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Geiger Helmut Kräher Siegrid Karsdorf hat privates Gästebuch ihres Stiefvaters wiedergefunden und dem Theater Eisleben geschenkt

Von Jörg Müller 12.10.2021, 06:45
Siegrid Karsdorf mit einem Foto von Helmut Kräher (r.),  ihre Tochter Evelyn Strege und Intendant Ulrich Fischer bei der Übergabe des Gästebuchs.
Siegrid Karsdorf mit einem Foto von Helmut Kräher (r.), ihre Tochter Evelyn Strege und Intendant Ulrich Fischer bei der Übergabe des Gästebuchs. Foto: Kassik

Eisleben/MZ - „Das ist ein interessantes Zeitdokument“, sagt Ulrich Fischer, Intendant des Eisleber Theaters. Er spricht über ein privates Gästebuch, das der Musiker Helmut Kräher aus Halle von Oktober 1978 bis Dezember 1986 geführt hat. Seine Stieftochter Siegrid Karsdorf hat das Buch kürzlich beim Aufräumen in ihrem Elternhaus gefunden und dem Eisleber Theater geschenkt. Es soll jetzt im Kassenbereich in einer Vitrine präsentiert werden.

„Mein Stiefvater war Geiger im Händelorchester des Landestheaters Halle“, erzählt die 80-Jährige der MZ. Neben dieser Haupttätigkeit habe er regelmäßig im damaligen Thomas-Müntzer-Theater in Eisleben ausgeholfen. Nicht nur das: Helmut Kräher kümmerte sich um bis zu zehn weitere Musiker und organisierte die Fahrten zwischen Halle und Eisleben. Zwar hatte das Eisleber Theater damals noch ein eigenes Orchester. Für große Sinfoniekonzerte war allerdings immer Unterstützung durch Gastmusiker willkommen. Als Dank und Anerkennung sei Kräher 1983 die Ehrenmitgliedschaft des Theaters verliehen worden, so Intendant Fischer.

Mein Stiefvater hat immer gesagt: ,Schmeiß es nicht weg, es wird einmal wertvoll sein.‘

Siegrid Karsdorf

Zur Erinnerung an die Konzerte bat Kräher die mitwirkenden Solisten um Einträge in sein Gästebuch. Auch die Programme hob er auf, so dass eine schöne Dokumentation der Konzerte entstanden ist - jeweils mit persönlicher Note. So hat sich etwa Burkhard Glaetzner, der heute zu den führenden Oboisten weltweit zählt, hier verewigt. Nach einem Auftritt 1981 in Eisleben dankte Glaetzner dem Orchester und seinem Dirigenten Reinhardt Naumann für das gemeinsame Strauß-Oboenkonzert. Nicolai Filipov, der 1979 mit einem Klarinetten-Konzert von Weber gastierte, schrieb, das Eisleber Orchester habe „hervorragend gespielt“.

„Ich wusste, dass das Buch existiert“, sagt Siegrid Karsdorf. „Mein Stiefvater hat immer gesagt: ,Schmeiß es nicht weg, es wird einmal wertvoll sein.‘“ An diese Worte habe sie sich erinnert, als sie das Buch nun wiedergefunden habe. Mit der Übergabe an Intendant Fischer habe sie auch eine „über 30-jährige Schuld“ eingelöst, wie sie erzählt. „Als mein Stiefvater Ehrenmitglied des Eisleber Theaters wurde, gab es hier einen Empfang.“ Er habe sich sehr gewünscht, dass seine Frau und seine Stieftochter mitkommen. „Aber ich konnte nicht. Er war darüber sehr traurig und hat wochenlang nicht mit mir gesprochen“, so die pensionierte Medizin-Professorin.