Zuerst ist das Dach dran Zuerst ist das Dach dran: Gebäudeensemble An den Sieben Säulen in Dessau wird 2020 saniert

Dessau - Unter einer blauen Plane vor dem eingerüsteten Gebäudekomplex Puschkinallee 53 bis 55 lagern Holzlatten und Balken. Die sind für das neue Dach des Hauses gedacht. Im Januar, so versichert Architekt Stefan Frohnsdorf, wird das Haus ein neues Dach erhalten, nachdem das Holzschutzgutachten nur diese Lösung zulässt.
Voraussichtlich nach einem guten halben Jahr soll in der Puschkinallee 53 bis 55 neues Leben einziehen, wenn die Handwerker es saniert haben. Zu diesem Zeitpunkt ziehen die Gewerke in unmittelbare Nachbarschaft. Das Haus mit der Nummer 57, in dem sich über viele Jahrzehnte die Buchhandlung Neubert befand, ist an der Reihe.
Die Puschkinallee im Bereich des Kreisels Sieben Säulen wird sich verändern. Fast ein Jahrzehnt war das markante Gebäudeensemble verwaist, stand leer. Es wurde geplant und verworfen - und um Lösungen gerungen - vor allem für das denkmalgeschützte Gebäude am Kreisel.
Seit Herbst 2019 ist das Dessauer Architekturbüro Seelbach+Frohnsdorf mit der Baubetreuung betraut
Seit Herbst dieses Jahres ist das Dessauer Architekturbüro Seelbach+Frohnsdorf mit der Baubetreuung betraut. Stefan Frohnsdorf, dessen Büro nur einen Steinwurf von der Baustelle entfernt liegt, ist sich sicher, das markante Ensemble wird endlich wiederbelebt. Entstehen beziehungsweise saniert werden insgesamt 24 Wohnungen, die meisten davon zwischen 65 und 96 Quadratmeter groß. Die Puschkinallee 53 bis 55 bekommt an der Rückseite Balkone. In den Dachgeschossen werden drei Wohnungen, zwischen 100 und 150 Quadratmeter groß, errichtet.
Dass sich an dieser Schnittstelle zwischen den Welterben von Bauhaus und Gartenreich Mieter finden, sehen Frohnsdorf und auch der Investor und Eigentümer, die AOC Immobilien AG in Magdeburg, optimistisch. „Die Lage ist ein Traum“, weiß Frohnsdorf. Man ist schnell im Georgenpark. Bauhaus und Meisterhäuser sind nur wenige Meter entfernt. Auch Apotheke und Bäcker befinden sich in der Gropiusallee in fußläufiger Reichweite.
Die Gebäude An den Sieben Säulen waren - ähnlich wie die Junkers-Ingenieurswohnungen in der Dessauer Gropiusallee - in den 1930er Jahren errichtet worden. Laut Frohnsdorf lebten damals dort Angestellte der Junkerswerke.
Der Stadtrat hatte sich 2010 für ein Bauhaus-Besucherzentrum am Standort „Sieben Säulen“ ausgesprochen
Im Untergeschoss des denkmalgeschützten Hauses Puschkinallee 57 zog im Jahr 1941 die Buchhandlung von Elisabeth Neubert ein. Bis 2009 war die Buchhandlung ein Kommunikationspunkt vor allem für die Bürger aus Ziebigk/Siedlung. Dieser Verbundenheit war es auch geschuldet, dass Pläne des Bauhauses, an dieser Stelle ein Besucherzentrum zu errichten und dafür das Gebäude abzureißen auf heftigen Widerstand der Bürger stießen, was 2500 Protestunterschriften eindrucksvoll unterstrichen.
Der Stadtrat hatte sich 2010 für ein Bauhaus-Besucherzentrum am Standort „Sieben Säulen“ ausgesprochen. Den Abriss intakter historischer Strukturen, der damit verbunden gewesen wäre, sah allerdings das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie damals kritisch und lehnte 2011 einen Abriss ab.
Nicht nur die Wohnungen bleiben, sondern auch die Gewerberäume. Der Bauherr plant, in einem der beiden Gewerberäume der Puschkinallee 57 ein Café zu integrieren. Für alle anderen Gewerberäume gibt es noch keine konkreten Pläne, sagt Frohnsdorf und konzentriert sich auf die Bauarbeiten - an deren Ende, also in gut einem Jahr - noch eine Herausforderung zu meistern ist: Im Hof des Ensembles werden Parkflächen für Mieter entstehen. Allerdings erst nach Bauende. Denn diese Fläche benötigen die Handwerker noch als Lagerfläche. (mz)

