Jeden Tag tote Lämmer Jeden Tag tote Lämmer: Schafherde auf alter Landebahn völlig verwahrlost
Dessau - Es sind verstörende Bilder, die Tierschützer seit vergangenem Montag auf einer Weide am Dessauer Flugplatz gedreht haben und die nun bei Facebook kursieren. Zu sehen ist eine offenbar völlig verwahrloste Schafherde, darunter unterkühlte und hilflose Lämmer, die auf dem schlammigen Boden kauern. Auch eine große Anzahl toter Jungtiere haben die Aktivisten gefunden. Einige wurden offenbar sogar an einen vor Ort angeketteten Hund verfüttert.
Fehlender Zugang zu ausreichend Wasser - 320 Schafe im Schlamm und ohne Unterstand
Die Tierschützer berichteten am Samstag gegenüber MZ von gravierenden Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. So hätten die etwa 320 Tiere keinen Zugang zu ausreichend Wasser und Futter. Die Schafe stünden auf der alten Landebahn teilweise auf Beton, der Rest der eingezäunten Fläche sei verschlammt. Außerdem hätten die Tiere keinen trockenen Unterstand.
Da die Mutterschafe gerade Lämmer zur Welt brächten, fielen diese auf den Schlamm und würden bei den aktuellen Witterungsverhältnissen sofort auskühlen. Ein beträchtlicher Teil der Herde würde lahmen und humpeln.
Gegen den Schäfer erheben die Tierschützer schwere Vorwürfe. Er lasse die Tiere liegen und sterben, anstatt einen Tierarzt hinzuzuziehen. Zwischen vergangenem Montag und Donnerstag haben die Aktivisten eigenen Angaben zufolge täglich tote Lämmer gefunden, die Stunden zuvor noch gelebt hätten. Schwache und Sterbende Jungtiere nahmen sie mit und versuchten sie zu retten. Für viele sei jedoch jede Hilfe zu spät gekommen.
Veterinäramt schreitet mit Hilfe der Berufsfeuerwehr ein
Die Frau des Schäfers verteidigte am Samstag ihren Mann gegenüber MZ. Die Tierschützer würden ihm das Leben schwer machen. Diese begingen Hausfriedensbruch und würden Lämmer stehlen, die es „angeblich sonst nicht schaffen würden“. Die toten Jungtiere hätten lediglich die Geburt nicht überlebt. Dass auf der Weide keine Trinktröge stünden, hänge damit zusammen, dass sie immer wieder gestohlen würden. Was auf der Weide passiere, gehe außerdem niemanden etwas an. Ihr Mann arbeite mit dem Veterinäramt zusammen.
Die Stadt bestätigte indes eine „nicht tierschutzgerechte Versorgung und Unterbringung“ der fraglichen Schafherde. Bereits am Mittwoch griff das Veterinäramt ein, um die dramatische Lage zu entspannen. Mit Unterstützung von elf Kameraden der Berufsfeuerwehr sowie der Agrargenossenschaft Mosigkau wurde ein Witterungsschutz aus Strohquadern errichtet, damit sich die Tiere vor Kälte und Nässe schützen können.
Veterinäramt behält sich weitere Schritte vor
Auch die artgerechte Versorgung der Tiere sei veranlasst worden, teilte die Stadt mit. „Weitere Schritte sind der Behörde vorbehalten“, heißt es weiter. Welche Schritte das sein könnten, ist aktuell unklar.
Entzogen wurden dem Schäfer die Tiere nach MZ-Informationen aber bislang nicht. Gegen Samstagmittag war der Tierhalter vor Ort bei seiner Herde anzutreffen. Auf einen Pressevertreter und weitere Beobachter reagierte er aggressiv und versuchte ihnen mit seinem Traktor den Weg abzuschneiden. Einem der Tierschützer trat er anschließend gegen dessen Auto. (mz)