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Nur Mittelmaß für Radler Woran liegt's? Lediglich 18 Prozent der Wege werden in Dessau-Roßlau mit dem Fahrrad zurückgelegt

Ladestationen allein reichen nicht. Sie elektrisieren nur wenige.

Von Thomas Steinberg Aktualisiert: 27.09.2021, 10:38
In Dessau-Roßlau sollen Menschen vermehrt vom Auto aufs Rad umsteigen.
In Dessau-Roßlau sollen Menschen vermehrt vom Auto aufs Rad umsteigen. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau-Roßlau/MZ - Anderthalb Stunden waren die alltäglichen Ärgernisse Thema der Arbeitsgruppe „Fahrradfreundliche Stadt“, die im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche im Schwabehaus tagte. Holprige Radwege. Zu hohe Bordsteinkanten. Keine grünen Pfeile für Radler.

Wesentlich zuständig für solche Themen ist in Dessau-Roßlau Sebastian Sommer, Mitarbeiter im Tiefbauamt. Doch dann ist ausgerechnet er es, der ausspricht, was die ganze Zeit im Raum lag: All das sind nur Nebenbedingungen. „Wir haben eine Stadtentwicklung im Hintergrund.“ Und so lange immer mehr Menschen an den Stadtrand ziehen, werde sich kaum etwas daran ändern, dass es mit dem Radverkehr voran gehe.

Rund 18 Prozent aller Wege werden in Dessau-Roßlau mit dem Rad zurückgelegt, sagt die Studie „Mobilität in den Städten“

Rund 18 Prozent aller Wege werden in Dessau-Roßlau mit dem Rad zurückgelegt, sagt die Studie „Mobilität in den Städten“. Vom für die absehbare Zukunft gesteckten Ziel 30 Prozent ist das weit entfernt. Und rein gar nichts deutet darauf hin, dass man sich diesem Wert irgendwann annähern könnte.

Im Gegenteil. Die Studie nennt zehn weitere Städte mit ähnlichen Bedingungen wie Dessau-Roßlau (Mittelzentrum, eben) - nur in einer (Wilhelmshaven) wird anteilig mehr Auto gefahren als in der Doppelstadt an Elbe und Mulde.

Sommers Skepsis scheint berechtigt. Es ist nicht so, dass die Stadt in den vergangen Jahren nichts für den Radverkehrs getan hätte, auch wenn es aus Sicht des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) mehr sein könnte. In der Innenstadt oder am Bahnhof Süd wurden brauchbare Fahrradständer aufgebaut, die Fahrradwege zwischen Museumskreuzung und Hauptpost sind bestens. Immer wieder werden Fahrradwege repariert, demnächst soll die Ostseite der Luchstraße an der Reihe sein, also die Zufahrt in die Roßlauer Innenstadt.

Das Geld könnte besser angelegt sein, als das, was in den vergangen Jahren investiert wurde

Reicht das? In der im Schwabehaus tagenden Runde wurde zum Beispiel bemängelt, man mache zu wenig Werbung fürs Radfahren. Würde mehr Werbung mehr Radverkehr bringen? Stephan Marahrens, Chef des örtlichen ADFC, hegt Zweifel, ob das reicht. Nordhorn, 54.000 Einwohner, in Niedersachsen und unmittelbar an der niederländischen Grenze gelegen, kommt auf einen Radleranteil von 40 Prozent. Für den dortigen Bürgermeister, sagt Marahrens, haben bei der Verkehrsplanung Fußgänger und Radler absoluten Vorrang. „Vielleicht sollten wir einmal mit dem Stadtrat dorthin eine Exkursion machen.“

Das Geld für den erhofften Erkenntnisgewinn könnte besser angelegt sein, als das, was in den vergangen Jahren in Ladestationen für E-Bikes investiert wurde. Die am Bahnhof wurde im August vorigen Jahres freigeschaltet. Seitdem, berichtet Radverkehrsexperte Sommer, wurden dort sechs Akkus geladen.