Halle Halle: Zappenduster im alten Zuchthaus

Halle (Saale)/MZ. - Im "Roten Ochsen" ist es gespenstisch leer. Die hallesche Gedenkstätte für Menschenrechtsverletzungen in der NS- und DDR-Zeit ist für die Besucher geschlossen. "Wir wissen noch nicht, wann wir wieder öffnen können, aber uns reißt langsam der Geduldsfaden", sagt Kai Langer, der Direktor der Landesstiftung Gedenkstätten. Nachdem es bereits in den vergangenen Jahren immer wieder zu Problemen mit der Elektrik gekommen war, ist die Situation seit dem vergangenem Herbst für die Besucher nicht mehr zumutbar: In den Ausstellungsräumen fiel immer wieder das Licht aus, auch die Monitore, auf denen Dokumentationen laufen sollen, blieben dunkel.
Schuld daran könnte eine vor sechs Jahren im Rahmen einer umfangreichen Sanierung eingebaute Steuertechnik sein. "Die sorgt offenbar für die Ausfallerscheinungen", sagt SPD-Politiker Rüdiger Erben, der bis vor Kurzem der Vorsitzende des Stiftungsrates war. Stiftung und der für die Bauarbeiten zuständige Landesbaubetrieb streiten laut Erben darüber, wer für den Schaden aufkommen soll. "Es gibt hier großen Klärungsbedarf."
Für 3,5 Millionen Euro war die Gedenkstätte komplett umgebaut und renoviert worden, unter anderem das Dach sowie Strom-, Heizungs- und Wasserleitungen wurden aufwendig erneuert. Seit 2006 gibt es zwei moderne Ausstellungsbereiche über die an diesem Ort geschehenen Menschenrechtsverletzungen. Seit September sind diese Bereiche jedoch für die Öffentlichkeit in der Regel nicht zugänglich - nur einige ausgewählte Veranstaltungen können noch stattfinden. "Wir werden bei diesen Gelegenheiten oft gefragt, warum das Museum geschlossen ist und das ist natürlich für uns sehr unangenehm", so Stiftungsdirektor Langer. Kurz nach der Schließung habe er dem Landesbaubetrieb den Auftrag erteilt, herauszufinden, was es genau für Probleme mit der Technik gibt. "Wir sind sehr unzufrieden, da es bis jetzt kein Ergebnis gibt." Die Folgen: Die Gedenkstätte "Roter Ochse" bleibt für Besucher dicht und die Höhe des noch zu behebenden Schadens ist völlig unklar.
Doch bei den Sitzungen des Stiftungsrates hat die prekäre Situation noch keine Rolle gespielt. "Wir wissen nichts darüber", sagt Stiftungsratsmitglied Jürgen Breitenfeld. Der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung wundert sich sehr darüber: "Die Gedenkstätte muss offen für die Besucher sein." Das fordert auch Rüdiger Erben, der von einem "Totalausfall" spricht. "Ich werde das Problem in der kommenden Woche den zuständigen Ministern vortragen." Zum Beispiel Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), der der Nachfolger Erbens an der Spitze der Stiftung ist. In den kommenden Tagen soll es zudem zu einem Treffen zwischen den beteiligten Firmen, dem Landesbaubetrieb und Stiftungsvertretern in der Gedenkstätte kommen - bereits zum wiederholten Mal in den vergangenen Monaten.