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Natur in Dessau-Roßlau Warten auf die Kröten: Freiwillige wollen Kröten in Großkühnau helfen, doch die lassen sich nicht blicken

Seit Anfang März ist bei Großkühnau ein Krötenzaun aufgebaut. Lediglich 21 Amphibien wurden bis vergangene Woche gezählt. Für die kleinen Wanderer ist es zu kalt und trocken.

Von Annette Gens 02.04.2022, 12:00
Projektleiterin Claudia Meier mit Kindern am Kühnauer See. Mal sehen, wer da lebt und sich im Wasser tummelt.
Projektleiterin Claudia Meier mit Kindern am Kühnauer See. Mal sehen, wer da lebt und sich im Wasser tummelt. Foto: A. gens

Dessau/MZ - Es ist zu trocken und noch immer viel zu kalt. Jedenfalls für die Erdkröte oder ihre Schwester, die Knoblauchkröte. Ihre Wanderung setzt in der Umgebung von Dessau-Roßlau in diesem Jahr nur schleppend ein. Und wie viele der Tiere Hilfe benötigen werden, um vom Winterquartier in der Kühnauer Heide zum Laichplatz am dortigen See zu gelangen, das ist fraglich. Bisher haben es lediglich 21 Tiere mit Hilfe von Naturschützern über die Straße bei Großkühnau geschafft.

Bei Großkühnausteht seit März ein rund zwei Kilometer langer Krötenzaun.
Bei Großkühnausteht seit März ein rund zwei Kilometer langer Krötenzaun.
Foto: Annette Gens

Seit Anfang März steht bei Großkühnau ein rund zwei Kilometer langer Krötenzaun. Alle paar Meter sind Eimer eingegraben, quasi als Falle für Amphibien; die sich wegen der querenden Straße bei ihrer Frühjahrswanderung zum Laichplatz immer einer Gefahr aussetzen müssen. Und deren Population offenbar in der Region immer kleiner wird. So schauten die Kinder und Erwachsenen, die am Samstag mit dem Förderverein Biosphärenreservat „Mittelelbe“ bei Großkühnau unterwegs waren, in leere Eimerfallen. Darin war lediglich Laub zu finden.

Dass es bei wärmeren Wetter mehr Amphibien zum Kühnauer See drängt, das ist den Spaziergängern klar. Trotzdem halten sich die Erwartungen vor allem bei Naturschützern in Grenzen, schildert Heike Fischer vom Förderverein. Denn die Population habe Jahr für Jahr zurückentwickelt hat. 2015 wurden in der Region 2.400 Amphibien an Krötenzäunen gesammelt. 2016 bis 1018 waren es noch über 1.000 Tiere. „Doch der trockene Sommer 2018 hat dann sichtbare Folgen gezeigt“, erzählt Fischer anhand der Zählergebnisse. 2019 waren es gerade noch einmal 570, ein Jahr später hat sich diese Zahl wiederum fast halbiert. Im vergangenen Jahr lag die Anzahl der Tiere zum ersten Mal im zweistelligen Bereich. Lediglich 98 Tiere fanden sich am Krötenzaun. Fischer schwant vor dem Hintergrund stetiger Rückgänge nichts Gutes.

Doch zunächst bleibt abzuwarten, ob es regnet, wärmer wird und dadurch einige Kröten ihre Wanderung beginnen.

Die Tour des Fördervereins war trotz der Enttäuschung bei der Krötensuche ein Gewinn, vor allem für Kinder, die am Samstag mitliefen und tapfer aushielten. Für sie ging es zum Kühnauer See, wo mit Hilfe von Keschern geschaut wurde, welche kleinen Lebewesen sich im Wasser finden. Am Ende der Wanderung hielten alle Teilnehmer doch noch einen niedlichen grünen Frosch in der Hand. Weil dieser aus grüner Lebensmittelfarbe, aufgeschäumtem Zucker und Gelatine bestand, wanderten diese possierlichen, süßen Tierchen nicht in den schönen Kühnauer See, sondern in die Münder.