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27-Jähriger vor Gericht Zeugenaussagen verwirren Gericht nach Tankstellenüberfall in Wolfen

20.04.2021, 08:41
Welche Farbe hatte die Waffe? (Symbolbild)
Welche Farbe hatte die Waffe? (Symbolbild) imago/Olaf Döring

Dessau/Wolfen - Die Zeugin im Dessauer Landgericht ist präzise. Sie kann sich an viele Details des 4. August 2020 erinnern, als ein Mann mit gezogener Pistole ihren Kollegen quer durch die Tankstelle an der Wolfener Verbindungsstraße jagte. Doch gegen Ende ihrer Vernehmung sagt sie einen Satz, der das Gericht sichtbar irritiert. „Er“ - sie blickt zur Anklagebank - „kann es nicht sein. Das sagt mir mein Bauchgefühl.“

Es wirkt nicht so, als wisse sie es besser oder habe einen Grund, den 27-Jährigen zu decken, den sie als Stammkunden kannte. Und sie scheint ratlos, als man ihr sagt, man habe dessen Spuren an dem Rad gefunden, mit dem sie den Täter hat kommen sehen, und an jenen Flaschen, die er auf ihren Tresen stellte: „Ich kann es mir nicht erklären.“

Der Vorfall hat die Zeugin schwer mitgenommen

Ob der Angeklagte der Täter war oder nicht – der Vorfall hat die Zeugin schwer mitgenommen. Zwei Monate war sie krank geschrieben, noch heute ist sie in psychologischer Behandlung, hat den Job gewechselt. Wie auch ihr Kollege, der mit der Pistole bedroht wurde und ebenfalls unter schweren psychischen Problemen litt. Er hat erhebliche Probleme, in dem Angeklagten den möglichen Täter zu erkennen. Der hatte damals ein Bandana über Mund und Nase getragen und das Käppi ins Gesicht gezogen.

Beide sind sich in einem Punkt völlig einig: Als der Täter die Tankstelle das erste Mal betrat, wirkte er schwer angetrunken. Nachdem er sie kurz verlassen hatte und mit der Waffe in der Hand zurückkam, schien er völlig ausgenüchtert und wenig später auf der Flucht vor zwei Polizisten erstaunlich flink.

Die Zeugin sagte auch noch, sie habe die Waffe genau gesehen

Eine weitere Zeugin, eine Freundin der Angestellten, scheint das erklären zu können. „Er hat total den Besoffenen gespielt.“ Für die beiden Frauen habe er sich nicht interessiert, er sei nur hinter dem Mann hinterher gewesen.

Die Zeugin sagte auch noch, sie habe die Waffe genau gesehen. Als ihr der Richter die in der Wohnung des Angeklagten gefundene schwarze Schreckschusspistole zeigt, sagt sie: „Die Waffe war heller, wirklich, ich sehe die noch genau vor mir.“ Das Verfahren wird am 10. Mai fortgesetzt. (mz/Thomas Steinberg)