1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Judo: Judo: Rio als Appetitmacher für die Spiele in Rio

Judo Judo: Rio als Appetitmacher für die Spiele in Rio

Von Petra Szag 21.08.2013, 20:53
Luise Malzahn nimmt Abschied von Freund Gunter und Kater Arnie.
Luise Malzahn nimmt Abschied von Freund Gunter und Kater Arnie. Schulz Lizenz

halle/MZ - Der Blick auf die Uhr verrät: Jetzt wird’s höchste Eisenbahn! Der Tonfall von Luise Malzahn bestätigt, dass nun doch Hektik aufkommt. „Die Tasche ist noch nicht gepackt“, erklärt Halles derzeit erfolgreichste Judo-Kämpferin ihre innere Unruhe. Denn in gut zwei Stunden will sie ihr Freund Gunter zum Zug nach Frankfurt (Main) bringen, von wo aus es nach Rio zur WM geht.

Wie immer, wenn sich die Hallenserin mit der Nationalmannschaft zu großen Meisterschaften aufmacht, entledigt sie sich dieser lästigen Pack-Pflicht auf dem letzten Pfiff. Die Morgenstunden hatte die 23-Jährige lieber noch einmal für ein intensives Training genutzt. Daran schloss sich diesmal eine Stippvisite in der medizinischen Abteilung an. Denn die Kapsel im rechten Ellbogen bedurfte einer Sonderbehandlung. Beim Grand Slam in Moskau vor vier Wochen hatte ihr eine Gegnerin den Arm überstreckt. Eine Spritze unmittelbar danach und am Mittwoch nun die zweite sollen die unangenehme Erfahrung vergessen machen. „Ich fühle mich gut“, versichert Luise Malzahn. Ihr Malheur von Moskau beeinträchtige sie nicht.

Studienmaterial im Gepäck

Seit ihrem Team-Bronze bei der EM im April hat sie mit Wettkämpfen und Trainingslagern auf diesen einen Saisonhöhepunkt hingearbeitet. Baku, St. Moritz, Miami, Paris, Barcelona, Moskau und zuletzt Kienbaum. „Wir waren nur unterwegs, wenn ich zwischendurch mal eine Woche zu Hause war, dann ist das viel“. Da blieb der Polizeikommissarin auch wenig Zeit, um weiter an ihrer Diplomarbeit zu schreiben. Im September aber ist Abgabe-Termin. Also gehört die Arbeit zum Gepäck, das mit nach Rio geht. Bevor die SV-Athletin dort auf der WM-Matte in acht Tagen zum Einsatz kommt, wird sie den Leerlauf nutzen und weiter die „Spitzensportförderung an der Polizeifachhochschule in Sachsen-Anhalt zwischen 2009 und 2013“ analysieren und bewerten - und dabei ihre Erfahrungen einfließen lassen.

Mit Konkurrentin auf einem Zimmer

Dass auch diese Arbeit auf dem letzten Drücker erledigt wird, ist dem vollen Wettkampfplan von Luise Malzahn geschuldet. Doch der Einsatz hat sich gelohnt. Durch ihre vielen guten Platzierungen, vor allem die zweiten Plätze in Baku und Miami, ist sie nun die Nummer Sieben in der Welt - als beste Deutsche. Das Ticket nach Rio war ihr damit sicher. Dort sieht sie sich nicht chancenlos. „Die ersten Zehn der Weltrangliste können um eine Medaille kämpfen“, sagt Luise Malzahn. Sie also inklusive.

Der Deutsche Judobund darf für sieben Gewichtsklassen neun Athletinnen nominieren, deshalb gibt es mit Kerstin Thiele im Limit bis 78 Kilo eine nationale Kontrahentin. Die Olympiazweite bis 70 Kilo versucht, im nächsthöheren Limit Fuß zu fassen. Mit der Leipzigerin versteht sich Luise Malzahn gut, teilt sich mit ihr in Rio sogar ein Zimmer. Dass bei Olympia 2016 nur eine dabei sein kann, lässt die Hallenserin derzeit kalt. „Bis dahin ist noch Zeit.“ Appetit will sie sich aber schon holen bei den Gastgebern der nächsten Spiele.