Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Spuren durch die Stadt
DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Wäre es doch schade, würden die Exposition und ihr Ausstellungskatalog in Vergessenheit geraten. Das hätten die Macher vom Verein für Kultur und Geschichte in Anhalt / Dessau, Stadtgeschichts-Museum und vom Anhaltischen Kunstverein nicht verdient. Stellten sie doch mit viel Herzblut und in überwiegend ehrenamtlicher Tätigkeit eine Schau über eine Dessauer Künstlerfamilie zusammen, die in der Stadt und weit darüber hinaus viele Spuren hinterlassen hat und die trotzdem nur noch Wenigen ein Begriff war. Nicht zuletzt würden Kunst- wie auch Heimatfreunde etwas verpassen.
Über 100 originale Objekte, oftmals mühsam recherchiert und bei Leihgebern zusammen getragen, werden in der Schau präsentiert. Zumeist sind es kleine Tierplastiken, die unter dem Namen "Waldkaterkeramik" und dem Waldkater-Signet bekannt und begehrt wurden. Ein großer Kater hockt übrigens nach wie vor auf einer Litfaßsäule auf dem Platz Am Waldkater im Stadtteil Siedlung, wo 1925 / 26 die Familie Kieser ihr Atelier erbauen ließ. In der Straße An den Kienfichten 2 entstand das Atelierhaus, zugleich Wohnhaus der Kiesers. Dort prangte in Richtung Waldweg zeigend am Dachgiebel in Großbuchstaben der Schriftzug "WALDKATERKERAMIK". Das Haus mit dem eigenwilligen Dach - einem Bohlenbinderdach - wurde 1944 zerstört. Die Bärin, die dort einen Mauerpfeiler zierte, fiel freilich dem Vandalismus nach dem Krieg zum Opfer.
Ausstellung wie Katalog geben Anlass, die stationären, nach wie vor im Stadtbild präsenten Kunstwerke abzufahren und sich die Originale zu vergegenwärtigen. Da wären die Großplastiken "Vor dem Start" (im Volksmund: "nackter Mann") an der Ecke Heide- / Eyserbeckstraße und "Tiere fütterndes Bauernpaar" zwischen Altener- und Junkersstraße. Die Verzierungstafeln über den Haustüren dieses Wohngebietes wie auch die in der Klughardtstraße, jede mit unterschiedlichem Motiv. Der figürliche Schmuck am Boelckedenkmal auf dem Ehrenfriedhof von Friedhof III. Die Figurengruppen am Gropiusgymnasium in der Peterholzstraße. Das Relief "Frischlinge säugende Wildsau" vom sogenannten Schweinebrunnen im Haideburger Ginsterweg. An der Salzburger Straße die Gruppe tanzender Kinder. Das Gefallenendenkmal der Ziebigker Kirche, der Taufstein in der Auferstehungskirche im Stadtteil Siedlung. Im Dessauer Tierpark sind es die Terrakottas "Bärin mit Jungen" und "Mädchen mit Hündchen". Am Durchgang zum Rathaushof das Relief. Und dann natürlich die Bären von der Bärenuhr in der Antoinettenstraße ganz in der Nähe des Leopold-Carrés. Es ist also einiges zu sehen.
Indirekt gehört dazu die Hasenplastik vom Hasenwinkel, die verschwunden war und 2011 auf Betreiben des Heimatvereins Siedlung von der Dessauer Künstlerin Christine Rammelt-Hadelich völlig neu geschaffen wurde, frei nachgestaltet der ersten Fassung von der Waldkaterkeramik.