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Eisleben Eisleben: Sekretärin verabschiedet sich

Von HELGA LANGELÜTTICH 08.07.2011, 17:40

EISLEBEN/MZ. - Ein großes Abschiednehmen gab es am Freitag in der Aula des Martin-Luther-Gymnasiums in Eisleben: Die Abiturienten gingen ins Berufsleben oder zum Studium, die übrigen Schüler und die Lehrer in die Ferien. Doch ein Abschied wurde von Schulleitung, Lehrern und Schülern besonders bedauert: Nach 36 Jahren als Schulsachbearbeiterin ging Gabriele Walter in den Vorruhestand! "Sie war Haushaltsplanerin, bei der am Schuljahresende auf Heller und Pfennig alles stimmen musste", zollte Schulleiter Klaus Goldbach dickes Lob.

Sie war Organisatorin beim Bereitstellen der vielen kleinen aber notwendigen Dinge, die unbedingt und oft nach außen hin unbemerkt getan werden mussten, bei der Pflege des Schularchivs, Einholen von Angeboten für die Ausstattung von Unterrichtsräume, Unterrichtsmitteln und Reparaturaufträgen. Sie war Telefonistin, Krankenschwester, wenn erkrankte Kinder bis zum Eintreffen der Eltern betreut (und bedauert) werden mussten, Postbotin und Kopiererin - kurzum alles, was zum reibungslosen Ablauf des Schulalltags gehört. Wie sehr sie fehlt, das wird sich erst in der kommenden Zeit zeigen, so die Lehrerschaft, die die Schulsekretärin deshalb für den Blumenstrauß der Woche vorschlug.

"Ich bin so aufgeregt, dass mir fast die Worte fehlen, mich für die Ehrungen zu bedanken, die mir heute zuteil wurden", sagte die zierliche Frau, der man das Eintrittsalter für den Vorruhestand wirklich nicht glauben kann. Gabriele Walter wuchs in Sangerhausen auf, wo sie auch die Schule besuchte. Eine Lehre als "Stenophonotypistin" im Mansfeld-Kombinat befähigte sie zur Sekretärin. Sie nahm danach ein berufsbegleitendes Fernstudium als Finanzkaufmann auf. Als 22-Jährige bewarb sie sich an an der Erweiterten Oberschule "Martin Luther", als eine Schulsekretärin gesucht wurde.

Am 1. September 1975 trat sie ihren Dienst an. "Ich habe vier Schulleiter erlebt, die Fusion der Landkreise, die Schulfusion - stets kam Neues dazu, denn die Unterlagen der übernommenen Schulen mussten eingearbeitet werden, das Lernen hörte nie auf", erzählte sie. Als aus der EOS 1991 das Luther-Gymnasium wurde, blieb es immer "meine Schule", sagt sie. Und nachdenklich fügte sie an: "Das Loslassen fällt mir schwer, ich kann wohl erst morgen erfassen, dass die Ära Schule für mich abgeschlossen ist", räumte sie beim Abschied ein.

Jetzt steht sie vor neuen Aufgaben: Das mit im Haus lebende Enkelkind kommt zur Schule und wird die Oma brauchen wie auch die Familie, das große Haus und der Garten. Mehr Zeit wird sie finden, so hofft sie, sich ihrem Hobby, der Ölmalerei, zu widmen, mehr Sport zu treiben, und sicher wird sie auch noch in der Schule gebraucht, um ihrer Nachfolgerin - 22 Jahre jung wie sie damals - noch ein wenig beim Einarbeiten zu helfen. "Langeweile werde ich wohl nie haben", glaubt Gabriele Walter.