebracht. „Alles muss raus“, hatte sich Raab vorgenommen. Weil der größere der beiden Kinosäle renoviert und neu ausgestattet werden soll, hatte Raab beschlossen, die roten Plüschsessel zu verkaufen. Nicht meistbietend, sondern für 15 Euro das Stück.
Dieses einmalige Angebot haben sich etliche Hallenser nicht entgehen lassen. Und so fuhren am Sonntagvormittag in der Kardinal-Albrecht-Straße jede Menge Transporter und Kombis vor - jeweils besetzt mit handwerklich gut ausgestatteter Besatzung. So wie Rico Huster. Der Hallenser hatte Schraubendreher und Ratsche im Gepäck, um den vorbestellten Kinosessel abzuschrauben und ins Auto zu verfrachten. Allerdings sollte es nicht irgendeiner der insgesamt 120 Sitze sein, sondern eine 12. „Er ist ein Geschenk für meine Tochter Frida zum 12. Geburtstag“, erklärt der Vater und wuchtet den roten Plüschsessel Nummer 12 in seinen ebenso roten Kombi.
„Es werden etwas weniger sein als bisher“
Neben vielen Privatpersonen waren auch einige Vereine scharf auf die knallroten Plüsch-Sitze. So hätten unter anderem Leute vom Eigenbaukombinat und vom Verein Reil 78 Sessel gekauft, so Raab, der alle Käufer gebeten hat, doch mal ein Bild vom jeweiligen neuen Standort seiner Kinosessel zu schicken.
In den kommenden Tagen nun will Raab den Saal von Grund auf erneuern: mit neuem Fußbodenbelag, neuer Wandbespannung, Leinwand und Beleuchtung - und natürlich mit neuen Kinosesseln. „Es werden etwas weniger sein als bisher“, so Raab, der der Bequemlichkeit für die Gäste zuliebe die Sitze um eine Reihe reduziert, so dass es nur noch 107 Plätze im Puschkino gibt. Möglich sei die Sanierung übrigens dank einer Förderung durch eine Projektförderung aus dem „Zukunftsprogramm Kino 1“ vom Bundesministerium für Kultur - für die strukturelle und nachhaltige Förderung von Kinos, erklärt Torsten Raab. Insgesamt 80.000 Euro sind für die Maßnahme vorgesehen.
Am 25. Oktober soll der alte neue Saal wieder nutzbar sein - pünktlich zur traditionellen Defa-Filmreihe am Montag.