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Anhaltisches Theater „Es soll ein Fest werden“: Anhaltische Philharmonie in Dessau lädt zum 1. Sinfoniekonzert der Spielzeit ein

Generalmusikdirektor Markus L. Frank hofft, dass es alle beseelt.

22.09.2021, 16:58
Markus L. Frank ist Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Anhaltischen Philharmonie
Markus L. Frank ist Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Anhaltischen Philharmonie (Foto: C. Heysel)

Dessau/MZ - Am 23. und 24. September gibt es im Anhaltischen Theater das „1. Sinfoniekonzert“ mit der Anhaltischen Philharmonie. Mit dem Generalmusikdirektor des Anhaltischen Theaters und Chefdirigent der Anhaltischen Philharmonie Dessau, Markus L. Frank, sprach MZ-Mitarbeiter Mathias Schulze.

Sind Sie, als Dirigent, während eines Konzertes der Chef der Anhaltischen Philharmonie?

Frank: Die Zeiten des autoritären Dirigententyps sind vorbei. Die Musiker heute sind super ausgebildet, sie können und wollen auch selbst gestalten. So gebe ich als Dirigent zwar die Linie vor, muss aber immer auch einen Freiraum lassen. Da ich selbst einmal Orchestermusiker war, kann ich das gut nachempfinden.

Warum sind Sie Dirigent geworden? Und nicht Hornist, also Orchestermusiker, geblieben?

Studiert habe ich beides. Und als ich im Orchester nicht nur positive Erfahrungen gemacht hatte, habe ich den Seitenwechsel gewagt.

Was waren das für Erfahrungen?

Das Musizieren im Orchester kann unglaublich erfüllend sein. Aber im dichten Nebeneinander, meist über mehrere Stunden hinweg, kann es auch zu Spannungen kommen. Das kollegiale Miteinander hat hier eine besondere Bedeutung. Vieles spielt sich im Unterbewussten ab, sie können das möglicherweise gar nicht mal in Worte fassen. Bei mir hat es damals einfach nicht gepasst, vielleicht war ich noch zu jung. Ich bewundere die vielen Orchestermusiker, die ihren Job über Jahrzehnte mit Lust und Leidenschaft ausleben.

Haben Sie eine Philosophie des Dirigierens?

Ich stelle mir immer vor, wie ein Stück in der jeweiligen Entstehungszeit auf das Publikum gewirkt hat. Welche Emotionen hat der Komponist geschürt? Wie schaffe ich das heute? Das heutige Publikum hat eine andere musikalische Prägung, deswegen muss ich auch manchmal den Charakter ändern, um den gleichen Effekt zu erreichen.

Wie entwickeln Sie ein Gespür für Boris Blacher, Beethoven oder Robert Schumann? Geht das auch über die jeweilige Biografie?

Gerade bei Schumann ist das entscheidend. Er wollte an die ganz Großen, an Beethovens 9. Sinfonie, anknüpfen. Er schrieb seine Sinfonie in derselben Tonart. Schumann wollte sich beweisen, das sollte man auch hören. Er wollte seiner geliebten Clara ein Geschenk machen und auch seinen missliebigen Schwiegervater beeindrucken..

Das Konzert am 23. und 24. September ist …

… das erste Sinfoniekonzert seit langem, in dem wir, dank des Fortschritts mit den Impfungen, wieder mit über 50 Musikern spielen können. Es soll ein Fest werden.

Wie geht es Ihnen nach einem guten Konzert?

Es dauert Stunden, bis ich wieder runtergekommen bin. Während des Musizierens bin ich wie in einer anderen Welt. Die Kraft, die in der Interaktion zwischen Musizierenden und dem Publikum entsteht, kann unglaublich beseelen.

Das ist eine Droge?!

Aber ohne negative Nebenwirkungen! Es hebt den Geist auf eine andere Ebene, man ist ein Stück weit entrückt. Den Zuhörern geht es hoffentlich genauso..

Hören Sie auch Popmusik?

Bei uns läuft nie Musik im Hintergrund. Zu Hause spiele ich gerne Klavier. Dafür brauche ich, ebenso wie vor dem Orchester, ein frisches Ohr. Es ist wie beim Kaffee: Der erste Schluck schmeckt am besten.

Wohnen Sie in Dessau-Roßlau?

Ja, ich wohne mit der ganzen Familie hier.

Sie sind im Südwesten Deutschlands geboren. Fühlen Sie sich hier mittlerweile heimisch?

Heimat ist für mich da, wo man mit lieben Menschen zusammen ist, wo man sich verwirklichen kann. Ich habe das Gefühl, dass ich mich mit der Anhaltischen Philharmonie, die einen wunderbar satten und warmen Klang hat, sehr gut verstehe. Ich bin gerne hier!