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Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater: Zehn Jahre Arbeit auf dem Intendantenstuhl

02.01.2002, 16:30

Dessau/MZ. - Kurz vor dem Jubiläum gab es den größten Erfolg. Wenn Johannes Felsenstein dieser Tage seine zehnjährigen Intendantentätigkeit am Anhaltischen Theater Dessau feiert, dann dürfte das vierwöchige Japan-Gastspiel im November mit zwei seiner Inszenierungen noch immer Gesprächsthema sein. Die Aufführungen von "Salome" und "Der Fliegende Holländer" in Japan sind der Höhepunkt jener zehn Jahre, die Felsenstein bislang in Dessau verbrachte.

Dass es zu dieser Tournee kam, gründet auf der Initiative Felsensteins und einer Inszenierungsarbeit, die das japanische Management in einer Weise überzeugte, dass die Einladung ausgesprochen wurde. Das Geheimnis dieser Qualität sieht das Theater selbst in erster Linie in der nunmehr zehnjährigen Kontinuität der Arbeit sowohl als Regisseur wie auch als Intendant. In letzterer Funktion habe Felsenstein immer wieder Wert gelegt auf die richtigen Partner.

Felsensteins erste beiden Generalmusikdirektoren, der Kanadier Daniel Lipton und der Österreicher Carlos Kalmar, gaben dem Orchester einen weit über die Region Aufmerksamkeit erregenden Auftrieb. Nun wurde mit dem jungen Dirigenten Golo Berg ein Generalmusikdirektor verpflichtet, der bereits zu Beginn seines Engagements im vergangenen Jahr für einen spektakulären Start sorgte, als er in seinem ersten Sinfoniekonzert Heiner Goebbels "Surrogate Cities" aufführte.

Als Schauspieldirektor verpflichte Felsenstein den Berliner Schauspieler und Regisseur Helmut Straßburger, der im August 2002 auch zehn Jahre in diesem Amt ist. Zu seinen insgesamt 24 Inszenierungen gehören "Faust I", "Faust II", "Nathan der Weise", "Der zerbrochne Krug", "Der Besuch der alten Dame", "Antigone" "Ein Sommernachtstraum" oder auch die Opern "Der Silbersee", "La Cenerentola" und "Titus".

Für das inzwischen in DessauBallett benannte Tänzer-Ensemble engagierte Johannes Felsenstein als Chefchoreographen nach der dem Ausdruckstanz verpflichteten Choreographin Arila Siegert den jungen Kubaner Gonzalo Galguera, der u.a. mit der "H-Moll-Messe", mit "Passionen", "Carmen", "Die vier Jahreszeiten / Sueños de Tango" großen Zuspruch und positive Rezensionen für sich verbuchte und kürzlich mit dem Ballett-Fest für Furore sorgte.

Aufmerksamkeit zog auch die eigene Sparte des Intendanten - das Musiktheater - auf sich. Besonders durch die (Wieder)-Entdeckung der Opern des jungen Verdi in den ersten Jahren fanden Opernbegeisterte und Fachkritiker den Weg nach Dessau. Gelobt wurden oft Felsensteins deutsche Übersetzungen wie bei "Die beiden Foscari", "Luise Miller" und "Johanna d''Arc". Ein Verdi-Zyklus - bestehend aus insgesamt sechs Werken - entstand von 1993 bis 2000. Dieser Zyklus war fortan Grundstock für ein kleines Festival mit dem Titel "Musiktheater an der Mulde". Wurden dabei im Frühjahr zunächst vier verschiedene Felsenstein-Inszenierungen aufgeführt, so stammt die vierte Vorstellung neuerdings von Choreograph Gonzalo Galguera.

Begeisterung beim Publikum registriert das Theater aber auch bei Felsensteins szenischen Umsetzungen von Werken des heiteren Genres wie "Orpheus in der Unterwelt", "Die lustigen Weiber von Windsor", "Il Campiello" oder zuletzt "Zar und Zimmermann". Zu seinen bevorzugten Komponisten gehören aber auch Mozart und Janácek. Von letzterem wird er nach "Jenufa" diesen April "Katja Kabanowa" herausbringen.

"Außerordentlich stark sind immer wieder Felsensteins Bestrebungen, das Theater besonders auch für junge Besucher zu öffnen und dies in allen Sparten", weiß Pressesprecherin Dagmar Mammitzsch über die Arbeit des Intendanten. Dies gelte für alle Alters- und Berufsgruppen, "denn gespielt wird für die gesamte Region."