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Judo Judo: Neustart nach Seuchenjahr

Von Petra Szag 01.01.2013, 20:59

Halle (Saale)/MZ. - Es war so ein bisschen wie die Ruhe vor dem Sturm. Drei Tage Zweisamkeit mit ihrem Freund Gunther Dingler in Potsdam inklusive Sightseeing, Shopping sowie einem Abstecher zur Silvesterparty an das Brandenburger Tor hatte Luise Malzahn hinter sich. Nach der Rückkehr gab es noch ein kulinarisches Familientreffen mit Eltern und Schwester - Luise Malzahn hatte gar nicht die Zeit, großartig über ihren Sport zu sinnieren. Doch als zum Jahreswechsel um Mitternacht die Wünsche für 2013 ausgesprochen wurden, war Judo natürlich ein, oder besser gesagt, das Thema.

"Im neuen Jahr kann ja eigentlich nur alles besser werden", brachte es Luise Malzahn am Dienstag noch einmal auf den Punkt. Das gerade zu Ende gegangene fällt eindeutig in die Kategorie Seuchenjahr. "Ich habe mit Olympia den größten sportlichen Wettkampf verpasst", seufzt die 22-Jährige, "und ich habe mir die wohl schlimmste Verletzung eingehandelt, die es im Judo gibt, einen Kreuzbandriss." Deshalb heißt es also 2012 so schnell wie möglich vergessen. Und damit Platz schaffen im Kopf für neue, positive Gedanken.

Als der Arzt ihr Ende November nach einem halben Jahr Reha sagte, dass beide Knie stabil sind und aus medizinischer Sicht einem Comeback nichts mehr im Wege steht, war Luise Malzahn unglaublich erleichtert. Seitdem trainiert sie wieder intensiv, hat sogar mit ihren SV-Kollegen ein Trainingslager bestritten und diesen Härtetest bestanden. "Ich fühle mich gut", versichert Luise Malzahn.

Was das Gefühl wert ist, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden, denn am Donnerstag fährt sie mit der Judo-Nationalmannschaft ins Trainingslager nach Österreich. Eine Woche lang wird erst in Rauris gemeinschaftlich die Kondition auf Vordermann gebracht. "Ich gehe davon aus, dass wir nur Ski-Langlauf machen und keine Abfahrt, also keine Gefahr für mein Kreuzband", sagt Luise Malzahn. Danach trifft sie sich mit Europas Besten ihrer Zunft zu einem internationalen Trainingscamp in Mittersill. Wenn das vorbei ist, will die Hallenserin über einen Start bei den deutschen Meisterschaften ab 19. Januar in Riesa entscheiden. Eine zu frühe Rückkehr auf die Wettkampfmatte, die Tatami, wird sie auf keinen Fall riskieren. Schließlich will sie bei der EM Ende April in Budapest und der WM im August in Rio wieder zum deutschen Aufgebot gehören. In der Gastgeberstadt der nächsten Olympischen Spiele soll möglichst eine Medaille zum Trostpflaster für den verpassten London-Start werden.

Mit ihrer bislang größten Rivalin bundesweit, Heide Wollert, wird Luise Malzahn dann aber nicht mehr um den Startplatz im Limit bis 78 Kilo wetteifern, die Leipzigerin steigt in die Klasse bis 70 Kilo ab. Dafür allerdings rückt die Olympia-Zweite Kerstin Thiele auf. "Wir kennen uns aus dem gemeinsamen Training und können eigentlich ganz gut miteinander", verrät Luise Malzahn über ihre neue schärfste Konkurrentin.

Den harten nationalen Duellen im Kampf um die internationalen Startplätze sieht die Hallenserin gelassen entgegen. "Wir fangen beide sozusagen neu an, ich nach der Verletzung, sie in der neuen Gewichtsklasse. Schauen wir mal, was dabei rauskommt."

Dabei muss sie nicht mehr den Spagat zwischen Studium und Hochleistungssport meistern. In ihrer Zwangspause hat Luise Malzahn die Ausbildung an der Polizeischule Aschersleben forciert. Die schriftlichen Prüfungen sind bereits geschafft. Am 26. Februar folgen die mündlichen. Wird auch diese Hürde genommen, geht die EM-Dritte dann als Polizeikommissarin auf die Matte.

Eine bittere Pille muss Luise Malzahn im Jahr 2013 allerdings schlucken: Ihre Schwester Claudia hat sich nach einer erneuten Knie-OP von der Judobühne verabschiedet. "Sie war immer eine wichtige Bezugsperson für mich und wird es weiter bleiben", bedauert die Jüngere das Karriereende ihrer Schwester. Ihrem Optimismus tut das keinen Abbruch. "Claudia ist ja nicht aus der Welt." Und als Trainerin mit dem Judo weiter eng verbandelt.