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Nachwuchssorgen im Handwerk Nachwuchssorgen im Handwerk: Roland Fischer beklagt Mangel an Fachkräften

Von Fabian Wagener 23.11.2017, 14:50
Roland Fischer hat seit 27 Jahren seine Firma in Unterrißdorf.
Roland Fischer hat seit 27 Jahren seine Firma in Unterrißdorf. Jürgen Lukaschek

Unterrißdorf - Eigentlich läuft das Geschäft ziemlich gut, sagt Roland Fischer. Der 55-Jährige sitzt an einem Tisch in seiner Firma für Heiztechnik und Bäderdesign in Unterrißdorf, neben ihm flackern Flammen in einem kleinen Kamin. Fischer und seine Mitarbeiter installieren und warten Heizsysteme für Holzpellets, Gas und Öl, sie fertigen Bäder, sie arbeiten mit Solaranlagen. Und über mangelnde Aufträge können sie sich derzeit nicht beklagen. „Die Auftragsbücher sind voll“, sagt Fischer.

Alles gut also in der Handwerksfirma? Keine Sorgen weit und breit? Ganz so ist es nicht. Fischer legt seine Brille auf den Tisch und guckt etwas nachdenklich. Und dann spricht er über das, was ihn und seine Unternehmerkollegen in der Region schon seit längerem umtreibt: der Mangel an Nachwuchs und an Fachkräften im Handwerk. „Es ist sehr schwer, geeignete Leute zu finden“, sagt Fischer.

Handwerks-Firma in Unterrißdorf findet seit sieben Jahren keinen Lehrling mehr

Sieben Jahre ist es jetzt her, dass sie hier in Unterrißdorf das letzte Mal einen Lehrling hatten. Gut, ganz kurz hatten sie mal einen, doch der ist noch vor dem Start abgesprungen. Ansonsten: nichts. „Wir haben nicht einmal Bewerbungen“, sagt Fischer. Früher, erzählt er, sei das gänzlich anders gewesen. Da konnte er unter mehreren Bewerbern auswählen, jedes Jahr hatten sie da einen Lehrling für den Installateurberuf. „Das ist längst vorbei.“ Auch gelernte Fachkräfte zu bekommen, wird immer schwerer. Seit zwei Jahren sucht er einen Servicetechniker. Bislang vergebens.

Fischers Situation ist dabei alles andere als ein Einzelfall. Der Nachwuchs- und Fachkräftemangel ist vielerorts im mittelständischen Handwerk ganz deutlich zu spüren. Wie sehr sich die Situation gewandelt hat, zeigt auch ein anderes Beispiel: Fischer ist Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschusses der Handwerkerinnung, vor vielleicht zehn Jahren, erzählt er, waren dort meist über zehn Lehrlinge in einer Klasse. Dieser Tage sind es vielleicht drei oder vier. „Heute ist die Prüfungskommission größer als die Zahl der Prüflinge“, sagt Fischer und lacht. Humor kann bekanntlich helfen.

Der Mittelstand hat Nachwuchssorgen, eine Ursache ist die demografische Entwicklung

Woran aber liegt es, dass der Mittelstand derlei Nachwuchssorgen hat? Für Roland Fischer und seine Frau Heike, die ebenfalls in der Firma arbeitet, gibt es da nicht den einen Grund. Es gibt mehrere Ursachen, sagen sie. Zum einen, natürlich, die demografische Entwicklung. Es gebe halt einfach weniger Nachwuchs - außerdem wanderten viele aus der Region ab. Es sei schwer für Handwerksbetriebe, mit der Industrie um fähige Leute zu konkurrieren.

Ein anderer Grund sei die Tendenz, dass viele Jugendliche unbedingt aufs Gymnasium wollen, insgesamt werde an den Schulen zu wenig Wert auf handwerkliche Ausbildung gelegt. „Das fehlt“, sagt Roland Fischer. Die Politik habe viele Jahre nicht genug fürs Handwerk getan.

Die Hoffnung, dass er Nachwuchs findet für die anspruchsvollen Aufgaben in seinem Betrieb, hat Fischer dennoch nicht aufgegeben. Er werde noch aktiver werden, etwa auf Berufsmessen. Denn er hat ja auch etwas zu bieten, das weiß er: „Installateur ist ein toller Beruf. Am Abend weiß man, was man getan hat. Und er ist zukunftssicher. Installateure werden immer gebraucht.“ (mz)