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Ideen für die alte Molkerei

Von Jörg Müller 09.07.2006, 17:26

Dessau/MZ. - Auf einer Werkstatt am Sonnabend im Evangelischen Kindergarten Marienschule wurden erste Planungen vorgestellt und Ideen gesammelt. Dazu waren Fachleute und einige Nachbarn eingeladen wie das Leopolddankstift, die Kirchengemeinde St. Jakobus-Paulus und die Wohnungsgenossenschaft.

Damit freilich alle wissen, worüber man eigentlich redet, ging es zunächst erst einmal um eine "Spurensuche" - so lautete auch der Titel der Werkstatt. Als höchst kompetente Gesprächspartner auf dem Rundgang über das Molkereigelände hatten die Veranstalter zwei langjährige Beschäftigte gewonnen: Gerhard Kullmann (77), der den Betrieb von 1965 bis 1991 geleitet hatte; und Ernst-Frank Ahrens (71), von 1965 bis 1980 Mitarbeiter der Kombinatsverwaltung, die hier ebenfalls ihren Sitz hatte.

Gegründet wurde die Molkerei 1938 als Genossenschaft von Bauern der Region. Nach dem Krieg blieb die Genossenschaft zunächst weiter der Betreiber der Molkerei, später wurde das Milchkombinat gebildet, mit Betrieben in Dessau, Wittenberg, Bitterfeld, Coswig und Bad Schmiedeberg. 1991 kam das Aus für die Dessauer Molkerei; seitdem verfallen die Gebäude, und das Gelände dient als illegales Mülllager.

Mitte der 90er Jahre gab es Pläne eines Privatinvestors, hier für mehrere Millionen Mark einen Wohn- und Einkaufskomplex zu bauen. Ein Vorhaben, das sich mangels Bedarfs zerschlug. "Der Investor ist mittlerweile insolvent", so Baudezernent Karl Gröger. "Die Stadt konnte das Gelände zu einem symbolischen Preis erwerben." Nur weil dies gelungen sei, gebe es überhaupt die Möglichkeit, Spuren zu suchen und neue Perspektiven zu entwickeln. "Ein privater Investor hätte sich für so etwas nicht interessiert", so Gröger. Grundsätzlich merkte er an, neu entstehende Freiflächen müssten so gestaltet werden, "dass man sie auch unterhalten kann". Denn bereits jetzt seien 75 Prozent des Stadtgebiets Grünflächen. Die Stadt könne das nicht allein bewirtschaften.

Sigrun Langner und Henrike Hoffmann vom Leipziger Büro Station C 23 stellten erste Ideen für das Areal vor, das außer der Molkerei

auch den früheren Kreisbaubetrieb umfasst, dessen Abriss bereits im Juli beginnen soll. Die jungen Planer wollen in dem Gelände, das zum so genannten östlichen Grünzug gehören wird, Prinzipien aus dem Gartenreich nutzen. Das heißt vor allem, Sichtachsen frei zu halten und zu betonen sowie klare Wegebeziehungen zu schaffen. Entlang dieser Wege könne das Gelände gestaltet werden. Für wichtig halten sie zudem die Kennzeichnung der Eingänge in das Gebiet: Die Leute sollen wie über eine Schwelle vom Stadtraum in den landschaftlichen Raum und umgekehrt gehen. Auf dem eigentlichen Molkereigelände sollten in geeigneter Weise "Spuren des Produktionsprozesses" erhalten werden.

In den nächsten Wochen, so Holger Schmidt vom Büro für Siedlungserneuerung, sollen die Ergebnisse der Werkstatt in einer öffentlichen Runde vorgestellt werden. Dann haben auch alle Interessenten die Gelegenheit für einen letzten Rundgang über das Molkerei-Gelände - für ein "Abschiednehmen". Im August oder September, nach dem Abriss, ist dann eine weitere Werkstatt geplant.