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Energiekrise Sportvereine in Halle schlagen Alarm

Verantwortliche befürchten eine schädliche Kettenreaktion und sehen speziell in Halle ein großes Problem. Ist der Sport systemrelevant?

Von Jonas Nayda Aktualisiert: 06.10.2022, 18:08
Die Schwimmhalle in Neustadt hat einen hohen Energieverbrauch. Sie - und andere Sportstätten - offenzuhalten ist das Ziel des Stadtsportbundes.
Die Schwimmhalle in Neustadt hat einen hohen Energieverbrauch. Sie - und andere Sportstätten - offenzuhalten ist das Ziel des Stadtsportbundes. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - Der Stadtsportbund Halle (SSB) sieht in der drohenden Energiekrise ein großes Risiko für die Sportlandschaft der Stadt. Mit einem dramatischen Appell wendet sich das SSB-Präsidium an die Politik. In letzter Konsequenz gehe es um die Gesundheit der Bürger, das geht aus einer Mitteilung hervor, die am Donnerstag verschickt wurde.

Der SSB schreibt von einer „schädliche Mechanik“, die durch drastisch steigende Preise in Gang gesetzt werde. Die finanziellen Zuschüsse werden eventuell nicht mehr ausreichen, die die Stadt derzeit noch für mehr als 70 von Vereinen betriebene Sportanlagen zahlt. Die Vereine müssten daraufhin ihre Mitgliedsbeiträge anheben. Vor allem für Clubs in sozialen Brennpunkten könne das zu einem existenzbedrohenden Mitgliederverlust führen. Aufgegebene Sportanlagen könnten dann Vandalismus und Verfall zum Opfer fallen.

Dass Halle finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, mache es dem Sport noch schwerer. Mit Ausnahme einiger Großsportstätten und Schulturnhallen sei der Sport in der Stadt nach wie vor vom DDR-Sportstättenerbe abhängig. Außerdem habe die hallesche Bevölkerung ein hohes Durchschnittsalter und es gebe einen hohen Anteil an Einwohnern mit geringem Einkommen. Im Vergleich zu anderen deutschen Städten sei die Lebenserwartung in Halle gering, das Gesundheitsverhalten unterentwickelt und in den meisten Sterblichkeitsstatistiken belege Halle hintere Plätze, schreibt der SSB. Vor diesem Hintergrund sei die Mitgliederentwicklung der Sportvereine im vergangenen Jahrzehnt von 14 auf 18 Prozent so wichtig. Die dürfe jetzt nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Der SSB hat drei Briefe an unterschiedliche politische Ebenen geschickt. Die Stadtverwaltung forderte er unter anderem auf, mehr Geld für den Sport einzuplanen und die Sportstätten so lange wie möglich offen zu halten. An die Landesregierung gerichtet fordert der SSB mehr Unterstützung für die Kommunen. An den Bundestag und den Bundeskanzler gerichtet, bittet der SSB wiederum um mehr Freiheiten für Land und Kommunen, damit Sport, obwohl er kommunalrechtlich als „freiwillige Leistung“ gilt, nicht hinten runterfällt, wenn Energie knapp wird.

„Die Sportvereine in Halle werden ihren Teil leisten“, schreiben SSB-Präsident René Walther und Geschäftsführer Oliver Thiel. „Als Zweckoptimisten vertrauen wir auf das Miteinander der Stadtgesellschaft.“