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Halle Halle: Wird Tiger-Baby eingeschläfert?

Von MICHAEL DEUTSCH 27.12.2010, 10:51
Physiotherapie für Tiger-Baby Ranga (FOTO: THOMAS MEINICKE)
Physiotherapie für Tiger-Baby Ranga (FOTO: THOMAS MEINICKE) CARDO

Halle (Saale)/MZ. - Schock im Bergzoo Halle: Das neun Wochen alte Tiger-Baby Ranga, das letzte Woche noch putzmunter der Presse und Öffentlichkeit beim Wiegen und Impfen vorgestellt wurde (die MZ berichtete), ist an beiden Hinterläufen gelähmt. Noch nimmt keiner das Wort Einschläferung in den Mund - aber die Verletzung der malaysischen Katze ist ernst.

"Wie das passiert ist, wissen wir nicht", sagt Zoo-Veterinär Jens Thielebein. Vermutlich wurde das Jungtier im Gehege unabsichtlich von seiner Mutter Cindy verletzt. Besucher, so berichtet der Tierarzt, hätten beobachtet, dass sich die Großkatze auf ihr Junges gelegt hätte. "Aber auch ein Schlag mit ihrer Pranke wäre natürlich denkbar", so der 48-Jährige.

Fakt ist, dass dabei Rangas Rückenmark verletzt wurde. Die Katze hat plötzlich ihre Hinterläufe nicht mehr bewegen können - Pfleger und auch der Tierarzt waren vom Anblick geschockt. Während der kleine Tiger auf seinen Vorderpfoten lief, zog er seine hinteren Gliedmaßen wie einen schlaffen Sack hinter sich her.

"Die Reflexe fehlten, wir haben sofort reagiert", berichtet Thielebein. Bereits am nächsten Tag wurde das Tigermädchen in die Kleintier-Klinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Uni Leipzig überführt und dort mittels Kernspin- und Computertomographie untersucht. Dabei wurde die Verletzung genau diagnostiziert. Zwischen dem dritten und sechsten Brustwirbel hat sich bei Ranga Flüssigkeit angesammelt. Diese auch Ödem genannte Einlagerung drückt auf die Nervenbahn und ist Ursache der Lähmung. "Das Krankheitsbild ist mit einer Querschnittslähmung vergleichbar", so Thielebein.

Chirurgisch könne man dem Tier nicht helfen. "Momentan könne wir nur therapeutisch einwirken und abwarten", so der Veterinär. Täglich bekommt die Katze deshalb Physiotherapie, damit ihre Muskulatur stabil und die Gelenke beweglich bleiben. Die Tier-Pflegerinnen Anja Eschke, Marion Marcus und Heike Martzsch üben täglich mit ihrem Schützling. Neben dem Massieren und der Dehnung der tauben Hintergliedmaßen hängen sie die Katze mit dem Hinterteil auch in ein Handtuch und lassen Ranga dann auf zwei Beinen durchs Gehege laufen.

"Und es gibt schon erste Anzeichen, die uns Hoffnung machen", sagt Tierpflegerin Heike Martzsch. So habe sich Rangas Schwanz, der ebenfalls gelähmt ist, ein bisschen bewegt. "Außerdem beobachten wir kleine Abwehr-Reaktionen, wenn wir Ranga an den Hinterfüßen kitzeln", sagt die 41-Jährige.

Laut Tierarzt Jens Thielebein haben ihm die Mediziner der Leipziger Veterinärklinik nach der bitteren Diagnose viel Mut gemacht. Dort wurde jüngst eine Hauskatze mit gleichen Symptomen eingeliefert und erfolgreich therapiert. Dennoch ist die Stimmung im Zoo gedrückt. Auch wenn es erste Anzeichen für eine Heilung gibt, müsse man der Realität ins Auge blicken, sagt der Tierarzt. "Wir warten zwei Wochen ab und schauen, ob die Therapie anschlägt". Wenn das nicht der Fall sei, gebe es keine Alternative. Dann müsste das Tier eingeschläfert werden. "Doch darüber denken wir heute noch nicht nach", sagt Thielebein.

Seit ihrer Verletzung ist Ranga von ihrer Mutter getrennt untergebracht. "Wir verstecken sie nicht vor Besuchern", sagt Thielebein. Wer das Tiger-Baby sehen möchte, hat täglich von 15.15 bis 15.45 Uhr gute Chancen bei der Fütterung.