Zünftige Feier an der Goitzsche
BITTERFELD/MZ. - Und so zog es von Freitag bis Sonntag rund 26 000 Besucher an die Goitzsche, um zu bummeln, zu schauen, sich zu amüsieren und das maritime Flair zu genießen. Rund 35 Vereine, 110 Händler sowie 30 Schausteller präsentierten ihre Angebote. Erstmals in der Geschichte des Hafenfestes, das zum vierten Mal veranstaltet wurde, lockte ein Antik- und Trödelmarkt die Besucher an.
Diese hatten zum Teil lange Wege auf sich genommen, um nach Bitterfeld zu kommen. Das war für Neptun, Herrscher der Meere, und sein Gefolge Grund genug, um einigen von ihnen ein Geschenk zu überreichen. Natürlich nicht ohne Gegenleistung - zuvor mussten drei Aufgaben überstanden werden.
Kit Belgum aus der Hauptstadt von Texas jedenfalls hat die Neptun-Prüfungen mit Bravour bestanden. Sie war auf Besuch in Bitterfeld-Wolfen, weil sie mit Angela Zaman aus Thalheim seit 32 Jahren eine sehr enge Freundschaft verbindet, wie die beiden Frauen erzählten. Sie begann während des Studiums von Angela Zaman in Potsdam zunächst als Brieffreundschaft. Mittlerweile ist Kit Belgum nun schon das sechste Mal in Deutschland. Sie kennt die Goitzsche noch aus jenen Zeiten, als hier noch Kohle abgebaut wurde. "Es ist faszinierend, was hier entstanden ist", sagte sie.
Diese Auffassung vertritt auch Victor Portnov, Oberbürgermeister der Partnerstadt Dzerzhinsk. Obwohl er bereits das dritte Mal Bitterfeld-Wolfen besuchte, war er zum ersten Mal an der Goitzsche. "Ich bin begeistert vom Ambiente", erklärte er. "Wir haben zu Hause den Fluss Oka, der in Nischni Nowgorod in die Wolga fließt." Allerdings habe dieser nicht so einen schönen Strand. "Insofern ist Bitterfeld-Wolfen für uns ein Vorbild. Wir hoffen, dass wir uns mit der Zeit auch mal so einen Strand leisten können."
Für eine große Überraschung sorgte Portnov, als er Stadtrat Dietmar Mengel das Ehrenzeichen der Stadt Dzerzhinsk überreichte - als Dank für sein langjähriges Engagement in Sachen Partnerschaft zwischen beiden Städten, die bereits seit 13 Jahren besteht. Dietmar Mengel war sichtlich gerührt. "Diese Auszeichnung kam völlig überraschend für mich", freute er sich.
Neben der fünfköpfigen Delegation aus Russland waren auch Gäste aus den Partnerstädten Marl und Kamienna Gora angereist.
Einen nicht so weiten Weg hatte Sabine Hausmann aus Wittenberg zurückgelegt. Sie hat bislang noch kein Hafenfest verpasst. "So ein Flair hat kein anderes Fest in der Umgebung zu bieten", meinte sie. Ihr Enkel Erwin vergnügte sich indes in Captain Hooks Piratenlager, wo man testen konnte, ob man überhaupt das Zeug für einen Piraten hat. Erwin hat es und lachte mit seiner Großmutter herzlich über die "komische Modenschau". Gestaltet wurde diese von Freizeitmodels aus Halle, die sich das Malimo-Kollektiv nennen und die die ganze Palette "bekannter und weiter veredelter einheimischer Stoffe aus der DDR" Revue passieren ließen. Steffi Ohnesorg fand daran weniger Gefallen, sie war vor allem wegen des Musikangebots gekommen. So waren am Samstag und Sonntag beispielsweise der Shanty-Chor aus Berlin, "Die Trenkwalder", Bianca Graf, Wolfgang Ziegler, die Modern-Talking-Double-Show sowie Judith Hermann und weitere Nachwuchskünstler zu erleben.
Und fern von allem Trubel startete am Samstagabend der Heißluftballon "Bitterfeld-Wolfen" in der Grünen Lunge zu seiner Jungfernfahrt. Zuvor war er von OB Petra Wust mit Sekt und den Wünschen für "Glück ab, Gut Land" getauft worden. Ursprünglich sollte wegen der Witterungsbedingungen gar nicht gestartet werden, doch dann ging plötzlich doch die Post ab. Das war allerdings lediglich für das betreuende Ballonteam keine Überraschung.