Schau ist Geheimtipp! Schau ist Geheimtipp!: Charlott Szukala zeigt große Gefühle mit kleinsten Figuren

Halle (Saale) - „Nichts sehen! Nichts hören! Nichts sagen!“ - lautet das Erfolgsrezept, mit dem sich die drei ebenso cleveren wie darum auch berühmten Affen ihrer menschlichen Verwandtschaft augenzwinkernd empfehlen. Dieses nicht unumstrittene Rezept entfaltet seinen Charme freilich auch damit, dass es in mancherlei Abwandlungen vielfältig nutzbar zu sein scheint.
An einer solchen, gleich mehrfachen Abwandlung hat sich offenbar die hallesche Künstlerin Charlott Szukala versucht: mit Menschen statt Affen, mit vier statt drei Figuren und mit einigen abweichenden Posen. Geblieben ist dabei dann einzig ein - hier aber als Schlusspointe platziertes - „Nichts sehen!“ Das kann allerdings auch so gedeutet werden, dass einer, was auch immer, „einfach nicht mehr mit ansehen kann“.
Künstlerin Charlott Szukala lebt und arbeitet im Saalekreis
Die vier wiederum eher grobschlächtigen Miniatur-Tonfiguren, die nebeneinander auf einem Holzblock sitzen, sind nur ein Kleinod in einer sehenswerten Schau, die derzeit in der Zeitkunstgalerie gezeigt wird. Und in der sich die aus dem Ruhrgebiet stammende 39-jährige Künstlerin, die inzwischen in Dobis im Saalekreis lebt und arbeitet, wiedermal dem halleschen Publikum präsentiert: Beziehungsweise ihre kleinen Riesen, die sich inzwischen einer gar nicht so kleinen Fangemeinde unter hiesigen Kunstfreunden erfreuen.
Um „etwas Bezahlbares zu machen“, hat sie einst damit begonnen, aus diesen nicht übertrieben feingliedrigen Figuren kleine, witzige Szenen zu bauen. Szenen, deren Deutung die Künstlerin aber wohlweislich dem Betrachter überlässt. „Was mich interessiert, ist vor allem die Bewegung“, sagt sie etwa zu jenem unbetitelten Quartett, das wahrscheinlich gar keins ist, sondern nur eine Bewegungsfolge, zugleich aber als eine Art Dramaturgie des Entsetzens angesehen werden kann: Auf Schauen und Staunen folgt zunächst ein Zweifeln und endlich jenes finale Verzweifeln, das mit der Hände-vorm-Gesicht-Pose, den Kontakt zur Außenwelt unterbricht.
39-Jährige hat sehr eigene Linie und Bildsprache gefunden
Letzteres ist hier übrigens bei etlichen Figurenkonstellationen zu beobachten: Bei Figuren, die auf engstem Raum - auf einem Holzblock oder Stein - letztlich doch nur gemeinsam einsam sind. Die sich zuweilen aber auch in glücklich anmutenden Posen räkeln oder gar wild aneinander vorbei tanzen, ja hotten.
Charlott Szukala kommt vom Handwerk her. Doch obwohl sie vor Jahren erst nach Halle zugereist ist, kennt sie die hiesige Kunsthochschule eher nur von außen. Geschadet hat ihr das nicht, denn die Künstlerin hat eine sehr eigene Linie und Bildsprache gefunden, die sich - wie die aktuelle Ausstellung zeigt - durchaus vielseitig und vielgestaltig ausdrückt.
Und die ansprechend ist, weil die Künstlerin es auf höchst unangestrengte Weise versteht, große Gefühle in kleinen Figuren zumindest anklingen zu lassen. (mz)
Ausstellung in der Zeitkunstgalerie in der Kleinen Marktstraße 4: Geöffnet ist dienstags bis freitags ab 11 Uhr, samstags ab 10 Uhr. (mz)
