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Judo Judo: Daumendrücken aus Aserbaidschan

Von PETRA SZAG 08.05.2011, 21:12

Halle (Saale)/MZ. - Sein Glücksbringer fehlte am Samstag. Doch in Gedanken, daran zweifelte Gunther Dingler nicht, war Luise Malzahn ihm wie immer nah. Das Daumendrücken seiner Freundin, derzeit selbst auf der Judomatte überaus erfolgreich, hat offenbar auch aus der Ferne geholfen. Der Schwergewichtler vom SV Halle gewann beim Zweitligakampf gegen Riesa auf heimischer Matte nicht nur seine beiden Kämpfe. Er avancierte auch noch zum Mann des Tages. Denn mit seinem vorzeitigen Sieg im letzten Duell des Mannschaftskampfes gegen Martin Schubert rettete er seinem SV das 6:6-Remis. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Gastgeber noch mit 5:6 hinten gelegen.

"Natürlich war ich vorher aufgeregt, schließlich war das ein Mannschaftskampf. Da läuft das nun einmal so, dass man gegebenenfalls für die anderen in die Bresche springt. Diesmal war ich das", sagte der 25-Jährige. "Glücklicherweise bin ich, wenn's drauf ankommt, eher der gelassene Typ." Er habe sich nicht verrückt machen lassen.

Dass seine Luise nicht wie zum Saisonauftakt letzte Woche in Offenbach am Mattenrand mitfiebern konnte, hat seinen guten Grund: Die EM-Dritte war bereits beim Grand Prix in Baku. Dort holte sie Silber und war wieder ein Aushängeschild der Nationalmannschaft. Einzig Europameisterin Abigel Joo aus Ungarn war noch besser. "Über das Internet habe ich die Ergebnisse verfolgt und ihr gleich eine SMS mit Glückwünschen gesendet", erzählt Dingler. Wie gut seine Freundin drauf ist, weiß er aus erster Hand. "Manchmal machen wir zusammen Techniktraining", berichtet der Agrarwissenschaftsstudent.

Der gebürtige Schweriner gehört von Beginn an, also seit vier Jahren, zu Halles Zweitligateam. Im ersten Jahr allerdings musste er wegen eines Ermüdungsbruchs im Schienbein lange pausieren, im zweiten

wegen einer schweren Schulter-Eckgelenks-Verletzung. Erst in der letzten Saison kam Dingler so richtig in Fahrt. Nur zweimal verließ er nicht als Sieger die Matte. Damit hatte er neben den Seriensiegern Timo Prellwitz und Michael Möbius großen Anteil am zweiten Platz zum Abschluss der Wettkampfserie.

Auch Prellwitz knüpfte am Wochenende nahtlos an seine Vorjahresleistungen an. Und das, obwohl der frühere Militärweltmeister nicht mehr so umfangreich trainieren kann. Denn der Angehörige der Bundespolizei wurde im April zum Flughafen nach Frankfurt (Main) abkommandiert. Dennoch reichte es für den 90-Kilo-Mann zu zwei Siegen - diesmal über Paul Starke.

Die weiteren zwei Punkte für den SV Halle steuerte Alexander Lenk bei. Fast drei Jahre hatte der Halbleichtgewichtler verletzt pausieren müssen, nun meldete sich der ehemalige Sportschüler mit vorzeitigen Siegen über Rico Petzold und Karl Hache zurück. Beide Kontrahenten zwang er mit einem Armhebel zur Aufgabe. "Das war ganz souverän", fand Teambetreuer Stephan Fröhlich. "Immer wieder werden Chancen vertan beim Übergang vom Wurf zum Boden. Alexander passiert das nicht, er setzt ohne zu zögern nach. Da zeigt sich seine alte Klasse." Noch sind es ein paar Kleinigkeiten, die dem einstigen Bundeskader fehlen. "Die zweite Bundesliga hilft ihm dabei, wieder heranzukommen", ist Fröhlich überzeugt.

Sein Team nicht unterstützen konnte Michael Möbius. Der einstige Auswahlkader hat sich beim Fußballspielen an der Schulter verletzt. Für ihn rückten in der Klasse bis 81 Kilo Fridtjof Seiffert und Paul Ehrenberg nach. Während Seiffert - in Führung liegend - durch eine Unachtsamkeit den Sieg noch vergab, ließ sich der 18-jährige Ehrenberg - gehandicapt durch eine Kapselverletzung am linken Daumen - kurz vor Kampf-Ende vom routinierten Fabian Fell auf die Schulter legen. "Auch ein Möbius hätte es gegen Fell schwer gehabt", sagt Fröhlich. Der Teamchef gibt zu, dass sich seine Männer für den ersten Heimkampf der Saison mehr als ein Remis erhofft hatten, "aber die Punkteteilung war durchaus leistungsgerecht".