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Der Ideengeber Pfarrer Grohmann aus Unterrißdorf feiert 80. Geburtstag: Ein Blick auf sein Wirken

Frithjof Grohmann, langjähriger Pfarrer in Unterrißdorf, wird 80 Jahre alt. Er hat viel für die Kirche und den Ort erreicht.

Von Jörg Müller 19.01.2022, 14:45
„Ich empfinde große Dankbarkeit“: Frithjof Grohmann feiert 80. Geburtstag.
„Ich empfinde große Dankbarkeit“: Frithjof Grohmann feiert 80. Geburtstag. (Foto: J. Lukaschek)

Unterrißdorf/MZ - Liebe auf den ersten Blick war es nicht gerade, was Frithjof Grohmann damals für Unterrißdorf und das Mansfelder Land empfand. Das Pfarrhaus, in das der junge Mann 1968 mit seiner Frau und dem kleinen Sohn einzog, war in schlechtem Zustand, und auch an die manchmal etwas raue Art der Mansfelder musste sich der gebürtige Thüringer erst gewöhnen.

Unermüdlicher Einsatz für seine Gemeinde

„Aber die Menschen haben mich hier gehalten“, sagt Grohmann, der schließlich sein gesamtes Berufsleben in Unterrißdorf, Helfta, Lüttchendorf und Wormsleben gewirkt hat. Auch nach dem Eintritt in den Ruhestand Anfang 2000 hat er sich weiter unermüdlich für die Gemeinde und die kleine Dorfkirche engagiert. Dass er viel für den Ort erreicht habe, weist er bescheiden zurück.

„Ich habe zwar ab und zu Ideen gehabt, für die ich nichts konnte. Aber geschafft haben wir das alle gemeinsam. Es war hier immer eine gute Gemeinschaft“, sagt Grohmann, der am heutigen Mittwoch seinen 80. Geburtstag feiert.

Buchhändler will Pfarrer werden

Aufgewachsen war er als Pfarrerskind in Suhl. Weil ihm das Abitur auf der Oberschule verwehrt wurde, lernte er zunächst Buchhändler. „Während der Ausbildung festigte sich noch einmal mein Wunsch, Pfarrer zu werden“, sagt er. In Naumburg und Berlin konnte er dann auf kirchlichen Hochschulen Theologie studieren.

„Das vorausgehende Proseminar bescherte mir nicht nur Allgemeinbildung nebst Griechisch und Latein, sondern ich durfte hier auch die Frau meines Lebens kennenlernen, die mich später stets ermunternd wie auch tatkräftig unterstützt hat.“ Das Paar, seit 1966 verheiratet, hat heute sechs Kinder, 18 Enkel und vier Urenkel. Zwischenzeitlich hatten sie noch für dreieinhalb Jahre einen kleinen Jungen aus Mali bei sich aufgenommen.

Renovierung der Kirche

Nach dem Studium schlug die Kirchenleitung das frei werdende Pfarrhaus in Unterrißdorf als Bleibe für die folgende praktische Ausbildung vor. Grohmann nahm das Angebot an - und blieb. Er habe schon auch manchmal überlegt, wegzugehen, sagt er. „Aber ich konnte dann nicht. Es war gerade immer etwas im Gange.“ Und in Gang gesetzt haben Grohmann und seine Mitstreiter viel - trotz der Schwierigkeiten in der DDR.

In den 1970er Jahren konnte - unter anderem dank einer Westgeld-Spende und mit viel Eigenleistung - die Kirche renoviert werden. Auch das Pfarrhaus und die Kirchen in Wormsleben, Lüttchendorf und Helfta wurden nach und nach instandgesetzt. Viele Jahre lang hat sich Grohmann auch um den Helftaer Friedhof gekümmert.

Neue Möglichkeiten nach der Wende

Mit der politischen Wende kamen neue Möglichkeiten, die der Pfarrer und seine aktive Gemeinschaft nutzten - nicht nur für innerkirchliche Angelegenheiten. So entstand als Resultat einer nächtlichen Idee der öffentliche Spielplatz. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wurden damals großzügig gefördert - in diesem Fall bis hin zu Werkzeugen und den Spielgeräten.

Aber auch für die Kirche gab es neue Chancen. Mit großer Hartnäckigkeit beim „Betteln“, wie es Grohmann selbst nannte, warb er Fördermittel und Spenden ein. So ist die Dorfkirche über die Jahre umfassend saniert worden - wobei nach wie vor vieles in Eigenleistung erledigt wird. Anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 wurde eine neue, selbst gestaltete Glocke gegossen. Auch der Luther-Pilgerweg und die „Kalte Stelle“, die er anfangs Moped fahrend entdeckt hatte, liegen Grohmann sehr am Herzen.

Nachdem er in Ruhestand gegangen ist, hat er noch einige Jahre pfarramtliche Dienste übernommen. „Davon habe ich mich aber zurückgezogen“, so Grohmann. Denn mit der Vorbereitung von Baumaßnahmen und anderen Aufgaben sei er immer voll ausgelastet gewesen.

Und das nächste Projekt ist bereits in Planung: ein Neubau für einen Gemeinderaum im Lutherweg. „Die Baugenehmigung haben wir schon“, so Grohmann. Die Realisierung dürfte allerdings „abenteuerlich“ werden, sagt er mit Blick auf die Kosten. Grohmann, der auch gern mal selbst aufs Baugerüst steigt, hat Abenteuer freilich noch nie gescheut. An der Kirche gäbe es übrigens auch etwas zu tun. „Am Turm müssten einige verwitterte Sandsteine erneuert werden. Das würde mich unheimlich reizen“, so der 80-Jährige.