«Czech» «Czech»: Lokal will wie eine gute Mutter sein

Halle (Saale)/MZ. - Abseits vom Trubel der Innenstadt, dennoch in zentraler Lage zwischen Uniplatz und Oper, Großer Stein- und Großer Ulrichstraße liegt sein unprätentiöses Café. Hier kann man im Gegensatz zur "Kleinen Uli" ungestört draußen auf dem Bürgersteig sitzen, denn nur wenige Autos passieren die enge, pittoreske Mittelstraße.
Das "Czech" passt gut in diese kopfsteingepflasterte Gasse, in der an einigen Altbauten der Putz bröckelt. Schließlich ist man auch im Café weit entfernt vom Perfektionismus. Oliver Czech selbst nennt seinen Ansatz "brüchig". Damit ist die Zusammenstellung sehr unterschiedlicher Einrichtungsgegenstände gemeint. Dezente, funktionale Möbel wurden mutig kombiniert mit einer kleinen Portion Kitsch, einem orientalischen Teppich beispielsweise, einem Waldgemälde oder einer Diskokugel.
Design spielt für den Barmixer keine allzu große Rolle: "Ich will keinen Laden, der cooler ist als seine Gäste. Ein gutes Café oder eine Bar muss wie eine gute Mutter sein: Sie sollte alles da haben und sich um die Gäste kümmern, sich selbst aber zurücknehmen." Diesem Motto entsprechend ist dem gebürtigen Magdeburger der Kontakt zu seinen Gästen besonders wichtig. Wenn er selbst hinter der Bar steht, nimmt er sich die Zeit, jeden Unentschlossenen individuell zu beraten.
Schon während seines Jura-Studiums arbeitete er hinter der Bar. Cocktails sind seine große Leidenschaft. So mancher Gast hat schon die Flaschen über der Bar bewundert, in denen Zutaten wie Chili, Ingwer oder Kokos in Spirituosen eingelegt sind und den Cocktails dadurch einen besonderen Geschmack verleihen. Nach drei Jahren kann Oliver Czech eine Erfolgsbilanz ziehen. Das "Czech" läuft gut und die Arbeit macht mehr Spaß denn je. "Rein wirtschaftlich ist die Lage natürlich nicht vorteilhaft", räumt Czech ein. Doch das war eine ganz bewusste Entscheidung. Seine Gäste schätzen die Abgeschiedenheit. "Hier kann man nicht nur einen guten Kaffee oder ausgefallenen Cocktail trinken", meint Tobias Lewek, "sondern auch mal in Ruhe lernen".