1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Amphibienschutz: Amphibienschutz: Luisiums-Deich bekommt noch Löcher

Amphibienschutz Amphibienschutz: Luisiums-Deich bekommt noch Löcher

Von Carla Hanus 17.01.2013, 19:11

Waldersee/MZ. - "Das wird derzeit ermittelt", sagt der Sachgebietsleiter Untere Wasser- und Naturschutzbehörde. Wissend um die Befürchtungen der Walderseer, dass die Spundwand zu sehr zerlöchert werden könnte, fügt er hinzu: "Die Zahl wird deutlich darunter liegen." Dass es mehr als die bisherigen drei Durchlässe sein müssen, davon indes gehen sowohl die Natur- als auch die Hochwasserschutzverantwortlichen aus. Wo zwischen 30 und drei die Zahl der Löcher schließlich liegen wird, das allerdings wird sich erst zeigen, wenn der Artenschutzbeauftragte der Stadt Dessau-Roßlau, Christoph Otto, alle Unterlagen ausgewertet und abgewägt hat.

"Wir haben uns bemüht, so viele Daten wie möglich zu sammeln", sagt Mardicke. "Die haben wir jetzt zusammen, um eine fundierte Analyse der Gesamtsituation vorlegen zu können und keine Schnellschüsse zu machen."

Tatsächlich werden die Amphibien, darunter besonders streng geschützte Arten, im Luisium seit 2008 beobachtet. Damals hatten Naturschützer darauf aufmerksam gemacht, dass die Spundwand zwischen Luisium und Asid-Schleuse ein unüberwindbares Hindernis für Amphibien darstellt. Im März 2010 wies die Obere Naturschutzbehörde auf die Pflicht zur Untersuchung der Situation sowie zur Planung wirksamer Maßnahmen und deren Umsetzung hin. Die ganz klare Ansage: Die erhebliche Beeinträchtigung des Flora-Fauna-Habitat-Gebietes ist zu beheben. Von Mai bis November 2010 wurden diese Untersuchungen im Auftrag des Landesbetriebes für Hochwasserschutz, der als Erbauer der Spundwand als der Verursacher dieser Naturschutz-Mängel gilt, durchgeführt. Das Gutachten empfiehlt in seinem Abschlussbericht das Einbringen von Durchlässen, was auch die Obere Naturschutzbehörde angeregt hatte. Im März 2011 wurden diese Untersuchungen dem Ortschaftsrat in Waldersee vorgestellt. Drei Durchlässe wurden kurze Zeit später in der Spundwand eingebracht, dazu eine Übersteighilfe, um noch einmal zu beobachten, welche Varianten die Amphibien annehmen. Die Auswertung ein Jahr später zeigte, dass die Kröten, Unken und Frösche zwar die Schlupflöcher nutzen, die "Brücke" aber nicht, und dass noch einige weitere Durchlässe benötigt werden.

Artenschutzbeauftragter Christoph Otto begründet das unter anderem damit, "dass wir es hier nicht mit der klassischen Wanderbewegung von Amphibien zu tun haben, die Spundwand befindet sich im Lebensraum der Arten". Die Tiere würden demzufolge nicht nur zu bestimmten Zeitpunkten zwischen dem Gewässer und den angrenzenden Grundstücken unterwegs sein, sondern im Jahresverlauf hin- und herwechseln. Otto vergleicht die Spundwand und ihre Errichtung im Lebensraum der Amphibien "mit einer Wand, die quer durch die Wohnung gezogen wird und nicht über eine Straße, die zum Einkaufen fahren benutzt wird".

Da gehe es nicht nur um die Population konkret an diesem Standort Luisium, sondern auch um Vorkommen, die sich im Umland befinden. Alles das gelte es zu berücksichtigen. Deshalb müsse eine Lösung für die Amphibien gefunden werden.

Die dafür von den Naturschützern favorisierten Durchlässe trage auch der LHW mit, sagt Peter Noack. "Es gibt da keinen Deal", betont er. Zwar sei es im Nachhinein unschön, die Löcher einzubringen. Aber auch wenn die Bewegungen der Amphibien schon beim Bau der Spundwand so genau bekannt gewesen wären, "dann wären wir auch zu keiner anderen Lösung als dieser Spundwand mit Durchlässen gekommen", setzt Jürgen Mardicke den Gedanken Noacks fort. Der wiederum erklärt ergänzend, dass bei einer Erdaufschüttung die Böschung zu steil werden würde. Denn das parkseitige Gewässer müsse geschont, dürfe nicht zugeschüttet werden.

Dass es weniger als 30 Löcher werden sollen, das kommt Noack entgegen. Gleichwohl sieht er in den Durchlässen keine Gefährdung für den Hochwasserschutz. Die Öffnungen befinden sich in einer Höhe, die sich dem Freibordbereich annähert, was in etwa dem Wasserstand von 2002 entsprechen würde.

Gleichwohl werde dafür gesorgt, dass die Durchlässe sicher verschlossen werden können. Der Anbau aller Verschlüsse soll mit dem Einbringen der weiteren Durchlässe geklärt werden. Im Notfall könnten die drei derzeitigen Öffnungen von 15 mal 15 Zentimeter aber in kürzester Zeit verschlossen werden, versichert Noack. Wie die Verschlüsse aussehen und wie deren Pflege erfolgen soll, das sei zwischen Landesbetrieb und Stadt zu klären, sagt Mardicke. Da gebe es auch an anderen Stellen im Hochwasserschutz entsprechende Vereinbarungen.

Geregelt werde das, wenn der Landesbetrieb die weiteren Löcher einbringt. Wann das sein wird, hängt vom Abschluss der Analyse des Artenschutzbeauftragten ab. "Wir werden auf alle Fälle vorab den Ortschaftsrat informieren", betont Jürgen Mardicke. Und Peter Noack kündigt für diese Sitzung die Beteiligung des Landesbetriebes an.