Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Zehn-Meter-Yacht entsteht in Eigenbau
Halle (Saale)/WETTIN/MZ. - Nicht träumen, anpacken! Das ist die Devise von Thomas Kretsch. Und damit kann der Hallenser sich und seiner Frau Steffi eine lange gehegten Traum erfüllen - ganz in Weiß. Der Tischler baute, weil das Geld nicht reichte, die Yacht selbst. Heute will der 47-Jährige in Wettin erstmals die Segel setzen. Danach geht die Reise über die Saale, die Elbe und verschiedene Kanäle bis ins Brandenburgische.
Rohbau zwischen Erdbeeren
Kretsch besitzt nicht nur zwei goldene Hände, sondern vor allem Zähigkeit. "Fünf Jahre dauerte die Bauzeit. In dieser zeit gab es praktisch keinen Urlaub." Unzählige Fotos dokumentieren den mühsamen Beginn im Garten in Halle-Dölau - zwischen der Blumen-Rabatte und den Erdbeerbeeten. Schließlich ist der schwere Kiel, der das Kentern verhindern soll, montiert und der zwölf Meter hohe Mast bestellt. Drei Sommer vergehen, dann erst kann der schnittige Bootskörper an der Langen Reihe in Wettin zu Wasser gelassen werden.
Dort ist Schiffsmechaniker Armin Brade zu Hause, fortan der wichtigste Ratgeber beim Innenausbau. Schlafkojen für sechs Leute, also auch für Tochter Julia, die gerade ihr Abitur ablegt. Bad und Kombüse sowie Arbeitsplätze für Steuermann und Kapitän - das alles ist untergebracht auf einer Länge von knapp zehn Metern. Hinzu kommen ein kleiner Schiffsdiesel und diverse elektrische Anlagen. Blickfang sind die Segel mit einer Fläche von 44 Quadratmetern - eine überaus imposante Erscheinung vor der Kulisse der Wettiner Burg.
Kretsch will es so und nicht anders. Und dafür gibt es sogar eine Erklärung. Die Ideen und der Plan für das imposante Wasserfahrzeug sind nämlich Teil und Folge seiner Familiengeschichte. Aufgewachsen ist er in Böllberg, quasi direkt am Saale-Ufer. Die beiden Ausflugsdampfer "Erni" und "Siegfried" sind in Kindheitstagen sein zweites Zuhause. Kein Wunder, Großvater Otto und Vater Otto drehen damals in Halle und Umgebung die Steuerräder bei der Weißen Flotte. Und das hat ansteckend auf den Jungen gewirkt.
Einstieg in die zweite Lebenshälfte
Kretsch denkt natürlich längst weiter. Ihm bedeutet das Boot, das auf den Namen "Seehund" getauft ist, den Einstieg in die zweite Lebenshälfte. "Auf diesen Planken will ich alt werden, am besten mit Enkeln und Urenkeln."