Autobahn A143 Autobahn A143: Vorbereitungen für Lückenschluss starten mit Archäologen

Brachwitz - Die große Schaufel des Baggers gräbt sich ohne Mühe in den trockenen Boden. Schicht für Schicht trägt der Fahrer mit seinem schweren Gerät das Erdreich ab. Die Arbeiten finden auf einem Feld zwischen Brachwitz und Schiepzig - ganz in der Nähe der Saale auf Brachwitzer Seite - statt. Der Aushub wird auf der linken und rechten Seite gesammelt - bislang hat das schwere Arbeitsgerät einen Korridor von mehr als 100 Metern freigegraben.
Zwei Kollegen des Baggerfahrers betrachten die Arbeiten ganz genau und untersuchen mit ihrem geschulten Blick den Aushub. Sie achten vor allem auf farbliche Veränderungen der Erde. Die Schneise ist vier Meter breit und mehr als 80 Zentimeter tief. Insgesamt hat das Team bislang schon drei parallele Korridore gegraben.
Vorarbeiten für Autobahn A143 bei Halle
Es sind Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, die den Boden auf mögliche historische Funde untersuchen - denn in Zukunft soll genau an dieser Stelle die Saalebrücke der A143 stehen. Dabei handelt es sich um den rund 12,6 Kilometer langen Lückenschluss zwischen Bennstedt und der A14. Die Arbeiten führt die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) aus. Die Saalebrücke soll knapp einen Kilometer lang werden - die Größe ist notwendig, da sie auch über das Überschwemmungsgebiet des Flusses führt.
Die archäologischen Untersuchungen gehören zu den fünf vorbereitenden Maßnahmen, die das Bundesverwaltungsgericht angeordnet hat. Außerdem gehören folgende Arbeiten dazu: die Umsiedlung von Zauneidechsen, die Pfahlprobebelastung im Bereich der geplanten Saalebrücke, Erkundungsmaßnahmen im Bereich des Altbergbaubereiches südlich der Saale und auch die Kampfmittelsondierung.
Kaolin- und Tonwerke GmbH ist als einzige Klägerin gegen den Bau der A143
Anfang Juli hatten die Bundesrichter den Eilantrag der Kaolin- und Tonwerke GmbH aus Salzmünde den Planfeststellungsbeschluss des Landesverwaltungsamtes außer Kraft zu setzen, abgelehnt. Zur Frage, ob die Baugenehmigung durch das Landesverwaltungsamt rechtmäßig ist, hat sich das Gericht noch nicht entschieden. Diese soll es bis Mai 2019 geben. Die Kaolin- und Tonwerke GmbH ist als einzige Klägerin gegen den Bau der A143 übrig geblieben.
Ein betroffener Landwirt hatte seine Klage zurückgezogen. Umweltverbände wie der Nabu unterstützen den Widerstand gegen das mittlerweile rund 350 Millionen Euro teure Projekt. Sie stellen den tatsächlichen Nutzen infrage. Die fertige Autobahn werde weder die Wirtschaft ankurbeln noch die Stadt Halle signifikant vom Verkehr entlasten, argumentieren sie. Stattdessen würden wertvolle Naturräume zerstört. Die Deges wiederum spricht von einer ausgewogenen und umweltverträglichen Planung.
Autobahn A143 Baustelle: Bis zu 150 Meter am Tag
Der Bau der A143 hat eine lange Geschichte. Als Bestandteil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 13 wurde ab 1991 mit den Planungen zur A143 begonnen. Ein Teil der A143 verbindet schon heute die beiden Bundesautobahnen A38 im Süden und die A14 im Norden. „Im Zuge der nachfolgenden Planungen war die A143 zunächst als Gesamtprojekt geplant, jedoch erfolgte später eine Aufteilung in zwei Verkehrseinheiten“, erklärte Lutz Günther von der Deges. Diese geht davon aus, dass 2020 mit dem Bau des 12,6 Kilometer langen Lückenschlusses zwischen Bennstedt und der A14 begonnen werden kann. Es ist ein komplizierter Bau mit insgesamt 17 Bauwerken. Derzeit werden die Kosten auf 350 Millionen Euro geschätzt - rund 28 Millionen Euro pro Kilometer.
„2020 sollen die Bauarbeiten dann richtig beginnen, derzeit laufen nur die vorbereitenden Maßnahmen“, erklärt Michael Herbst, Projektleiter bei der Deges. Seit dem 5. November sind die Archäologen auf dem geplanten Straßen-Korridor im Einsatz - ihre Arbeit ist dabei vom Wetter abhängig. „Derzeit ist es zwar sehr kalt, die Arbeiten gehen aber gut voran“, sagte Susanne Friedrich Abteilungsleiterin Bodendenkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Am Tag schaffen ihre Kollegen eine Strecke zwischen 100 und 150 Metern - dabei gehen sie einem systematischen Raster nach. „Wir dokumentieren die im Boden befindlichen Zeitzeugnisse für die kommenden Generationen“, so Friedrich.
Ganz ungefährlich sind die Arbeiten nicht, denn Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg können sich noch überall unter der Erde befinden. Bei Bennstedt haben die Archäologen eine russische Artilleriegranate gefunden. „Wir hatten ursprünglich die Kenntnis, dass dort keine Kampfmittel mehrliegen“, so Projektleiter Herbst. (mz)