Halle Halle: Ein Chefarzt drängt ins Rampenlicht

HALLE/MZ. - Es ist die zweite Pressekonferenz,die Gernot Duncker und sein AnwaltAndreas Silbersack im Augenlaserzentrum (ALZ)Halle geben. Seitdem vor zweieinhalb Wochenbekannt wurde, dass der Chef der Universitätsaugenklinikvorläufig suspendiert ist, haben Dunckerund Silbersack Pressemitteilungen versendet,Anfragen beantwortet und Pressegespräche veranstaltet.Bei der ersten Pressekonferenz tritt die Schwiegertochtereiner Patientin auf, deren Operation lautDuncker wegen seiner Suspendierung nicht stattfindenkönne. Der Rahmen der zweiten Pressekonferenzist zurückhaltender. Der Imagefilm des ALZläuft diesmal nicht im Hintergrund, Schnittchengibt es keine. Beides war Thema der Berichterstattungnach der ersten Konferenz gewesen.
Thema der Pressekonferenz: DieHausdurchsuchungen der StaatsanwaltschaftHalle in Dunckers Privathaus, der Kanzleiseines Anwalts und den Räumen seines Steuerberatersin der vergangenen Woche (die MZ berichtete).Es gebe einen Anfangsverdacht der Untreue,das ALZ könnte Geld vereinnahmt haben,die der Uni-Augenklinik zustanden, so dieStaatsanwaltschaft. Duncker und Silbersackversichern abermals, dass sich Duncker nichtsvorzuwerfen habe, man habe Akteneinsicht beantragtund sei zuversichtlich, dass der Verdachtentkräftet werde.
Das Vorgehen an sich ist nicht ungewöhnlich.Duncker, suspendiert, mit einem Hausverbotan der Universitätsklinik belegt und Zielstaatsanwaltschaftlicher Ermittlungen gehtin die Offensive, informiert über seine Sichtder Dinge. Ungewöhnlich ist, dass der Medizinerdamit die Universität zunehmend in die Defensivedrängt. Denn von dieser Seite aus herrschtoffiziell weitgehend Schweigen.
Erst auf Presseanfragen bestätigte dieUni die Suspendierung. Die knappe Begründung:Duncker weigere sich, seine Tätigkeit im privatenALZ einzustellen, nachdem das Zentrum nichtmehr als An-Institut der Universität anerkanntwar. Diese Arbeit für ein privates Unternehmen,das in Konkurrenz zur Universitätsaugenklinikstehe, sei mit der dienstrechtlichen Stellungzum Land Sachsen-Anhalt nicht vereinbar. Zudemerklärte sich das Klinikum mehrmals zur Frageder Patientenversorgung. Es dementierte BehauptungenDunckers, diese sei an der Augenklinik nungefährdet.
Der Rest ist Schweigen. Offiziell gibt esmit Hinweis auf laufende Verfahren keine weiterenStellungnahmen der Universität. Duncker dagegenversorgt die Öffentlichkeit mit immer neuenDetails. Sie sollen belegen, dass das ALZnicht in Konkurrenz zur Uniklinik stehe, dassdie Aufkündigung der Kooperationsverträgemit dem An-Institut nicht gerechtfertigt gewesenseien und dass Duncker sich mit der Arbeitim ALZ nicht persönlich bereichere.
Diese Mitteilungsfreude macht die offizielleUniversität zunehmend sprachlos. Was seitensder Universität gedacht wird, zitieren Medienallenfalls aus "Uni-Kreisen". Mit Namen willniemand erscheinen. Über die Gründe der defensivenInformationspolitik kann man bisher nur spekulieren.Auf Anfrage gab die Universität gestern keineStellungnahme ab, man werde sich heute äußern,hieß es.
