1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Notarzteinsatz und Hilferufe: Drama am Dessauer Rathaus – Russische Familie wird abgeschoben

Notarzteinsatz und HilferufeNotarzteinsatz und Hilferufe: Drama am Dessauer Rathaus – Russische Familie wird abgeschoben

Dessau - Unter großem Aufsehen ist am Dienstag eine fünfköpfige russische Familie aus Dessau abgeschoben worden. Der Vorgang hatte sich am Vormittag in aller Öffentlichkeit in der Nähe von Rathaus und Rathaus-Center abgespielt. Im Einsatz waren Kräfte der Polizei sowie ein Notarzt und ...

24.04.2018, 12:54

Unter großem Aufsehen ist am Dienstag eine fünfköpfige russische Familie aus Dessau abgeschoben worden. Der Vorgang hatte sich am Vormittag in aller Öffentlichkeit in der Nähe von Rathaus und Rathaus-Center abgespielt. Im Einsatz waren Kräfte der Polizei sowie ein Notarzt und Rettungssanitäter.

Notarzt stellte Reisefähigkeit der Familie fest

Vor Ort gab es dramatische Szenen: Die Eheleute klagten bei der Abschiebung über Kreislaufprobleme und Unwohlsein, sagt Ralf Moritz, Sprecher der Polizeidirektion Ost. „Der Notarzt stellte die Reisefähigkeit fest. Die drei Kinder, darunter ein 18-Jähriger, wurden schließlich im Rathaus-Center aufgegriffen.“

Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage bestätigt, „erfolgte im Rahmen einer abgestimmten Aktion eine sogenannte Dublin-Überstellung einer Familie, bestehend aus drei Erwachsenen und zwei Kindern, nach Polen“. Die Abschiebung habe „aus der Ausländerbehörde heraus in Begleitung eines Notfallsanitäters stattgefunden“. Die Polizei war im Rahmen der Amtshilfe zur Unterstützung hinzugerufen worden.

Die Ehepartner sollen laut MZ-Informationen nach einem Termin in der Ausländerbehörde festgenommen worden sein. „Sie wurden in einem Bus der Polizei nach Frankfurt/Oder gebracht und dort der Bundespolizei übergeben“, erklärte Polizeisprecher Moritz. Der Einsatz hatte gegen 9 Uhr begonnen. Das Geschehen hatte sich später an einen Seiteneingang des Rathauses verlagert.

Rettungsdienst und Feuerwehr war ebenfalls vor Ort

Zeugen berichten, dass zwei Mal eine ärztliche Untersuchung nötig war. Zunächst bei der Verhaftung, daraufhin sollen die Eheleute in das Rathaus gebracht worden sein. Danach wurden sie über den Seiteneingang zum Bus gebracht. Zeugen berichten weiter, dass aus diesem Bus laute Schreie zu hören waren. Erneut musste ein Notarzt kommen.  Auch diesmal wurde die Reisefähigkeit festgestellt. „Der Vorfall war sicher aufsehenerregend, weil viele Menschen im Stadtzentrum ihn beobachtet haben“, sagt Moritz. „Aber es ist auch nicht ungewöhnlich, dass eine Abschiebung nicht von zu Hause aus stattfindet.“

Zu den Gründen für die Abschiebung äußerte sich die Stadtverwaltung auf Anfrage nicht. Ebenso ist nicht bekannt,  wie lange die Familie bereits in Deutschland und Dessau lebte. Bei einer Dublin-Überstellung werden die abgelehnten und ausreisepflichtigen Asyl-Bewerber in das Land zurück gebracht, in dem sie innerhalb der EU zuerst registriert wurden.

Im vergangenen Jahr waren in Dessau-Roßlau laut Stadtverwaltung 32 Abschiebungen vollzogen worden, davon acht Dublin-Überstellungen. In diesem Jahr ist es bislang die erste einer solchen Überstellung. (mz)