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Ziele und Wege Bundestagskandidaten antworten auf Fragen junger Unternehmmer in Halle: Digital wollen alle

Junge Unternehmer haben Bundestagskandidaten nach Plänen für die Wirtschaft gefragt. Deren Ziele gleichen sich, die Wege dahin nicht immer.

Von Annette Herold-Stolze 10.09.2021, 12:30
Fünf Kandidaten standen Moderatorin Katarina Borchert (Mitte) Rede und Antwort: Christoph Bernstiel (CDU), Inés Brock (Bündnis 90/Grüne), Petra Sitte (Die Linke), Yana Mark (FDP) und Karramba Diaby (SPD, von links)
Fünf Kandidaten standen Moderatorin Katarina Borchert (Mitte) Rede und Antwort: Christoph Bernstiel (CDU), Inés Brock (Bündnis 90/Grüne), Petra Sitte (Die Linke), Yana Mark (FDP) und Karramba Diaby (SPD, von links) (Foto: Silvio Kison)

Halle/MZ - Wie lässt sich Gründergeist fördern? Welche Unterstützung brauchen Menschen, die ihre eigene Firma aufbauen wollen? Warum geht die Digitalisierung in Deutschland so schleppend voran? Wie lassen sich bürokratische Hürden abbauen, die junge Unternehmer nehmen müssen, bevor sie sich um ihr eigentliches Geschäft kümmern können?

Diese Fragen haben die Wirtschaftsjunioren, ein bundesweiter Zusammenschluss von Führungskräften unter 40 Jahren mit einem Verein in Halle, am Mittwochabend den hiesigen Direktkandidaten für die Bundestagswahl gestellt. Im Mitteldeutschen Medienzentrum kamen Christoph Bernstiel (CDU), Inés Brock (Bündnis 90/Die Grünen), Karamba Diaby (SPD), Yana Mark (FDP) und Petra Sitte (Linke) zu Wort. Eingeladen waren nach Worten von Willi Hellwig, Vorsitzender der halleschen Wirtschaftsjunioren, Vertreter aller im Bundestag vertretenen Parteien. AfD-Direktkandidat Alexander Raue habe aber nicht auf die Einladung reagiert.

Rahmenbedingungen für die Wirtschaft

In der Diskussion, die von Katarina Borchert, Inhaberin einer Headhunteragentur, moderiert wurde, wurde schnell deutlich, dass alle Kandidaten Schwachstellen in puncto Digitalisierung in der Region wie in ganz Deutschland sehen. Mit einer Verbesserung dieser Infrastruktur müsse ein Bürokratie-Abbau einhergehen. CDU-Kandidat Bernstiel etwa forderte: „Es muss in Deutschland möglich sein, innerhalb von 24 Stunden ein Unternehmen zu gründen.“ Dafür sei es wichtig, dass sich Behörden untereinander austauschen - dass Daten, die ein Gründer einmal bei einem Amt angegeben hat, von dort weiter transferiert werden zu jenen Stellen, bei denen sie auch vorliegen müssen. Zugleich warnte er vor der politischen Konkurrenz und ihren Plänen für die Zeit nach der Wahl: „Es ist jetzt nach Corona nicht die Zeit, Unternehmen mit Steuerforderungen zu überhäufen.“

Das wolle auch die SPD nicht, sagte Karamba Diaby, und es liege auf der Hand, dass junge Unternehmer organisatorische Unterstützung benötigen. Es gehe darum, „dass sie nicht gleich am Anfang scheitern.“ Zugleich regt der SPD-Politiker an, in Deutschland eine „Kultur des Scheiterns“ wie in anderen Ländern üblich zu etablieren. Wenn eine Unternehmung misslingt, könne der Gründer es immer noch einmal versuchen - mit dem Beistand von Behörden und Institutionen. Aufgabe des Staates sei es, gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu setzen.

Mehr Digitalisierung

Dafür wiederum sei es wichtig, auf den Prüfstand zu stellen, welche Regelungen überhaupt notwendig seien, sagte Yana Mark (FDP). „Und in den Ämtern muss ein generelles Verständnis entstehen, dass ein Unternehmer nicht dafür da ist, ständig den Behörden Auskunft zu geben.“ Zudem fehle hierzulande oft ein grundsätzliches Verständnis von IT-Zusammenhängen, auch das müsse sich ändern.

Mehr Digitalisierung könne einerseits Arbeitserleichterungen etwa im Gesundheitswesen mit sich bringen, sagte Grünen-Kandidatin Brock - etwa, wenn Diagnosen von Stelle zu Stelle übermittelt und nicht immer wieder neu erhoben werden müssen. Andererseits handele es sich um hochsensible Daten, und die Entscheidung, wie mit ihnen verfahren wird, müsse den Menschen überlassen bleiben. In diesem Spannungsfeld gelte es zu entscheiden, wenn es um einen Abbau von Hürden geht.

Digitalisierung um jeden Preis hält Petra Sitte (Linke) für nicht sinnvoll, wie sie deutlich machte. „Durch Digitalisierung allein wird Bürokratie auch nicht besser.“ Es nutze wenig, wenn ein ellenlanger Antrag am Rechner statt auf Papier ausgefüllt werde. Sie warb dafür, detailliert zu überlegen, welches Ziel mit welchem Schritt verfolgt wird. Ein Ziel formulierte Petra Sitte deutlich: Öffentlich erhobene Daten müssten auch öffentlich verfügbar sein. Da tue sich der Staat noch sehr schwer.