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Handball Handball: Chancenlos in die dritte Liga

Von STEFFEN BRACHERT 25.05.2011, 19:01
Der Leipziger Rene Wagner (M) setzt sich gegen die Dessauer Robert Lux (r) Martin Pratersch (l) durch. (FOTO: DPA)
Der Leipziger Rene Wagner (M) setzt sich gegen die Dessauer Robert Lux (r) Martin Pratersch (l) durch. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Leipzig/MZ. - Die Party begann fünf Minuten vor dem Ende. Leipzigs Fans erhoben sich von ihren Sitzen. "Dritte Liga - nie mehr." Der Ruf schallte durch die ausverkaufte Grube-Halle, wo schon zuvor das eigene Wort kaum zu verstehen war. Unten auf dem Parkett riss Leipzigs René Boese die Arme hoch. Vor ein paar Jahren wäre der Rechtsaußen fast beim Dessau-Roßlauer HV gelandet. Mit 15 / 7 Tore schoss der ehemalige Berliner die Mannschaft um Kapitän Patrick Heddrich fast im Alleingang in die dritte Liga.

Nach 19 Jahren in der zweiten Liga steht der Dessau-Roßlauer HV vor einem kompletten Neuanfang. Mit der deutlichen 25:32-Niederlage im Relegationsspiel gegen den SC DHfK Leipzig hat die Mannschaft den Klassenerhalt endgültig verspielt. Ob am Sonntag um 17 Uhr das zweite Relegationsspiel gegen Tarp-Wanderup überhaupt ausgetragen wird, ist offen. Es ist bedeutungslos.

"Das ist heute die bitterste Stunde des Dessauer Handballs", rang Marko Rösike, der Sportliche Leiter des Dessau-Roßlauer HV, nach "einer verdienten Niederlage" um Worte. "Wir haben uns zu wenig ohne Ball bewegt und uns zu viel in Einzelaktionen aufgerieben." Ähnlich sah es Patrick Heddrich. "Wir haben es selber versaut. Wir waren immer einen Schritt zu langsam", sagte der Kapitän einer enttäuschenden wie chancenlosen Mannschaft. "Wir haben heute nie den Spirit von Emsdetten gefunden. So kann es nicht weiter gehen."

Leipzig hatte Dessau-Roßlaus Spiel mit zwei einfachen Schachzügen entschlüsselt. Der kleine, wendige Ulrich Streitenberger wirbelte vor der Abwehr umher. "Der hat unsere ganzen Passwege zugestellt", sagte Rösike. Erst Steve Baumgärtel, später Joel Abati bearbeiteten Robert Lux so offensiv und hart, dass ein Spielfluss gar nicht erst aufkam. "Wir haben dann zu oft die falschen Entscheidungen getroffen", kritisierte Rösike. So suchte die Mannschaft immer wieder den Kreis, wo sich erst Martin Pratersch, später Patrick Heddrich mühten. Doch die Pässe kamen fast nie an.

Bis zum 8:10 (20.) lief Dessau-Roßlau einer aggressiven und kämpferisch überzeugenderen Leipziger Mannschaft zwar immer hinterher, hielt aber noch einigermaßen Anschluss. Doch dann blieb die Mannschaft zehn Minuten ohne Treffer. Mit dem starken Michael Galia im Tor wurde Leipzig immer sicherer und spielte sich in einen Rausch. Mit einem Kempa-Trick zum 9:16 verabschiedeten sich die Messestädter in die Halbzeit.

Nach Wiederanpfiff wurde es immer schlimmer. Alle Dessauer Probleme dieser Saison traten exemplarisch auf. Beim 11:20 drohte ein Debakel, ehe Dessau-Roßlau mit ein paar einfachen Toren auf 16:20 verkürzte und Joel Abati eine Zeitstrafe bekam. Doch in Überzahl kassierte Dessau zwei Tore. Das 16:22 war eine Vorentscheidung.

Das musste auch Norman Flödl einräumen, der nach 30 Minuten eingewechselt wurde. "Sprints gingen nicht, Seitwärtsbewegungen waren auch schmerzhaft", zählte der eigentlich verletzte Flödl auf. "Doch ich wollte unbedingt spielen." Mit Flödl bekam das Spiel mehr Struktur, zu mehr reichte es nicht. "Wir waren", sagte der Kreisläufer, "heute einfach schlechter."

Dessau-Roßlauer HV: Sprecher, Hoffmann - Just, Schöne 1, Holtz 2, Müller 1, Rudow 6 / 2, Lux 7, Werner, Panfil 2, Pratersch 1, Flödl, Heddrich 5