Schnaps aus dem Gymnasium
Benndorf/MZ. - "Unsere Kosten sind zu hoch, vor allem im Lager. Was machen wir?", fragt "Unternehmensberaterin" Rosita Dachner. "Das Lager kaufen. Da sparen wir die Miete", kommt ein Vorschlag. "Das Lager verkleinern", ein zweiter. "Und wie das - ohne Produktionseinschränkungen?" Schwierige Frage. Die Jungunternehmer grübeln. Zulieferungen genau dann, wenn sie in der Produktion gebraucht werden, "just in time", hilft Dachner weiter. Das spare Lagerkapazität und Geld.
Ganz praktische Fragen, die 30 Schüler - alle in der 11. bzw. 12. Klasse - aus dem Wirtschaftskurs am Büchnergymnasium Benndorf beim Projekttag beschäftigten. Nach einer Einführung zu Existenzgründungen und Informationen über Schülerfirmen hatten sie ein Unternehmen "gegründet", die Schnapsbrennerei "ex & weg".
Knapp eine Stunde später, am Ende ihres ersten Jahres als Existenzgründer, könnte die Bilanz besser sein. Die Firma muss also effektiver werden. Darüber schwitzen sie, begleitet vom ego-Team der Hochschule Harz. Das besucht seit 1. Juni viele Schulen in Sachsen-Anhalt. Statt staubtrockener Theorie bietet es rund 1 800 Gymnasiasten einen Crash-Kurs in Betriebswirtschaft und Unternehmensgründung an.
Frank Siebald, Wirtschaftslehrer und Oberstufenkoordinator am Büchnergymnasium, nutzt das Angebot der Hochschule gern. Bereits 2004 sei das bei den Schülern sehr gut angekommen. Er hat sie vorm Projekttag auf das Thema eingestellt und will darauf weiter im Unterricht aufbauen. "Erkenntnisse aus solchen praxisnahen Kursen bleiben immer gut haften", weiß Siebald. Deshalb gehören bei ihm zum Wirtschaftskurs auch Betriebsexkursionen oder das Börsenspiel.
Nach Benndorf sind drei Studenten der Hochschule Harz gekommen: Rosita Dachner, sie schreibt gerade ihre Diplomarbeit in Marketing, Frank Gürtler (3. Semester Dienstleistungsmanagement) und Aneka Heydorn (3. Semester Betriebswirtschaft). Die drei verdienen sich damit in ihren Ferien nicht nur ein paar Euro. "Kommunikation, Marketing, Präsentationen - das alles üben wir bei ego. Zudem macht es jede Menge Spaß", sagt Gürtler.
Das finden die Schüler auch. Für André Lehmann, Klasse 12 / 2, "ist das eine Alternative zu Mathe. Rechnen musst du auch, aber hier ist alles so greifbar." Er könnte sich vorstellen, an der Hochschule Harz zu studieren, Richtung Handelsfachmann vielleicht. Interessant finden auch Sarah Zielezinski und Janine Reifenstein aus der 11 / 2 das Planspiel, auch wenn beide eher zur Sozialpädagogik tendieren. "Manager, das wäre ein toller Beruf", sagt Sebastian Klenner aus der 11 / 1 und verschiebt begeistert die Geldröhrchen auf dem Unternehmensplan.
"Zum Abschluss jeden Projekttages machen wir einen Wissenstest mit den Schülern. Die Besten werden zur ego-Sommerakademie vom 23. bis 25. September an die Hochschule nach Wernigerode eingeladen", erklärt Rosita Dachner. Gemeinsam mit Referenten aus der Wirtschaft und jungen Existenzgründern werde da das Thema Selbstständigkeit in Seminaren, Diskussionsforen und Planspielen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Aber auch jede Menge Spaß warte bei der Sommerakademie auf die jungen Leute.