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MZ-Reporter behindert und bedroht Reporter bei HFC-Marsch bedroht: Angriff auf Pressefreiheit: Reporter behindert und bedroht

Von Oliver Müller-Lorey 12.05.2019, 17:38
Fans des HFC ziehen vom Alten Markt durch die Rannische Straße zum Stadion.
Fans des HFC ziehen vom Alten Markt durch die Rannische Straße zum Stadion. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Eine Saison wie diese hat der Hallesche Fußballclub (HFC) lange nicht erlebt: Nur knapp ist der Club am Sonnabend an der Chance zum Aufstieg vorbeigeschrammt. Daher sollte es auch vor dem letzten Heimspiel auch etwas Besonderes geben: einen Fanmarsch quer durch die Altstadt bis zum Stadion.

Die MZ wollte die Fanaktion dokumentieren. Doch als der MZ-Reporter am Alten Markt den Zug Hunderter HFC-Fans filmen will, kippt die Stimmung. Fans bedrängen den Journalisten: „Mach’ mal die Scheiße aus und lösch es.“ Eine Polizistin ist zwar sofort zur Stelle - fordert aber ebenfalls vom Reporter, dass er aufhören solle, zu filmen.

Reporter bedroht: Einschränkung der Pressefreiheit bei HFC-Fanmarsch

Die Polizistin begründet ihr Vorgehen mit „Deeskalation“. Eine Kollegin aus dem Streifenwagen ruft dem Reporter auch noch zu: „Handy runter jetzt!“

Fans, die verhindern, dass ihre besondere Aktion gefilmt und verbreitet wird - und Polizistinnen, die Pressevertretern nicht helfen, sondern sie ebenfalls an der Arbeit hindern - das löste viele Reaktionen aus.

Im Facebook-Kanal der Lokalredaktion sprachen Nutzer von Einschränkung der Pressefreiheit. Ein anderer meinte: „Da bekommen die HFC-Fans eine Plattform, da ist es auch nicht recht.“ Der Verfasser eines Kommentars schlug vor: „Einfach nicht mehr drüber berichten. Sollen sie doch unter sich bleiben.“

Der Vorfall wird nun ein Nachspiel haben. Polizeisprecher Ralf Karlstedt kündigte an, dass gegen die Fans, die den Reporter bedrängten, von Amts wegen ermittelt werde. „Wir nehmen den Vorfall sehr ernst.“ Die Polizei werde den Vorfall auch intern nachbereiten.

Polizeisprecher: „Ging nicht darum, Arbeit eines Pressevertreters zu behindern“

„Nach den derzeit vorliegenden Erkenntnissen beabsichtigten die beiden Beamtinnen offenbar, im Rahmen der Deeskalation weitere mögliche Handlungen von Fußballfans gegen den Reporter zu verhindern. Es ging nicht darum, die Arbeit eines Pressevertreters zu behindern“, sagte Karlstedt.

Der HFC teilte auf MZ-Anfrage mit, er bedauere ausdrücklich die „Unannehmlichkeiten“, betonte aber, dass er den Fanmarsch nicht veranstaltet habe und dafür auch keine Verantwortung trage.

„Da kein Verantwortlicher des Vereins zum fraglichen Zeitpunkt vor Ort war und wir im öffentlichen Raum keinerlei Befugnisse des Eingreifens haben, maßen wir uns nicht an, den genannten ,Zwischenfall’ anhand von wenigen Sekunden unübersichtlichen Videomaterials abschließend zu beurteilen“, so Vereinssprecher Lars Töffling. (mz)